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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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Für einen Mann mit seinem Job war das kein gutes Zeichen.
    Sie betrachtete ihn einen Moment lang und bemerkte, wie das Sonnenlicht sein feuchtes Haar gold schimmern ließ und die Haarspitzen so anstrahlte, dass über ihm ein wuscheliger Heiligenschein zu schweben schien. Irgendetwas an seiner Körperhaltung berührte sie tief. Seine hängenden Schultern verrieten die Schwere seiner Gedanken. Von dem militärischen Auftreten, das sie so anziehend gefunden hatte, als sie sich kennengelernt hatten, war nichts mehr zu bemerken. Warum nur, fand sie ihn also attraktiver als jemals zuvor?
    Sofort rügte sie sich dafür, dass sie immer noch derart versessen auf ihn war, und errötete, als ihr die Demütigung des vergangenen Abends wieder einfiel. Laut schlug sie die Tür hinter sich zu, sodass er erschrocken herumfuhr. Falls er darauf wartete, dass sie ihm ihr Herz schenkte, konnte er warten, bis er schwarz wurde. Sie war nicht mehr so naiv wie früher.
    Als er in die Küche kam, bemerkte sie die Ringe unter seinen Augen und die Bartstoppeln im Gesicht. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
    »Morgen«, sagte er und kam auf sie zu. »Wie war’s Joggen?«
    »Gut.« Sie wandte sich dem Wasserspender zu, um sich etwas Eiskaltes zu trinken einzuschenken. »Du bist schon früh auf.« Sie füllte ein Glas und spürte schmerzlich, wie er sie unentwegt anschaute.
    »Ich habe gehört, wie du das Haus verlassen hast«, sagte er.
    »Sorry. Ich habe versucht, leise zu sein.«
    »Setz dich. Ich mach uns Frühstück«, bot er unerwartet an.
    Sie warf ihm einen kurzen, unsicheren Blick zu. Er hatte sonntags oft Frühstück gemacht – wenn er denn zu Hause gewesen war. Hatte er sich plötzlich daran erinnert, oder gab es irgendetwas, worüber er sprechen wollte?
    Er trat direkt neben sie und streifte eine ihrer Schultern, als er einen Becher aus dem Schrank nahm. Durch seine Nähe alarmiert ging sie zu einem Hocker und setzte sich.
    Sie versuchte herauszufinden, wie es ihm ging. Nach den Ereignissen am vergangenen Abend war er in sein Arbeitszimmer verschwunden. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Wenn er die ganze Nacht lang aufgewesen war, hatte er genug Zeit gehabt, über ihre vorschnellen Worte nachzudenken. Ich brauche dich. Ich brauche dich! Allein der Gedanke daran, ließ sie schaudern. Sie hoffte, dass er nun nicht weiter darauf eingehen würde. Entweder wollte sie ihn in ihrem Leben oder nicht, würde er sagen. Also, was nun?
    Er verharrte an der Kaffeemaschine und starrte auf den Becher, den er gerade gefüllt hatte. »Wie nimmst du ihn noch?«
    »Mit Milch und Zucker«. Er schenkte ihr tatsächlich einen Becher Kaffee ein. Wie süß war das denn?
    Er reichte ihn ihr, genau so, wie sie ihn mochte. Helen nippte daran und wartete.
    »Hast du letzte Nacht den Hund bellen hören?«, erkundigte er sich.
    Sie legte den Kopf schief. »Nein«, erwiderte sie und versuchte, sich zu erinnern.
    Seine Mundwinkel umspielte ein Lächeln. »Meine Männer waren da, um mich zu besuchen. Eigentlich wollten sie die Terrasse mit Luftschlangen schmücken, aber ich habe sie kommen hören und ihren Plan vereitelt«, fügte er hinzu und sein Lächeln wurde zu einem Grinsen.
    Ah, das Wiedersehen mit seinen SEAL s. War es das, worüber er sprechen wollte? Nichts machte Gabe glücklicher, als Zeit mit seinem Platoon, zu verbringen. Sie verzog ihren Mund zu einem zynischen Lächeln. Er hatte die Gesellschaft seiner Männer ihrer so oft vorgezogen, dass sie eifersüchtig geworden war.
    »Nachdem du verschwunden warst, sind sie regelmäßig vorbeigekommen«, erzählte sie. »Sie wollten dafür sorgen, dass ich nicht noch depressiv werde.«
    Allerdings hatte es in Wirklichkeit immer damit geendet, dass sie seine Männer tröstete, aber das brauchte Gabe nicht zu wissen. Sie hatten seine Abwesenheit täglich betrauert. Dabei war ihr schmerzhaft bewusst geworden, dass er seine Hauptaufmerksamkeit immer dem Trupp gewidmet hatte und nur die restliche Zeit für sie übrig geblieben war.
    Gabe nickte, offensichtlich überzeugt davon, dass sie genau das getan hatten. »Was war mit Miller? Ist er auch gekommen?« Sein Blick wurde deutlich durchdringender.
    Jetzt verstand Helen, worum es ging. Scharfsinnig wie er war, hatte Gabe die Spannung zwischen ihr und dem XO bemerkt, und er wollte eine Erklärung dafür haben. Sie verspürte ein perverses Bedürfnis, seine Eifersucht zu schüren – obwohl das kaum einen Sinn ergab, wenn man ihren

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