Aus dem Überall
Wasser, wahrscheinlich sogar Süßwasser.
Ein Paradies – abgesehen nur von der tödlichen Radioaktivität, die ihre Instrumente wild ausschlagen ließ. Ein Paradies, aber nicht für sie.
Dennoch waren ihre Gebete erhört worden. Sie sah eine neue Welt. Sie konnte sie berühren, wenn sie wollte. Ein tiefes, umfassendes Glücksgefühl, das sie kaum begreifen konnte, erfüllte sie. Ihre Lippen zitterten unter einem beständigen Lächeln, das sie noch nie gefühlt hatte. Aber sie konnte die Augen nicht mehr offenhalten. Sie wußte, daß der Sinkflug der Calgary einige Stunden gedauert hatte; aber ihr war nicht klar, daß er sich über drei volle Erdentage erstreckt hatte.
Als sie, schief in den Gurten hängend, das Bewußtsein verlor, stieß irgendwo draußen ein Lebewesen einen unirdischen, hallenden Ruf aus, laut genug, um bis in die versiegelte Kabine vorzudringen.
Ihr letzter Gedanke war, daß sie, wenn sie je wieder erwachte, wahrscheinlich gefesselt im Gefängnis der Raumbasis sitzen würde.
Sie wachte unter Schmerzen und durstig auf, aber die wundervolle, fremde Welt war immer noch vor den Bullaugen. Und der Luftdruck war konstant geblieben! Die lebenswichtigen Schleusen waren intakt – noch ein Wunder.
Die Calgary lag, mit etwas abgekippter Nase, schräg auf dem abgebrochenen Stummelflügel, und der Boden war um 40 Grad geneigt. Als CP die Gurte löste und vom Sitz glitt, erkannte sie, wie gut das war; vom großen Fenster neben ihrem Sessel aus konnte sie direkt den Boden sehen, und von einem Ende des Bugfensters auch. Das gegenüberliegende Bullauge zeigte ihr nur Baumwipfel. Sie stand neugierig davor und betrachtete die seltsamen Formen, die sich durch das von unten kommende Licht gebildet hatten. Es schien zwei Haupttypen zu geben, eine Sorte mit fleischigen Blättern, und einen großen, baumähnlichen Farn, aber es gab auch auffällige Spielarten.
Wie groß war der luftgefüllte Lebensraum, den sie noch hatte? Der ganze Unterbau war zerstört, auch der Hangar und das letzte Scoutschiff und alle draußen befestigten Gegenstände – auch der Eisklumpen. Aber sie hatte noch die Pilotenkanzel und das Beobachtungsdeck, und die Tür zur Kombüse war aufgesprungen, ohne ein Leck zu verursachen. Also konnte sie sich waschen und ihre Abfälle beseitigen, und sogar die Tür ihres elenden kleinen Verschlages war in Ordnung – keine Lecks.
Sie nahm dankbar den schweren Helm ab und schüttelte ihr flammend rotes Haar. Ihre letzten Tage würden nicht nur äußerst interessant, sondern auch sehr bequem sein!
Auch ihr Wasservorrat war in Ordnung, das hatte sie sofort überprüft, als sie ihren brennenden Durst löschte. Sie mußte sparsam sein, aber sie hatte genug, um die etwa zwanzig Tage zu überstehen, die der Sauerstoff noch ausreichte. Der Sauerstoffmangel würde ihr den Tod bringen, wie sie schon beim Start gewußt hatte.
Als sie sich ans Fenster setzte und eine Lebensmittelpackung öffnete, erregte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit. Die Calgary hatte eine lange Schneise durch die Büsche des Sumpfes gepflügt und lag jetzt etwas gedreht, so daß sie zum hohen, grünen Glanz des Meeres zurückblicken konnte.
Nun bewegte sich etwas, das sie für Vegetation gehalten hatte, es bewegte sich noch einmal und verwandelte sich in ein langes, flauschiges, blasses Tier. Es kletterte aus einer Astgabel in einem Baum, wo es vielleicht die Nacht verbracht hatte, herunter zur Schneise. Ob es die Calgary beobachtet hatte, erschreckt vom lauten Eindringen des Schiffes? Trotz der Entfernung konnte sie sehen, daß es sehr große Augen hatte. Sie standen weit auseinander und glänzten im reflektierten Licht unter der schmalen, weißen Stirn. Der Kopf erinnerte an eine Ziege oder ein Schaf; CP hatte einmal lebendige Ziegen im Zoo gesehen. Es blickte eindeutig zu ihr herüber. Sie hielt den Atem an.
Als es näherkam, konnte sie erkennen, daß die Flanken in Falten herunterhingen, und eine halb vergessene Erinnerung an ein Bilderbuch regte sich. Auf der Erde hatte es einmal ›fliegende‹ Eichhörnchen und andere Gleittiere gegeben. Vielleicht war dieses Wesen eine Art Riesenform und benutzte die Hautlappen, um zwischen den Bäumen zu gleiten?
Es hockte sich unter dem Baum einen Moment lang auf die Hacken und starrte sie an. Bitte, hab keine Angst, dachte sie in seine Richtung. Sie wagte nicht einmal, den Mund zu schließen, in den sie gerade den ersten Bissen ihres Frühstücks hatte schieben wollen. Das Geschöpf
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