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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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fähig sein sollten, seine Richtung zu ändern, war den Papieren, durch die er zur U.S.S. Marrell Tech unter der Flagge von Panama wurde, Genüge getan.
    Die Auswahl des Eisbergs ging in zwei Schritten vor sich. Paul und Paula entdeckten, als sie zum ersten Mal das obere Schelfgebiet überflogen, im selben Augenblick einen riesigen, schneebedeckten, mit Kratern übersäten Koloß, frisch geteilt und inmitten von niedrigerem Eis, glitzernd an der Sonne. Sie brauchten sich gar nicht erst gegenseitig darauf aufmerksam zu machen; es war, als hätte sich plötzlich in ihren Köpfen ein Vektor entzündet. Es wurden Fotos geschossen und eiligst an Gloria geschickt, die ganz genauso reagierte wie sie.
    Aber die Techniker hatten sich bereits auf andere, kleinere Eisberge fixiert, die weiter entfernt vom ostwestlich verlaufenden Alaska-Strom lagen. Paul überstimmte sie einfach. Als wollte er sich dafür erkenntlich zeigen, bewegte sich der große Eisberg bald in bessere, nicht so überfüllte Gewässer. Wie sich zeigte, besaß er auch eine günstige Breite und verhältnismäßig flache Unterwasserformen. Dadurch würde sich auch die Krateröffnung verändern und die Entnahme des Schmelzwassers erleichtern. Endlich war der Tag gekommen, an dem sich die ersten Taue spannten. Sirenen heulten, Feuerwerkskörper stiegen in die Luft und erhoben sich über dem Jackson-Lager, das schon fast eine kleine Stadt war, und der riesige weiße Koloß begann fast unmerklich seinen Kurs zu ändern und, ach, so behutsam, seine zweitausend Meilen lange Reise nach Süden anzutreten. Man hoffte, ihn in weniger als drei Monaten in Los Angeles abliefern zu können, um den Labor Day herum. Es waren schon Bagger am Werk, die in sicherer Entfernung von den Ölbohrern vor Catalina eine Wiege für ihn aushoben. Als die Reise der U.S.S. Marrell Tech Wirklichkeit wurde, gelangten die Ereignisse und Aufregungen, die damit verbunden waren, mehr und mehr in die Nachrichten, vor allem als das Schiff in seinen ersten Sturm geriet und ihn ohne Bruch überstand. Aber vom wichtigsten Ereignis überhaupt wurde nur flüchtig Notiz genommen.
    Als sich der Eisberg in Gang setzte, erzeugte der Sog, der durch die Bewegung seines großen, unregelmäßigen Volumens unter Wasser hervorgerufen wurde, eine ganze Flotte kleiner Trümmer und Berge, die hinter ihm herschwammen. Sie schmolzen allmählich oder blieben zurück, bis nur noch einer, der größte, übrig war – ein ansehnlicher kleiner Eisberg, der ihnen beharrlich folgte. Es wurde beraten, ob man ihn in die Luft sprengen sollte, aber da schließlich auch er Wasser bedeutete, und da man im Augenblick nicht irgendwelche unnötigen Risiken eingehen wollte, wurde die Entscheidung hinausgeschoben. Ein Schlepperboot befestigte ein paar Greifhaken an ihm, und so gab es weiter keine Schwierigkeiten.
    Als man ihn Paula von der Luft aus zeigte, zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. »Das Ding gefällt mir nicht. Es sieht … schmutzig aus.«
    Der Pilot lachte.
    »Das meine ich im Ernst. Ich wünschte, wir könnten es wenigstens röntgen oder sonstwie untersuchen; vielleicht steckt da irgendwas drin.«
    »Ach, er wird bestimmt bald verschwinden.«
    Aber er verschwand nicht. Bis zu diesem Augenblick agierte die entflohene Beute, tief innen, eingebettet in Stase, in sich zurückgezogen, wie ein Tropismus. Das menschliche Auge sah nur, daß der harmlose kleine Eisberg in der Strömung gefangen zu sein und ständig in fast gleichmäßiger Entfernung zu folgen schien.
    Während er weitergezogen wurde, völlig ahnungslos gegenüber irgendwelchen Gefahren oder Menschlichkeiten oder den Bedeutungen und Gründen, die ihn vorwärtsbewegten, oder die er selbst in Gang setzte, hörte der hilflose kleine Enggi nie auf, den unirdischen Ruf nach seiner Erscheinung auszusenden. Nur die zunehmende Wärme in seiner Umgebung bereitete ihm einiges Unbehagen, das nur noch von dem befriedigenden Gefühl des langsamen, langsamen Wiedersammelns übertroffen wurde. Eine Zeitlang hatte er einen kleinen Hoffnungsschimmer gespürt, als näherten sich ihm Teile seines fehlenden Ichs. Aber im großen und ganzen war die Situation unvollkommen; irgendein wichtiger Aspekt, oder mehrere wichtige Aspekte, fehlten noch immer. Ihm war nur geholfen, wenn alles, was zu ihm gehörte, wieder zurückkam.
    In der menschlichen Welt verursachte ein anderes Ereignis sogar noch weniger Aufmerksamkeit: Eines Morgens wurde das von Smog durchzogene Sonnenlicht der

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