Aus dem Überall
von ihm:
Liebster, Liebster, Deine ersten drei Briefe sind jetzt da, sie sind alle auf einmal gekommen. Ich wußte doch, daß Du schreiben würdest. Vergiß alles, was ich über schwarze Thronerbinnen gesagt habe, es war nur ein Witz. Mein Lieber, ich weiß, ich weiß … wir. Diese schrecklichen Rohrfliegenlarven und die armen Kinder. Wenn Du nicht mein Mann wärst, würde ich Dich für einen Heiligen halten (aber das tu ich sowieso).
Ich hab Deine Briefe überall im Haus an die Wände genagelt, damit es nicht mehr so einsam aussieht. Es gibt hier kaum Neuigkeiten, nur, daß es gespenstisch ruhig ist. Barney und ich haben die Regenrinne ausgebaut; da hatte ein Eichhörnchen ein Lager mit Nüssen angelegt. Ich werde einen Draht darüber spannen. (Keine Sorge, ich nehm die Leiter.)
Barney ist in einer seltsamen, grimmigen Stimmung. Er nimmt diese Söhne Adams sehr ernst; er wird wohl in den Untersuchungsausschuß berufen werden, wenn der jemals zu arbeiten anfängt. Das Verrückte ist, daß niemand wirklich was unternimmt, als wäre die Sache einfach zu groß. Selina Peters hat ein paar böse Kommentare abgedruckt, zum Beispiel: Wenn ein Mann seine Frau tötet, nennt man es Mord, aber wenn es genug Männer tun, heißt es Lebensstil. Ich glaube, es breitet sich aus, aber niemand weiß es genau, weil die Medien Anweisung haben, es herunterzuspielen. Barney sagt, es würde als eine Art ansteckender Hysterie betrachtet. Er wollte unbedingt, daß ich Dir dieses schreckliche Interview schicke, das auf dünnes Papier gedruckt ist. Es wird natürlich nicht veröffentlicht. Aber dieses Schweigen ist viel schlimmer; so, als passierte gerade außer Sichtweite etwas ganz Schreckliches. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, rief ich Pauline in San Diego an, um mich zu vergewissern, ob es ihr gutginge. Sie klang so komisch, als könnte sie nicht frei sprechen … meine eigene Schwester. Kurz nachdem sie sagte, daß alles in Ordnung wäre, fragte sie plötzlich, ob sie nicht im nächsten Monat raufkommen und eine Weile bleiben könnte. Ich sagte natürlich Ja, aber sie will erst noch ihr Haus verkaufen. Hoffentlich beeilt sie sich.
Das Auto ist wieder in Ordnung; es mußte nur ein Filter ausgewechselt werden. Ich mußte bis Springfield fahren, um ihn zu bekommen, aber Eddy hat ihn dann für nur 2,50 Dollar eingebaut. Er wird mit seiner Werkstatt noch Bankrott machen.
Falls Du es noch nicht erraten hast – die Orte, die Barney aufzählte, liegen alle auf etwa 30° nördlicher oder südlicher Breite. Als ich sagte, daß es nicht exakt sei, meinte Barney, daß sich die äquatoriale Konvergenzzone im Winter verschiebt, und er nannte noch ein paar Orte – einen in Libyen, Osaka und einen, den ich vergessen habe. Warte – Alice Springs in Australien. Ich wollte wissen, was das zu bedeuten hätte, und er sagte: »Ich hoffe, nichts.« Ich überlasse es Dir, das Rätsel zu lösen; große Geister wie Barney sind manchmal verwirrt.
O Liebster, ich sende Dir meine ganze Liebe. Deine Briefe halten mich am Leben. Aber Du mußt nicht schreiben, wenn Du nicht willst. Ich kann mir vorstellen, wie müde Du bist. Aber wir gehören zusammen, immer und überall.
Deine Anne
Oh – P.S. Ich mußte den Brief noch mal öffnen, um Barneys Blätter reinzuschieben. Es war nicht die Geheimpolizei. Jetzt bekommst Du sie also. Noch mal alles Liebe. A.
Der Regen trommelte auf das Dach des nach Ziegen stinkenden Zimmers, in dem Alan den Brief las. Er hielt ihn sich an die Nase, um noch einmal den schwachen Parfümduft zu schnüffeln, faltete ihn zusammen und steckte ihn weg. Dann zog er das dünne gelbe Papier hervor, das Barney mitgeschickt hatte, und begann stirnrunzelnd zu lesen.
PEEDSVILLE-KULT/SÖHNE ADAMS, SONDERBERICHT. (Aussage von Sgt. Willard Mews [Fahrer], Globe Fork, Ark.) Wir trafen etwa 80 Meilen westlich von Jacksonville auf eine Straßensperre. Major John Heinz aus Ashton erwartete uns und gab uns zwei Panzerfahrzeuge unter Führung von Capt. T. Parr als Eskorte mit. Major Heinz schien schockiert, daß beim Ärzteteam des Gesundheitsministeriums auch zwei Frauen waren. Er warnte uns nachdrücklich vor der Gefahr. Deshalb beschloß Dr. Patsy Putnam (Urbana, Ill., Psychologin), hinter den Linien zu bleiben. Aber Dr. Elaine Fay (Clinton, N.J.) bestand darauf, mitzufahren. Sie sagte, sie sei die Epi-irgend-was. (Epidemiologin)
Wir fuhren etwa eine Stunde lang mit etwa 30 Meilen Geschwindigkeit hinter dem ersten
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