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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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ergänzt. Ein Zittern überfiel Jakko, als ihm zu Bewußtsein kam, wie alt diese Karte sein mußte. Sie war entstanden, bevor die Flüsse die Erde berührt hatten! Er konnte es kaum fassen.
    Als er sie studierte, fand er nicht weit im Süden tatsächlich einen großen Anlegeplatz. Von diesem Dock aus führte ein Gleitstreifen etwa hundert Kilometer ins Landesinnere zu einem Flugplatz. Wenn Pfirsichdiebin fünfundzwanzig Kilometer Fußmarsch schaffte, konnten sie die Landestelle bis zum Abend erreichen. Der Rest war einfach, falls die Autos noch funktionierten. Und bisher hatte er noch an allen Gleitstreifen intakte Autos vorgefunden. Vom Flugplatz führte eine gepunktete Linie über ein Gebirge nach Südwesten. Sie endete an einem großen roten Kreis mit einem Kreuz, der die Bezeichnung »VIDA!« trug. Damit war wohl der Fluß gemeint. Sie konnten nur hoffen, daß die eine oder andere Maschine noch flugtüchtig war. Andernfalls hatten sie eine mühselige Kletterei vor sich.
    Jakko prägte sich die Richtung mit Hilfe des Kompasses ein, den er immer am Gürtel trug, und stieg wieder nach oben. Der Hof leuchtete unter den safrangelben Segeln der Abendsonne.
    Pfirsichdiebin kauerte am Brunnen und hielt allem Anschein nach Zwiesprache mit ihren Tieren. Jakko bemerkte ein paar weiße Geschöpfe, die ihm bis dahin entgangen waren. Sie lebten in einer Art Freigehege und hatten lange rosa Ohren sowie zuckende kleine Nasen. Kaninchen vielleicht oder Hasen?
    Zwei der merkwürdigen Tiere, die er am Vortag zusammengerollt auf einem Bett gefunden hatte, drängten sich nun unter einer Bank und schnarrten Pfirsichdiebin schlechtgelaunt an.
    »Meine Waschbären«, erklärte sie Jakko. »Sie sind wütend, weil ich sie zu früh geweckt habe.« Sie stieß ein paar schrille Laute aus, die Jakko nicht verstehen konnte, und der größere Waschbär nickte hochmütig.
    »Mit den Hühnern geht alles in Ordnung«, meinte Pfirsichdiebin. »Lotor kann sie füttern und die Eier sammeln. Außerdem wissen beide, wie man den Pumpenschwengel bedient.« Der andere Waschbär nickte ebenfalls verdrossen.
    »Das schlimmste Problem sind die Kaninchen.« Pfirsichdiebin runzelte die Stirn. »Du bist nun mal nicht die Allerklügste, Eusebia«, sagte sie liebevoll und streichelte die Häsin. »Ich werde mir etwas überlegen müssen.«
    Der große Waschbär brabbelte auf sie ein; Jakko glaubte das Wort ›Hu-nd‹ zu verstehen.
    »Er will wissen, wer nun ihre Streitereien mit den Hunden schlichten wird«, berichtete Pfirsichdiebin. Darauf kam einer der Mondhunde näher und sagte mühsam: »Wir gehen mit!« Es waren die ersten Worte, die Jakko von ihm hörte.
    »Oh, wunderbar!« rief Pfirsichdiebin. »Dann wäre auch das erledigt.« Sie sprang auf und goß eine Pflanzenreihe. Die weißen Waschbären trollten sich schweigend.
    »Ich freue mich, daß du mitkommst, Tycho«, erklärte sie dem Hund. »Besonders falls ich auf dem Rückweg allein bin, mit einem Baby im Leib. Aber es heißt, daß man anfangs sehr kräftig ist.«
    »Du wirst nicht allein sein«, entgegnete Jakko. Sie warf ihm ein kurzes, nichtssagendes Lächeln zu. Er sah, daß sie andere Sachen angezogen hatte. Ihre Formen zeichneten sich nicht mehr so deutlich ab, und sie schaute beinahe schüchtern an ihm vorbei. Aber sie geriet in Aufregung, als er ihr die beiden Rucksäcke zeigte.
    »Das ist ja großartig! Nun müssen wir uns die Decken beim Gehen nicht um die Hüften wickeln. Die Nächte sind nämlich eher kühl.«
    »Regnet es in dieser Gegend?«
    »Nicht zu dieser Jahreszeit. Was wir unbedingt mitnehmen müssen, sind Streichhölzer, Proviant und Wasser. Und ein gutes Messer für jeden. Hast du die Karte gefunden?«
    Er zeigte sie ihr. »Kannst du auch längere Strecken gehen, wenn es sein muß? Besitzt du überhaupt Schuhe?«
    »Sicher. Ich gehe viel zu Fuß, besonders, seit mir Ferrocil das Fahrrad stahl.«
    Der Zorn in ihrem Tonfall amüsierte ihn. Diese wilde Entschlossenheit, mit der sie um ihren kleinen Besitz kämpfte!
    »Männer errichten Denkmäler, Frauen erbauen ein Nest!« zitierte er, ohne die Quelle genau zu kennen.
    »Ich weiß nicht, welche Art von Denkmal Ferrocil mit meinem Fahrrad zu errichten gedachte!« fauchte sie.
    »Du bist eine Wilde!« Schmerz schnürt ihm die Kehle zu, und er verhehlte das Gefühl mit einem leisen Lachen.
    »Die Menschheit kann ein paar Wilde wie mich gebrauchen. Aber jetzt essen wir besser und legen uns schlafen, damit wir morgen in aller Frühe

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