Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
Vom Netzwerk:
geglaubt und in ihm den Wunsch entfacht hatten, sich wieder aus der Asche zu erheben.
    Trotzdem war nichts und niemand für Gabe so lehrreich gewesen wie die Zelle – dieser Schrein der Buße und Selbstbesinnung. Er war zu der Erkenntnis gelangt, dass der wahre Sinn des Lebens nicht darin lag, Terroristen zu bekämpfen und die Welt davor zu bewahren, im Wahnsinn zu versinken – sicher, das war durchaus auch ein Ziel. Aber das andere, ebenso wichtige, bestand darin, tiefgehende Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Diese Bündnisse waren es, die einem das Leben versüßten, ihm einen Sinn, Würde und Kraft verliehen.
    Seit dem Verlust seiner Mutter hatte Gabe sich geweigert, Beziehungen zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Sie bedeuteten für ihn Schmerz und Schwäche. In seinem Job und in Anbetracht der Gefahren, mit denen er es zu tun hatte, wollte er nicht von Gefühlen beherrscht werden. Er war vor ihnen davongelaufen, hatte Überstunden gemacht und an jeder möglichen Mission teilgenommen, nur um zu verhindern, dass er Helen zu lieben begann. Und wann immer sie miteinander schliefen, hatte er fest die Augen geschlossen und sich geweigert, mehr als die rein körperliche Lust wahrzunehmen und auch nur das kleinste bisschen Liebe zuzulassen.
    Doch trotz seiner intensiven Bemühungen war er gescheitert. Während seiner Gefangenschaft hatte er entdeckt, dass in ihm durchaus so etwas wie Liebe existierte, ohne Wenn und Aber, dem Herrn sei Dank. Was er als Schwäche gefürchtet hatte, war zu seiner Stärke geworden. Seine Beziehung zu Helen hatte ihn am Leben gehalten. Denn was er mehr schätzte als alles andere – mehr als Stolz, mehr als Patriotismus, mehr als seinen eigenen Körper – , war seine Frau. Er musste sie unbedingt wiedersehen, und wenn auch nur, um ihr zu sagen, wie viel sie ihm bedeutete.
    Wie oft hatte er auf diesem Mauervorsprung gelegen und darum gebetet, eine Chance zu bekommen, alles wiedergutmachen zu können.
    Während er die Erkenntnis hatte, dass nun seine Chance gekommen war, dieses Versprechen zu erfüllen, schloss er leise die Zellentür hinter sich.
    Dann drehte er sich um und sah zu dem Raum auf der anderen Seite des Ganges hinüber. Er griff nach der Klinke, drückte sie herunter und fand die Tür verschlossen. Kein Problem. Er hatte mehr als einmal gesehen, wie seine Entführer den Schlüssel oben auf den Türrahmen gelegt hatten. Er nahm ihn an sich und brauchte nur eine halbe Stunde, um sich für das eine Jahr der Gefangenschaft zu rächen.
    Der Raum besaß eine Klimaanlage, ein Luxus, der den Computern diente, aber nicht ihm. Er fröstelte in der Kälte und ging direkt zu dem Rechner, der eingeschaltet war. Mit pochendem Herzen ließ er sich auf einen überhaupt nicht in die Umgebung passenden Korbsessel nieder und rief sich ins Gedächtnis, was er vor einiger Zeit in einem Hacker-Kurs für SEAL -Offiziere gelernt hatte.
    Microsoft Office über die DOS -Ebene zu erreichen, war nicht unbedingt einfach. Er brauchte fünfzehn Minuten, bevor es ihm gelang. Dann konnte er Ordner durchsuchen und Informationen sammeln, die gegen seine Entführer zu verwenden waren. Seine Kenntnisse der koreanischen Schrift waren gering, aber es gab immer noch genug anderes, das ihm ins Auge stach.
    Heilige Scheiße! Pläne von Waffenlagern.
    Ganze Lagerlisten.
    Experimentelle Waffen.
    Eine Liste von Käufern, einschließlich Nigeria und Irak – was keine Überraschung war.
    Er packte sämtliche Dokumente in eine Zipdatei. Wenn sie in verantwortliche Hände kamen, würden diese Informationen Terrorgruppen auf der ganzen Welt erheblich schaden. Die Waffenlager in Nordkorea konnten angegriffen und zerstört werden. Und um die Käufer würde man sich ebenfalls kümmern.
    Aber wie sollte er sein Land warnen? Er hatte keine Zeit, die Dateien auszudrucken. Papier konnte nass werden und war leicht zu zerstören.
    Eine E-Mail! Er würde eine E-Mail an jemanden in den Staaten schicken und die Zipdatei anhängen.
    Während ihm der Schweiß über den nackten Rücken lief, öffnete Gabe das E-Mail-Programm. Einen Moment lang saß er da und versuchte, sich an die Adresse seines Commanders zu erinnern. Denk nach. Denk nach. Denk nach.
    Ihm war bewusst, dass er nach der Gehirnerschütterung, mit der er hier eingetroffen war, einige Erinnerungen verloren hatte, aber diese Lücke war einfach nur ärgerlich. Er und Lovitt hatten täglich per E-Mail kommuniziert. Wie zum Teufel lautete noch seine Adresse?
    Da sie ihm

Weitere Kostenlose Bücher