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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Gloria so weit erholt, daß sie dem Büro wieder Besuche abstatten konnte, um die Kandidatinnen, die dafür in Frage kamen, einmal an ihre Stelle zu treten, einzuarbeiten. Girta Grier war eine von ihnen; die ›Mutter‹ der jungen Absolventin der Wirtschaftsschule war erst kürzlich gestorben, und fast gegen ihr besseres Wissen hatte Gloria ihr angeboten, bei Marrell Tech zu arbeiten. Das Mädchen bewährte sich ausgezeichnet, und Gloria bemühte sich, ihr gegenüber unparteiisch zu sein und die wachsende, natürliche Zuneigung zwischen ihnen zu unterdrücken. Girta sah Gloria überhaupt nicht ähnlich, aber ein Künstler hätte vielleicht zwischen Girta und Paula gewisse gemeinsame Merkmale festgestellt, wenn man davon absah, daß Paula viel kleiner war und eine viel intensivere Ausstrahlung besaß.
    Miss Emstead mußte mit einigem Unbehagen feststellen, daß sich zwischen Girta und Paul ebenfalls eine natürliche starke gegenseitige Anziehung zu entwickeln schien, die das ältere Büropersonal wärmstens begrüßte. Aber sie sah die Dinge philosophisch: Wenn ein Mann von der Gesellschaft aus dem Bett der einen Tochter gezerrt wurde, nur um in das einer anderen gestoßen zu werden – stand es dann ihr, Gloria, zu, dem Schicksal zu trotzen? Also begnügte sie sich damit, dafür Sorge zu tragen, daß Girta Marrell Tech so fest wie möglich in den Griff bekam.
    Und so begab es sich, daß an dem großen Tag, an dem der gewaltige Eisberg schließlich vor Catalina ›vor Anker‹ ging und einen phantastischen Anblick bot, eine inoffizielle Empfangsparty, zu der auch Girta Grier und Tim Drever gehörten, mit dem Hubschrauber hinübergeflogen wurde und auf ihm landete.
    Als sie sich näherten, fielen alle vor Staunen in Schweigen. Dort unten lag er nun also! Glitzernd im Nebel, mit einem Regenbogen am Rand, und dann riß ein Windstoß den Nebelvorhang auf, legte zur Seeseite eine kleine Stelle zum Landen frei, dicht am Krater.
    Tief in diesem Krater rührte sich ein Wesen, so fremdartig, daß es für Menschen völlig unvorstellbar war, und lockerte seine eiserstarrte Abkapselung. Diese Bewegung machte sich in der Materie darüber kaum bemerkbar; Enggis Körpersubstanz war nur lose mit den molekularen Gittern des Eises verflochten. Was er spürte, war wenig mehr als eine große Freude. Seine verzweifelte Hoffnung hatte Gestalt angenommen, seine Stunde der Rückkehr zum Leben war gekommen.
    Als der Hubschrauber neben den Eisklippen niederging, riefen Girta und Tim Drever gleichzeitig: »Gott, ist der groß!« »Ich dachte, es wäre nur ein kleiner Hügel«, fügte Girta hinzu, »ein etwas größerer Eiswürfel!«
    »Das ist ja eine richtige Landschaft«, sagte Tim. Die Marrells und Gloria schwiegen, während ihnen der Pilot hinaushalf. Der Hubschrauber war auf einer großen Matte aus Maschendraht gelandet, die auf einem trockenen Platz an einem abschüssigen Hang, der rings um den Berg verlief, ausgelegt war. Unter ihnen, weiter draußen am Meer, stapften Männer durch die Untiefen und sicherten die Schleppseile. Außerhalb ihrer Sichtweite, hinter den blauweißen Klippen, waren die beiden Motoren befestigt, und auf dem sogenannten ›Heck‹ des Eisbergs flatterte eine Fahne mit dem Marrell Tech-Emblem. Über ihren Köpfen dröhnte ein weiterer Hubschrauber, der an den der Küste gegenüberliegenden Klippen eine große Marrell Tech-Reklame anbringen sollte. Der Eisberg wies keine permanenten Strukturen auf, es gab nur einen schmalen Pfad, der zur Kraterspitze führte. Da es sich hier um ein potentielles Trinkwasserreservoir handelte, war der gesamte Verkehr auf das von Wellen überflutete Schelf rings um den Berg reduziert worden. Der Schmelzprozeß hatte bislang wenig angerichtet, nur die Wasserstandsmarke ein Stückchen heraufgesetzt; nach unten ragte der große Eiskörper bis tief ins Meer.
    Zu Tims und Girtas Erstaunen kletterten Paula, Paul und Gloria bereits hurtig den steilen Weg zur Spitze hinauf. Paul hatte einen Arm um Glorias Taille gelegt; sie kamen ziemlich schnell voran.
    »Paß auf, daß du dich nicht übernimmst, Liebling!« rief Tim. Von oben blies ihm ein kalter, feuchter Wind ins Gesicht. Er und Girta folgten den andern in einem gemächlicheren Tempo.
    »Unsere Eisbergfanatiker«, bemerkte Girta und lächelte.
    Tim verzog das Gesicht. »Ich bin froh, wenn sie wieder heil von dem Ding runter sind. Warum müssen sie unbedingt da raufklettern?«
    »Ich kann es auch nicht verstehen«, sagte Girta

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