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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Raumpolizisten hoben ihre Gläser und tranken. Haß und Ekel ließen ihn würgen, obwohl er es schon so oft gesehen hatte; die Terraner waren ganz versessen auf die Sternentränen. Es war das deutlichste Symbol ihrer unbewußten Grausamkeit, ihres Falls aus Jailasanatha. Ihre Unwissenheit war keine Entschuldigung; zu viele von ihnen hatten Jalun schon erklärt, wie die Sternentränen hergestellt wurden. Eigentlich waren es gar keine Tränen, sondern die Körper Sekrete von wundervollen Wesen mit zerbrechlichen Flügeln auf einer weit entfernten Welt. Unter physischen oder seelischen Schmerzen sonderten ihre Drüsen diese Flüssigkeit ab, die die Terraner so angenehm berauschend fanden. Um sie zu erhalten, wurde ein Paar gefangen und in Sichtweite voneinander langsam zu Tode gefoltert. Jalun hatte grausame Einzelheiten gehört, an die er sich nicht erinnern wollte.
    Nun sah er zu und wunderte sich, daß der Haß, der in seinen Augen brannte, die Terraner nicht mißtrauisch machte. Er war ziemlich sicher, daß die Droge geschmacklos war und ihnen nicht schadete; vorsichtige Versuche während der langen Jahre hatten es bewiesen. Das Problem war nur, daß sie zwischen zwei und fünf Minims brauchte, um zu wirken. Der als letzter betroffene Terraner hatte vielleicht noch Zeit, Alarm zu schlagen. Das mußte Jalun verhindern – wenn er konnte.
    Die Gesichter der drei Raumfahrer hatten sich verändert; ihre Augen glänzten.
    »Siehst du, mein Junge?« sagte der Lieutenant heiser.
    Der Junge nickte und starrte ins Leere.
    Plötzlich sprang der große Raumpolizist, der Jon hieß, auf und sagte mit belegter Stimme: »Was …?« Dann sank er, den Kopf auf den ausgestreckten Arm gelegt, am Tisch zusammen.
    »He! He, Jon!« Der Lieutenant stand auf und wollte ihn rütteln, aber dann stürzte auch er schwer auf den Tisch im Wachzimmer. Nun war nur noch der starrende Junge übrig.
    Würde er reagieren, würde er Alarm schlagen? Jalun bereitete sich darauf vor, ihn anzugreifen, obwohl er wußte, daß er in diesen starken Händen sterben würde.
    Aber der Junge wiederholte nur: »Was …? Was …?« In einem privaten Traum verloren, lehnte er sich zurück, glitt vom Stuhl und begann zu schnarchen.
    Jalun rannte zu ihnen und nahm den beiden großen, schlaffen Männern die Waffen ab. Dann kletterte er zum Kontrollraum des Kreuzers hinauf. Er vergegenwärtigte sich alles, was er in den langen Jahren erfahren hatte. Ja – dort war der Sender. Er nahm die Haube ab und schoß in die Eingeweide. Das Brüllen der Waffe erschreckte ihn, aber er schoß weiter, bis alles versengt und geschmolzen war.
    Als nächstes der Navigationscomputer. Jalun hatte Schwierigkeiten, sich hineinzubrennen, aber bald war er mit dem angerichteten Schaden zufrieden. Ein Metallkasten, der an der Decke befestigt war, machte ihm Sorgen. Er war in seinen Anweisungen nicht erwähnt worden – vielleicht hatten die Joilani noch nicht von den neuen Reservesystemen gehört. Jalun schoß der Vollständigkeit halber hinein und wandte sich der Waffenkonsole zu.
    Gefühle, die er noch nie empfunden hatte, explodierten in ihm und verschleierten Auge und Vernunft. Er schoß wild in die Schalttafel und erkannte dabei nicht, daß er die Verdrahtung der schweren Waffen im wesentlichen unbeschädigt zurückließ. Aufgehängte Bilder dieser grotesken Terranerfrauen, die seinem Volk so geschadet hatten, gingen in Flammen auf.
    Dann tat er etwas sehr Dummes.
    Statt einfach durch den Wachraum hinauszueilen, hielt er inne und starrte das schlaffe Gesicht des Raumfahrers an, der seine Kinder so zugerichtet hatte. Die heiße Waffe lag in seiner Hand, und Jalun drehte durch; er brannte Gesicht und Schädel weg. Die Freisetzung eines lebenslangen, ohnmächtigen Hasses schien ihn wie auf Flammenflügeln weiterzutreiben. Obwohl es nicht nötig war, tötete er auch die anderen beiden Terraner und eilte weiter.
    Wut und Ekel vor sich selbst raubten ihm fast die Sinne, als er die Reaktorkammern erreichte. Er vergaß die langen Stunden, in denen er gelernt hatte, die mechanischen Greifarme zu benutzen, und ging durch die Schutzschleuse zum Reaktorkern. Er begann mit bloßen Händen an den Regelstäben zu zerren, als wäre er ein Terraner im Schutzanzug. Aber seine Joilani-Kraft reichte bei weitem nicht aus, er konnte die Stäbe kaum bewegen. Er wütete, schoß auf den Reaktor und zerrte wieder, während sein Körper ungeschützt der tödlichen Strahlung ausgesetzt war.
    Als kurz darauf der Rest

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