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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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worden.
    »Gloria – Daddy – hört zu! Wir wollen dahin fahren, ja? In Los Angeles herrscht schon überall Dürre, an der ganzen Küste entlang, dabei hat der Sommer doch gerade erst begonnen. Der Colorado River ist nur noch ein Rinnsal, die Leute fangen schon an, sich wegen des Wassers gegenseitig umzubringen. Trinkwasser! Jeder will es haben, jeder braucht es. Und Marrell Tech braucht eine gute Publicity. Es ist doch seit Jahren die Rede davon, Eisberge von da oben hierherzubringen – warum tun wir es nicht? Dadurch bekämen wir genügend Wasser – für Jahre. Mal angenommen, wir könnten einen von diesen ganz großen Eisbergen festmachen und ihn bis hier runter bringen und ihn direkt vor der Küste verankern, so daß man eine Leitung rauslegen könnte? Und mal angenommen, wir würden das umsonst tun, jedenfalls den ersten, als ›Geschenk von Marrell Tech‹ – in Großbuchstaben!«
    »Hmm«, machte Paul. Aber Gloria Emsteads Augen funkelten, als sie die beiden nacheinander ansah. Paula nahm an, daß ihr der Gedanke nicht neu war.
    »… Ströme. Und die California kommt irgendwo ab Portland zum Einsatz. Das ginge«, murmelte Paul. Er hatte einen seiner zerknitterten Briefumschläge aus der Tasche gezogen und kritzelte darauf herum. »Tiefe des Schelfs? Diese Dinger benötigen Kanäle … Berge im Meer? Wie kriegt man das in den Griff, sturmsicher? Damit er nicht verloren geht. Dampfer mieten, Schlepper. Ob man ihn mit einem Hubschrauber umkippen kann? Experten – wir brauchen Experten. Georgie Warner, um ihn reinzuholen … und wahrscheinlich kommen dann wieder irgendwelche verdammten Schreibtischhengste und sagen: Nicht möglich. Rechtsanwälte. Ich schätze, das wird das Schlimmste sein …«
    Dann wurde darüber kein weiteres Wort verloren. Von dem Augenblick an, an dem der Gedanke ausgesprochen war, war es eine abgemachte Sache: Marrell Tech würde jeden Pfennig, der aufgebracht werden konnte, darauf verwenden, jede Vorrichtung, die gebraucht wurde, zu besorgen oder neu erfinden, um diesen Eisberg nach Süden zu schaffen.
    Nur ein einziges Mal sagte Paul wie nebenbei zu Gloria Emstead: »Also, ich schätze, jetzt kriegen wir unseren Gletscher am Ende doch noch alle zu sehen. Wenn Mohammed nicht zum Berg kommen kann …!«
    Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    Und keiner von ihnen fragte jemals warum? Sie handelten einfach.
    Hätte man sie gefragt, dann hätten sie erklärt, daß Marrell Tech einem von der Dürre heimgesuchten Staat helfen wollte und daß man diese Initiative ergriff, weil sich hier vielleicht ein völlig neues technisches Gebiet eröffnete.
    Man holte den Rat von Experten ein und untersuchte die Durchführbarkeit – nicht in ledergebundenen Mappen, sondern es waren Skizzen, in ganzen Nächten angefertigt, auf Pauls zerknitterten Briefumschlägen. Inzwischen hatte Marrell Tech auf Jackson Promontory ein kleines Arbeitscamp errichtet, ganz in der Nähe einiger wahrscheinlich kalbender Eisberge, und es wurden Versuche mit Schlepptechniken und Tauen durchgeführt. Eis wirft die verschiedensten Probleme auf: Wie hoch liegt die Toleranzgrenze unter Druck? Wie groß ist die Rutschgefahr? Paul beschäftigte sich bald nur noch mit dem, was er am besten konnte und am liebsten tat – Probleme lösen, Neues erfinden, auf einem unbekannten Gebiet improvisieren. Paula und Gloria holten genügend Daten aus ihm heraus, um künftige Patentansprüche zu sichern, obgleich auch das irgendwie gar nicht so wichtig schien.
    Wie Paul vorausgesagt hatte, waren die rechtlichen Hindernisse am größten. Inzwischen hatten auch verschiedene ökologische Gruppen ihre Aspekte in das Projekt eingebracht. Aber als die grausame Dürre immer schlimmer wurde und das Getreide und die Toiletten austrockneten, wurde die Werbung immer stärker. Und Ellis Donohue, der jetzt eine stattliche Anzahl Mitarbeiter besaß, war habgierig genug, um sich in alle möglichen Büros – die der Meereskommission, der Marine, der Küstenwache und einem halben Dutzend anderer Organisationen – hetzen zu lassen.
    Die letzte Sackgasse schien erreicht, als man ihnen untersagte, einen Eisberg durch die Schiffahrtswege zu schleppen. Auch diese Hürde wurde genommen – mit Hilfe einiger diskreter Spenden an gewisse politische Aktionskomitees im geheimen, und nach außen hin, indem man den Eisberg zum Schiff deklarierte. Als ein geeigneter Eisberg ausgewählt war und darauf zwei Düsenmotoren installiert waren, die zumindest in der Theorie

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