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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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glückliches Leben führen kann. Kurier nach Westen! Im Haar den Morgenwind und im Rücken die Sonne, die bald die ganze freie Welt beleuchten wird!
    »Eine ganz normale Überwachungsaufgabe«, sagt die junge Polizistin mit Namen Floyd vorsichtig.
    »Ein Hinterhalt.« Der kahlköpfige Reporter nickt.
    »Nun, ja. Wir hatten den Auftrag, den Gebäudeeingang zu überwachen. Officer Alioto und ich saßen im geparkten Wagen.«
    »Und dann sahen Sie den Überfall.«
    »Nein«, erwidert sie steif. »Wir haben nichts Ungewöhnliches bemerkt. Natürlich haben wir die Fußgänger beobachtet, ich meine, die Frau und die … die Täter. Sie bewegten sich zu dieser Zeit nach Westen.«
    »Sie haben vier Punker gesehen, die ihr folgten.«
    »Nun, so könnte man es sagen.«
    »Sie sahen, daß sie hinter ihr her waren, und sind einfach sitzengeblieben.«
    »Wir haben unsere Befehle ausgeführt«, erklärt sie ihm. »Wir hatten den Auftrag, das Gebäude zu überwachen. Wir haben keinen Überfall bemerkt, niemand rannte.«
    »Sie haben gesehen, wie die vier auf das Mädchen losgingen und behaupten, das wäre kein Angriff gewesen?«
    »Wir haben es nicht bemerkt. Wir waren zwei Blocks entfernt.«
    »Sie hätten es sehen können, wenn Sie gewollt hätten«, sagt er genervt. »Sie hätten einen Block weiterfahren können, Sie hätten Ihre Sirene einschalten können.«
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, daß wir mit verdeckten Ermittlungen beauftragt waren. Sie können nicht erwarten, daß ein Beamter seine Deckung aufgibt, nur weil irgendeine Landstreicherin daherkommt.«
    »Sie sind eine Frau«, sagt er verwundert. »Und Sie bleiben sitzen und sehen zu, wie es ein Mädchen erwischt.«
    »Ich bin kein Kindermädchen«, protestiert sie wütend. »Es ist mir egal, ob sie verrückt war. Wenn Sie mich fragen, war sie ein verdorbenes Gör, wie alle diese Feministinnen. Was glaubt sie denn, wer sie ist, daß sie nachts allein herumläuft? Glaubt sie denn, die Polizei hätte nichts Wichtigeres zu tun?«
    – Der Sonnenaufgang wird bald kommen, aber hier unten ist es noch ziemlich dunkel. Die verzauberte Stunde. Und dieser dumme Hund oder die Hunde verfolgen sie, bemerkt sie. Tapp-tapp-tapp, sie sind jetzt hinter ihr auf dem Gehweg. Nun, Hunde greifen Menschen nicht an, das ist nur so ein Schauermärchen. Lerne die Natur jedes Tieres, lerne ihre Namen und alle ihre Geheimnisse! Sie sind nur einsam und neugierig, es liegt in ihrer Natur, einem Menschen zu folgen. Sie trotten hinter mir her und verschwinden, sobald ich Buh! mache.
    Sie läuft weiter und überlegt, ob sie die nassen Sandalen wieder anziehen soll, oder ob der Weg so sauber bleiben wird, daß sie sie nicht braucht. Wenn er sauber bleibt, kann sie barfuß bis zur Schnellstraße kommen – es ist wirklich der Ryan, jetzt sieht sie das Schild. Gut, das ist ein schöner Ort, um zu frühstücken, mitten im Sonnenaufgang. Sie darf nicht vergessen, unter der Auffahrt ein paar trockene Stöcke und etwas Papier aufzusammeln. Oben auf der Straße gibt es nicht viel Brennmaterial.
    Sie ignoriert die Schritte in ihrem Rücken und denkt freudig an die schönen Frühstücke, die sie schon genossen hat. Oft bei Sonnenaufgang, das liebt sie. Wie an einem Morgen auf dem alten Ohio Turnpike, als plötzlich viele Eulen heulten. Der Nebel wurde rosa und stieg auf, und dann sah sie unter sich den glänzenden Fluß. Wundervoll. Trotz der Moskitos. Wenn man das Leben liebt, läßt man sich von Kleinigkeiten wie Moskitos nicht stören … das war vor ihrer seltsamen Krankheit, bevor sie in der Herberge war. Sie hat in vielen schönen Herbergen gerastet und all die interessanten, so verschiedenartigen Siedlungen und Farmen gesehen und die wundervollen Schwestern. Eines Tages wird sie den ganzen Weg nach Westen gehen und überall Leute kennenlernen … Tapp-tapp-tapp, sie hört sie jetzt wieder und reibt einen kleinen Kopfschmerz aus der Stirn. Buh! sagt sie kichernd zu sich selbst. Ihre nackten Füße laufen kräftig und schnell, links und rechts und links und rechts, und tragen sie über die Meilen, über die freie, wundervolle, freundliche Erde. Oh, meine Schwestern, dieses Leben im Licht!
    Bilder huschen durch ihren Kopf, all die Orte, die sie noch besuchen will. Die Berge im Westen, die großen Berge. Und das richtige, große Meer. Vielleicht wird sie, wenn sie schon einmal dort draußen ist, auch das Grab des Letzten Mannes besuchen. Das ist sicher interessant. Den Park ansehen, in dem er gelebt hat,

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