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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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schien nicht beunruhigt. Es streckte sich auf eine lächerlich menschliche Weise und setzte die kurzen Vorderglieder auf den Boden. Es hatte einen kurzen, kräftigen, nach oben stehenden Schwanz.
    Jetzt erinnerte CP sich an ein Bild, das dem Tier am ehesten zu entsprechen schien – ein Känguruh. Wie bei einem Känguruh lag der Hintern des Tieres höher als die Schultern, wenn es auf allen vieren hockte, denn es hatte sehr lange, kräftige Hinterbeine; und der Hals war nach oben gekrümmt, damit der längliche Kopf nach vorn gerichtet werden konnte. Nur der Schwanz war viel kleiner und kürzer als auf dem Bild, an das sie sich erinnerte.
    Zu ihrer Freude begann es ruhig zu laufen oder halb zu hüpfen und kam direkt auf die Calgary zu. Als es näher heran war, konnte sie den Pelz deutlich erkennen.
    Es war kein Pelz.
    Es war keine nackte Haut und kein Fell.
    Es war – unverkennbar, ja – und CPs Kopf schien zu explodieren; es war Stoff.
    Als es noch näher kam, konnte sie sehen, daß um den Hals und den Nacken ein Band lief, das bestickt sein mußte. Es war mit Knoten und kleinen leuchtenden Steinen oder Muscheln durchsetzt.
    Sie starrte das Wesen an, unfähig, die Bedeutung des Gesehenen zu verstehen.
    Eine Welt, die nicht nur Leben trug, sondern sogar intelligentes Leben.
    Es war einfach zuviel.
    Und doch – war sie wirklich so überrascht? Das Gefühl, daß etwas … oder jemand … sie ›gehört‹ und ihr bei der Landung geholfen hatte, war so stark gewesen … sah sie nun den, der ihr …
    Unmöglich. Sie konnte nicht weiterdenken, nur starren.
    Das Wesen, nein, die Person, erwiderte gelassen ihren Blick und richtete sich wieder auf. Mit zarten, spatelähnlichen Fingern löste es den Halsverschluß seines Mantels – CP konnte deutlich die Daumen sehen – und zog ihn aus und enthüllte den Pelz, der cremeweiß und kurz war. Es faltete den Mantel rasch zusammen und schlang ihn sich um den Körper. Dann ließ es sich wieder auf alle viere fallen und kam weiter heran.
    Aber es kam nicht zum Fenster, sondern umrundete die Calgary auf dem höher gelegenen Gelände. Als es vorbeikam, richtete es eines seiner großen Ohren auf sie, und CP hatte einen undeutlichen, flüchtigen Eindruck von anderen – von sehr verschiedenartigen anderen Wesen –, die irgendwo in der Nähe warteten und zu denen dieses hier wollte. Der Eindruck verschwand so schnell wieder, daß sie entschied, sie hätte es sich nur eingebildet. Ihr Besucher verschwand aus dem Sichtfeld ihres Bullauges im unzerstörten Wald vor der Calgary.
    Sie kletterte rasch zum Seitenfenster, aber das Wesen war schon zwischen den Bäumen verschwunden. Vielleicht kam etwas oder jemand aus dieser Richtung zu ihr? Sie machte es sich vor der Scheibe bequem und begann endlich, den Konzentratriegel zu essen, während sie die Umgebung aufnahm. Sie saß jetzt über dem abgebrochenen Stummelflügel. Die Calgary lag vor einem trockenen Hügel, der eine gute Ausgangsposition darstellte, um sich dem Schiff zu nähern. Langsam, um niemand zu beunruhigen, fuhr sie die Mikrophone aus und prüfte sie. Sie funktionierten! Eine Welt voller Rascheln, leisem Zwitschern und Krächzen oder Grunzen erfüllte die Kanzel.
    Sie dachte einen Augenblick lang nach und prüfte auch die Lautsprecher und fuhr sie aus, damit ihre Stimme draußen zu hören war.
    Im Wald hinter dem Hügel krachte und knisterte es plötzlich. Sie beobachtete die Stelle und sah einen fernen Baumwipfel heftig schwanken und umkippen. Bald folgte der nächste, etwas näher, und dann zitterte ein kleinerer Baum und verschwand. Ein großer Pflanzenfresser?
    Aber als die Geräusche näher kamen, schien es, als wären sie künstlich. Vielleicht wurde ein Weg oder eine Zufahrt zur Calgary angelegt. Was würde erscheinen? Ein außerirdischer Bulldozer? Eine Sturmramme? Ein Panzerfahrzeug, das sie und die Calgary in Stücke schießen würde?
    Aber sie wartete ohne Angst, sie war nur glücklich und fasziniert. Diese Welt fühlte sich nicht feindselig an. Und hatten sie ihr nicht geholfen und ihr das Leben gerettet? Die Calgary hatte einige Verteidigungseinrichtungen, hauptsächlich Schußwaffen, die in früheren Jahrzehnten gelegentlich benutzt worden waren, um Felsen aufzusprengen; aber ihr kam nicht in den Sinn, die Waffen einzusetzen. Die Lebewesen hier hatten sie gerettet und sie hatte sie mit einem großen Schiffswrack konfrontiert. Selbst wenn sie wünschten, sie gleich wieder loszuwerden, sie würde akzeptieren, was

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