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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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der Rohrfliege gefunden hatte. Das männliche Paarungsverhalten, die Seltenheit paarungsbereiter Weibchen. Es wäre eine Neuauflage der Goldfliegen-Lösung, nur daß die Geschlechter umgekehrt wären. Das Pheromon konzentrieren, sterilisierte Weibchen aussetzen. Glücklicherweise waren die Brutgebiete voneinander isoliert. Noch ein Jahr vielleicht, und es wäre geschafft. Natürlich mußten sie inzwischen weiter Gift spritzen; schade war das, denn es brachte alles Leben um und verseuchte das Wasser, und die Rohrfliegen waren sowieso schon halb immun. Aber noch zwei oder drei Zyklen, und sie hätten die Rohrfliegen-Population unter die Fortpflanzungsschwelle gedrückt. Keine gequälten Menschen mehr mit diesen stinkenden Larven in den Nasengängen und im Gehirn … er schlummerte grinsend ein.
    Im Norden biß Anne sich beschämt und gequält auf die Lippen.
     
    Liebster, ich wollte es nicht zugeben, aber Deine Frau ist ziemlich verängstigt nervös. Wahrscheinlich nur die schwachen Nerven einer Frau, keine Sorge. Hier oben ist alles normal. Es ist schon unheimlich – nichts in den Zeitungen, nirgends ist was zu hören, nur von Barney und Lillian erfahre ich was. Aber Pauline in San Diego geht nicht mehr ans Telefon; am fünften Tag brüllte mich ein komischer Mann an und legte den Hörer mit einem Knall auf. Vielleicht hat sie das Haus schon verkauft – aber warum ruft sie nicht an?
    Lillian ist in einer Art Rettet-die-Frauen-Komitee, als wären wir eine bedrohte Art, haha – Du kennst ja Lillian. Aber sie sagt, nach dem ersten Sturm kommen nur noch wenige aus den, wie sie sagt, ›infizierten Gebieten‹. Kaum Kinder, nicht einmal kleine Jungen. Und sie haben Luftaufnahmen von Lubbock gezeigt, auf denen so etwas wie Massengräber zu erkennen sind. O Alan – bisher scheint es sich vor allem nach Westen auszubreiten, aber in St. Louis passiert was, die Stadt ist abgeschnitten. So viele Orte scheinen einfach aus den Nachrichten zu verschwinden. Ich hatte einen Alptraum, daß da unten keine einzige Frau mehr lebt. Und niemand tut etwas. Sie haben überlegt, ob sie Beruhigungsmittel versprühen sollen, aber der Plan ist wieder in der Versenkung verschwunden. Was würde es schon nützen? Jemand bei der UNO hat eine Konvention über – Du wirst es nicht glauben – über Femizid angeregt. Das klingt wie ein Deospray.
    Entschuldige, Liebster, ich werde wohl hysterisch. George Searles ist aus Georgia zurückgekommen und hat etwas über Gottes Willen erzählt – Searles, der sein Leben lang Atheist war. Alan, da ist was Verrücktes im Gange.
    Aber es gibt keine Tatsachen. Nichts. Das Surgeon General hat einen Bericht über die Ermordung des Rahway Rip-Breast-Teams herausgegeben – ich glaube, das habe ich Dir noch nicht geschrieben. Pathologisch war nichts festzustellen. Milton Baines hat in einem Brief geschrieben, daß wir nach dem heutigen Stand der Wissenschaft das Gehirn eines Heiligen nicht von dem eines psychopathischen Mörders unterscheiden können; also können sie auch nichts finden, weil sie gar nicht wissen, wonach sie suchen sollen.
    Aber mir reicht meine Nervosität. Wenn du zurück bist, wird das alles vorbei sein und der Geschichte angehören. Hier ist soweit alles in Ordnung. Ich hab schon wieder den Auspuff repariert. Und Amy kommt über die Ferien nach Hause, das wird mich von den großen Problemen sicher ablenken.
    Oh, noch was Lustiges zum Schluß – Angie hat mir erzählt, was Barneys Enzym mit den Fadenwürmern macht. Anscheinend hindert es das Männchen daran, sich umzudrehen, nachdem es sich mit einem Weibchen verbunden hat, so daß es sich mit ihrem Kopf paart. Wie ein Uhrwerk mit einem fehlenden Zeiger. Da werden sich die Fadenwurm-Weibchen aber wundern. Aber warum wollte Barney mir das nicht selbst erklären? Er ist wirklich sehr schüchtern, richtig süß. Er hat mir wie immer was gegeben, das ich Dir mitschicken soll. Ich hab’s nicht gelesen.
    Mach Dir keine Sorgen, Liebster, es ist alles in Ordnung. Ich liebe Dich, ich liebe Dich sehr.
    Immer Deine Anne
     
    Als Barneys Informationen zwei Wochen später in Cuyapán aus dem Briefumschlag glitten, wurden sie auch von Alan nicht gelesen. Er stopfte sie mit zitternden Händen in die Tasche seiner Kampfjacke und packte seine Notizen auf dem wackligen Tisch zusammen. Obendrauf kritzelte er eine Nachricht an Schwester Dominique. Zum Teufel mit der Rohrfliege, zum Teufel mit allem außer dem Zittern in Annes sonst so fester Handschrift. Zum

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