Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Tisch.
»Dann ist es aus zwischen uns«, sagte er. »Ich fahre nach San Antonio. Wenn du es dir anders überlegen solltest, ruf mich an. Du weißt, ich bin jederzeit zu erreichen.«
Bill hatte einen Anrufbeantworter zuhause und ein mobiles Telefon auf dem Grundstück in seiner Nähe. In der Schule konnte ihn Phoebe ebenfalls anrufen. An der Tür drehte er sich noch einmal um. Das Weggehen fiel ihm schwer.
»Phoebe, ich sehe nun mal absolut keinen Sinn darin, wenn wir unsere besten Jahre auf dieser Farm vergeuden. Für was und für wen? Ich bin Lehrer und verdiene genug. Lass doch jemand anders die Farm bestellen.«
»Niemals. Solange ich lebe und krauchen kann, geschieht das nicht.«
»Wie kann man nur so stur und verbohrt sein«
Bill wandte sich seufzend auf. Phoebe schaute aus dem Fenster und sah ihn wegfahren. Er legte mit dem Mercury Cougar seinen üblichen Rennfahrerstart hin. Eine Staub- und Abgaswolke blieb zurück. Der rote Mercury mit dem Stiergehörn auf dem Kühler fuhr über eine Bodenwelle und verschwand.
Phoebe war allein. Jetzt erst konnte sie weinen. Sie saß am Küchentisch und schaute auf den Verlobungsring, den Bill weggelegt hatte. Der Ring verschwamm vor ihren Augen, weil die Tränen ihr den Blick trübten. Phoebe war hin- und hergerissen. Ein Teil von ihr verlangte, dass sie sich in ihren alten Ford setzte und Bill hinterherfuhr. Anderseits war sie wieder entsetzlich wütend auf Bill, weil er sie ausgerechnet jetzt im Stich ließ, wo auch noch der Spuk sie heimsuchte.
Die letzte Nacht war zwar nichts geschehen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass alles vorbei war und der Spuk nicht mehr auftreten würde. Alle lassen sie mich im Stich, dachte Phoebe. Zuerst ist Randy gestorben. Frank Custer ist vor dem Spuk geflohen. Jetzt verlässt Bill mich.
Trotzig sagte sie sich, es könnte nur gut sein, wenn sie ihren Exverlobten noch rechtzeitig durchschaut hatte. Denn was sollte sie mit einem Mann, der sie schon während der Verlobungszeit während der schwersten Krise im Stich ließ?
Leichtlebig ist er und ein Opportunist, redete Phoebe sich ein. Ein feiner Schullehrer, der sich die Finger nicht schmutzig machen will. Der Herr ist sich zu schade für die Farmarbeit.
Old Grub bellte und kratzte von draußen an der Haustür. Phoebe ließ ihn herein, nahm den Hund in die Arme und kraulte ihn.
»Jetzt sind wir beide wieder unter uns, Grub«, sagte sie. »Wir schaffen es auch allein. Du lässt mich nicht im Stich.«
Der Pit Bull winselte und leckte Phoebe mit seiner rauen Zunge das Gesicht. Sie wischte sich ab und gab ihm dann das Kotelett aus dem Kühlschrank, das eigentlich Bill hätte zu Mittag essen sollen. Old Grub fraß es mitsamt dem Knochen, den er problemlos zermalmte.
Die Farm war da; die Tiere von der Farm waren da und die Äcker und Felder, Gebäude und Stallungen. Doch Phoebe hatte ihre Liebe verloren. Und sie sollte noch merken, dass eine Liebe mehr wog und Gut und Geld und dieses sie nicht ersetzen konnte. Zunächst war sie durcheinander.
An dem Tag stellte sie sich an wie ein kompletter Trottel, weil sie ständig an Bill denken musste und es mit ihren Gefühlen auf und ab ging. Mal fuhr sie versehentlich in den Graben. Dann nahm sie Kalk statt Dünger in den Streubehälter und merkte es erst auf dem Acker. Beim Kühemelken stellte sie sich an, als ob sie noch niemals die Melkmaschine bedient hätte.
Phoebe wusste, wo es herkam. Ihr Herz schmerzte. Bill, dachte sie immer wieder, und sie ertappte sich, wie sie, in Arbeitskleidung und mit Kopftuch auf dem Traktor sitzend, immer wieder zu der Straße spähte, die vom Highway zu ihrer Farm führte. Sie hoffte, dass Bill wiederkommen würde.
Doch er kam nicht. Phoebe schaffte an dem Tag längst nicht so viel, wie sie sich vorgenommen hatte. Der Tag schleppte sich zäh dahin. Am Abend saß die junge Frau vor dem Fernseher, ohne zu begreifen, was sie auf dem Bildschirm sah. Vom Verstand her sagte sie sich, dass es mit Bill und mit ihr keinen Zweck hatte. Doch ihr Gefühl sprach dagegen.
Phoebe duschte. Sie nahm Old Grub mit ins Schlafzimmer, weil sie nicht völlig allein sein wollte. Wenigstens ein lebendes Wesen sollte in ihrer Nähe sein. Der Pit Bull legte sich auf den Bettvorleger und gab den Kopf auf die Pfoten. Er schlief sofort ein. Old Grub war selig, dass Bill weg war.
Phoebe konnte lange nicht einschlafen. Ihr Liebeskummer lenkte sie vorübergehend völlig von ihren Problemen mit dem Spuk ab. Sie dachte kaum an
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