Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Vielleicht könnte man eine Schneideschar an ein anderes Gerät dranmontieren.«
Soviel Ahnung von Ackerbau und Viehzucht hatte Bill Jackson auch wieder nicht.
»Du würdest die Neuesten machen«, sagte Phoebe zu seinem Vorschlag. Am besten an den großen Mähdrescher, was? – Ich weiß ja, dass du es nicht böse gemeint hast, Bill, und bin froh, dass du mir hilfst. Ich bin nur gereizt wegen dem Spuk. Zwei Anschläge sind auf mich verübt worden. Meine Scheune ist niedergebrannt, mein Knecht wurde fast umgebracht. – Wie kann ich da ruhig sein?«
Bill Jackson erbot sich, den Klee mit der Sense abzumähen und die Reparatur der Mähmaschine zu bezahlen. Phoebe lehnte das letztere ab.
»Das kommt gar nicht in Frage. Dafür, dass du unentgeltlich für mich arbeitest, brauchst du nicht noch was draufzulegen.«
Bill Jackson legte die Schneideschar auf die Mähmaschine und fuhr genickt zu den Farmgebäuden zurück. Das Haupthaus war aus Steinen gemauert. Die restlichen Gebäude bestanden aus Adobeziegeln oder aus Holz. Die Bauten waren sonst immer hell verputzt oder gestrichen gewesen. Jetzt hatte der Rauch von dem Scheunenbrand sie geschwärzt.
Die Brandstätte sah auf der sonst tadellosen Farm wie ein hässliches schwarzes Geschwür aus. Die Brandermittlungsexperten arbeiten an diesem Samstag wieder dort, um ihre Ermittlungen möglichst bald abschließen zu können. Bill Jackson holte sich eine Sense, Wetzstein und Wasserflasche aus dem dämmrigen Schuppen. Die Tür knarrte.
Wenn ich jetzt abergläubisch wäre, würde ich mir womöglich einbilden, das Knarren sei eine Stimme, dachte der Collegelehrer. Er ritt zum Kleeacker zurück und fing an, die Sense zu schwingen, nachdem er die Schneide mit dem mit Wasser übergossenen Stein gewetzt hatte. Der athletische Mann gab sich Mühe, aber weil er nun mal kein gelernter Farmer oder Landarbeiter war, plagte er sich.
Bisher hatte ihn seine Liebe zu Phoebe die Strapazen alle klaglos ertragen lassen. Doch allmählich fragte er sich doch, ob er gut beraten war, sich an Phoebe zu hängen. Schließlich gab es auch noch andere Mädels. Bill Jackson befand sich in einem inneren Zwiespalt.
Einerseits liebte er Phoebe. Andererseits störte es ihn, dass sie unbedingt auf der Farm bleiben wollte und auch noch von ihm verlangte, dass er dahin zog. Zwar hatte Bill Jackson schon sein Einverständnis erklärt, fragte sich jetzt aber, ob das nicht voreilig gewesen war und er sich von Phoebes Reizen zu sehr hatte verblenden lassen.
Für die Farmerin trat damit ein weiteres Problem auf.
4. Kapitel
Die Spurensicherungsexperten fuhren am Abend wieder ab.
Der Leiter der sechsköpfigen Kommission verabschiedete sich mit den Worten: »Mehr können wir nicht herausfinden. Bedaure, Miss Starr. Aus den Untersuchungsergebnissen geht nicht hervor, ob es sich um eine Brandstiftung handelt oder nicht. Mit dieser Ungewissheit werden Sie leben müssen.«
»Wie verhält sich die Versicherung da?«, fragte Phoebe.
Der Teamleiter zuckte die Achseln.
»Das hängt davon ab. Es gibt kulante Versicherungen, die den Schaden in einem solchen Fall als Versicherungsfall ansehen und anstandslos zahlen. Andere sperren und drücken sich. Wie es bei Ihnen ist, müssen Sie abklären. – Ich denke aber, dass Sie früher oder später das Geld erhalten werden.«
Früher oder später – der Mann hatte gut reden. Er musste nicht knapp wirtschaften und zudem noch das Risiko der jungen Farmerin tragen. Mit den landwirtschaftlichen Betrieben lag es bis auf zwei oder drei Staaten in den USA überall im Argen. Die kleinen Farmer wurden von den landwirtschaftlichen Großbetrieben an die Wand gedrängt und teils gezielt ruiniert. Bei der schweren und harten Arbeit, wenig Urlaub und was die Landwirtschaft sonst noch so mit sich brachte mangelte es überall an Nachwuchs.
Es war schon ein Kreuz.
Zu alledem kamen jetzt auch noch die Probleme, die Phoebe mit dem Spuk hatte.
Phoebe wischte sich die Hände an der Schürze ab und strich ihr rotblondes, lockiges Haar zurecht. Sie schaute zur untergehenden Sonne und blickte über das Land hin, das ihr gehörte. Die Abendstimmung brachte sie wieder zu dem, was sie eigentlich wollte, nämlich auf ihrer Farm bleiben. Auch wenn sie schuften und auf manches verzichten musste, Phoebe wollte nichts anderes sein als eine Farmerin.
Sie hatte sich die harte Arbeit selbst ausgesucht. Sie sah das Wachsen und Gedeihen und hatte einen Anteil an der Natur, der sie näher
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