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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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auch nicht zurück. Und das ganze Unternehmen endete schließlich mit einem großen Gewinn für Marrell Technologies, einem glücklichen, hohen Alter für Gloria und Tim, der befriedigenden, wenn auch irgendwie nicht ganz regulären, glücklichen Vereinigung von Girta und Paul und einer merklichen, wenn auch nur vorübergehenden Verbesserung der Wasserversorgung im Küstenbereich Kaliforniens.
    An anderer Stelle in Raum und Zeit waren Enggi und die beiden Späher auf ihrer Reise nach Hause.
    Eine Zeitlang fuhr Enggi schweigend dahin, bis er glaubte, die ärgerlichen und ernüchternden Lehren, die ihm erteilt worden waren, gut verdaut zu haben. Beim nächsten Mal, als sie von der Route abwichen, um einen eruptiven Komplex zu umgehen, sagte er mit zurückhaltendem Respekt: »Ich hab noch was gelernt.«
    »Sei still, nichtsnutziger Bengel«, fuhr ihn der eine der Späher an. »Du hast schon genug Ärger gemacht.«
    »Laß doch«, mischte sich der andere ein. »Dieser kleine Knirps, wie sträflich er sich auch benommen hat – immerhin hat er einen Esser aus nächster Nähe erledigt, ohne darüber Bescheid zu wissen, und noch dazu überlebt. Schon möglich, daß er irgendwas gefunden hat. Was ist es denn, Enggi?«
    »Es ist das … das Leben auf diesen komischen kleinen Satelliten. Meine Substanz hat in ihrem Geist gelebt und ihre Gedanken gedacht. Ich weiß nicht einmal jetzt genau, ob ich völlig ich selbst bin. Da ist irgendwie ein Teil von mir, der noch nie was von einem Esser gehört hatte, und trotzdem hat er ihn sofort erkannt und gewußt, daß er böse ist, und hat mich dazu gebracht, zu fliehen.«
    »Na, und!« erwiderte der erste Späher. »Zweifellos fühlte es sich einfach nicht verführt.«
    »Er hat es gefühlt«, sagte Enggi dickköpfig. »Er hat es ganz stark gefühlt. Das weiß ich. Aber das meine ich gar nicht. Was ich meine, ist, daß ihr Leben so ganz anders ist als unsers. Ich glaube«, und er machte eine bezeichnende Bewegung, »daß ich mein Lebenswerk gefunden habe. Natürlich erst, wenn ich meinen Pflichten gegenüber dem Grex nachgekommen bin«, fügte er hastig hinzu.
    »Was soll das heißen, dein Lebenswerk? Was willst du denn tun?« fragte der erste Späher.
    »Und diese ganze Materie ist so schrecklich kurzlebig«, bemerkte der andere Späher nachdenklich. »Fast nur ein Hauch.«
    Über eine lange Strecke schwieg Enggi. In ihm lebte der Teil eines menschlichen Geists, der von einer hoffnungslosen Sehnsucht nach den Sternen gequält worden war. Jetzt besaß er die Sterne – ihre Schönheiten und zahllosen Schauspiele waren überall, so greifbar nah wie Kieselsteine unter den Füßen dieser Wesen auf dem fernen Erdball. Und paradoxerweise wurde nun in demselben Teil von ihm eine Sehnsucht wach, ein schattenhaftes Verlangen nach den weichen Farben organischer Verschlingungen, nach Wachstum und greifbaren Winden und blauen Himmeln und stürzenden Gewässern – das Leben des Mikrokosmos, das er so geliebt hatte. Trotz ihres sonderbaren Fiebers und der Kompliziertheit, so intensiv für sie und so bedeutungslos für Enggis Art, doch nicht mehr bedeutungslos für ihn.
    »Ich weiß es nicht genau«, gab er ehrlich zu. »Aber ich glaube, daß dort etwas existiert, das von Wert ist. Vielleicht gibt es das auch auf anderen Satelliten. Wenn wir es fertig brächten, uns für kurze Zeit auszutauschen, ohne das Entsetzen und die Verzweiflung, wenn wir andere Arten kennenlernen und erleben könnten und von ihnen lernen könnten, was wichtig ist. Es könnte doch sein, daß manches von ihrem Wissen auch für uns gilt. Zum Beispiel, das mit dem Esser, daß sie von ihm wußten, ohne ihn vorher zu kennen. Ja, sie leben nur kurz, aber ihre Gedanken sind reich. Vielleicht zwingt ihr kurzes Leben sie dazu, schnell zu lernen, und dann über das hinauszudrängen, was sie gelernt haben. Das könnte von Nutzen sein für uns. Und dann noch was Komisches, was mit der Zeit zu tun hat – es schien gar nicht so kurze Zeit, die ich in ihren Körpern verbrachte. Wäre es vielleicht möglich, daß Zeit nicht überall gleich ist?«
    »Jungchen, dein Erlebnis hat dich durcheinander gebracht.«
    »Vielleicht«, sagte Enggi. »Aber ich kann mich jetzt nicht mehr damit zufrieden geben, einfach wie vorher weiterzumachen. Ich glaube, ich muß diese Dinge genau studieren.«
    »Es hat schon mal jemanden gegeben, der solche Gedanken hatte«, erinnerte sich der erste Späher.
    »Wo ist er? Ich will ihn suchen und von ihm

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