Aus dem Überall
wenn sie es tat, würden alle entdeckt werden; sie würde sie alle verraten. Jailasanatha, betete sie. Gib mir den Mut der Liebe! Oh, meine Joilani, gebt mir die Kraft, ihn sterben zu lassen! Ich zahle für meinen Unglauben.
»Dreh dich rum!«
Vor Kummer und Schrecken grinsend gehorchte sie.
»Schon besser, du siehst fast menschlich aus. Oh, Gott, ich bin schon viel zu lange hier draußen. Komm her!« Sie spürte seine Hand auf ihrem Gesäß. »Wie gefällt dir das, hm? Wie heißt du, Moolie?«
Nun war es endgültig zu spät. Betäubt vor Verzweiflung murmelte Jilshat Worte, die Mutter des Toten bedeuteten.
»Joobly-Woobly?« Seine Stimme veränderte sich. »So, so. Und wo kommst du her?«
Zu spät, zu spät; Lal, die verkrüppelte Frau, kam schnell zu ihnen. Ihr Gesicht war rasiert und rosa und rot angemalt; sie zog ihren hellen Jelmah auf und zeigte dem Terraner ihren grotesk bemalten Körper, der die Bilder imitieren sollte, welche die Terraner anbeteten. Ihr Gesicht war zu einem einstudierten Lächeln verzerrt.
»Ich Lal.« Sie krümmte die Finger und gab die Blütenessenz frei, die die Terraner so liebten. »Du wollen ich machen fik-fik für dich?«
Jilshat spürte sofort, daß der Wächter nicht mehr auf sie achtete. Sie warf sich mit ganzer Kraft gegen den schweren Karren und eilte mit ihm nackt über das endlose Feld. Sie taumelte, ihr Herz sprengte ihr fast die Brust, sie keuchte und wußte, daß es zu spät war, aber sie konnte nicht anders als hoffen. In der Nähe kamen die letzten beladenen Joilani aus den Schatten zum Schiff. Hinter ihr zog Lal den Wächter in den Schutz des Torhauses.
Im letzten Augenblick sah er zurück und runzelte die Stirn.
»He, die Juloos dürfen nicht auf diesem Weg ins Schiff gehen.«
»Männer sagen wir kommen, müssen Kisten rücken.« Lal streckte den Arm aus und streichelte seine Kehle und ließ ihre geschickten Joilani-Finger in den geschwollenen menschlichen Schritt gleiten. »Fik-fik«, schmeichelte sie und lächelte unwiderstehlich. Der Wächter zuckte die Achseln und wandte sich ihr kichernd zu.
Das Schiff war jetzt unbewacht. Es war ein alter Amlat-Frachter, eine fliegende Fabrik, eigens zu dieser Fahrt ausgewählt, weil die Laderäume beheizbar waren und unter Überdruck gesetzt werden konnten, so daß die Früchte unterwegs fermentierten. Wenn das Schiff andockte, waren dann einige Enzyme entstanden, die die Terraner sehr schätzten. In diesem Laderaum konnte man überleben, und die Amlat-Früchte würden tausendmal durch die Nahrungsmittelaufbereitung kreisen. Außerdem gehörte das Schiff zu einem weit verbreiteten Typ, und im Laufe der Jahrzehnte hatten die Joilani-Putzkolonnen Stück für Stück ein recht genaues Bild über die Steuerung gewonnen.
Dieses Exemplar war alt und schäbig. Das Abzeichen des Terranischen Sternenreiches und die Kontrollziffern mußten dringend nachgemalt werden. Das erste Wort des Namens war schon ganz verschwunden, nur die Buchstaben … N’S TRAUM waren geblieben. Einst der Traum eines Terraners; jetzt der Traum der Joilani.
Aber nicht Lals Traum. Vor Lal lagen nur Schmerzen und der Tod. Sie war als Mutter nutzlos; ihre beiden kurzen Geburtskanäle waren von einem harten terranischen Glied zerstört worden, und das zarte, schwammähnliche Gewebe, der Schoß einer Jolani, war unheilbar zerfetzt. Deshalb hatte Lal sich für die größere Liebe entschieden. Sie diente ihrem Volk, indem sie sich mißhandeln ließ. Die Blume in ihrem Haar enthielt das Gift, an dem sie sterben würde, wenn die Traum sicher unterwegs war.
Noch waren sie nicht sicher. Über den großen, auf ihr liegenden, heftig in sie stoßenden Terraner hinweg konnte Lal die Lichter des zweiten Schiffes auf dem Landeplatz sehen. Es war ein Polizeikreuzer. Wenn sie Pech hatten, bereitete er sich gerade auf einen seiner regelmäßigen Patrouillenflüge um den Planeten vor.
* * *
Zu unserem Unglück stand das terranische Kriegsschiff zum Start bereit, als die Traum beladen wurde. Es war in der Lage, uns abzufangen, ehe wir in den Raum fliehen konnten, den die Terraner Tau-Raum nennen. Deshalb scheiterten wir.
Der alte Jalun hoppelte so vorsichtig er konnte über den Polizeiteil des Raumhafens zum Kreuzer. Er trug die weiße Jacke und den Jelmah der Frauen, mit dem die Terraner ihre Diener in der Messe bekleideten, und er trug einen kleinen, in Servietten gehüllten Gegenstand. Droben liefen drei schnelle, kleine Monde zusammen und warfen dreifache
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