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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Vater! Du hast ihm versprochen …«
    »Mein Vater ist auch geblieben«, erklärte er mühsam. »Es … es ist richtig so, glaube ich.«
    Sie kam ganz nahe und nahm seine Arme in ihre kleinen Hände.
    »Oh, Jakko! Aber nein, hör zu – ich begleite dich! Wir können unterwegs mit dem Baby anfangen, davon bin ich überzeugt. Du nimmst Abschied von deinem Vater und hältst dein Versprechen – und ich werde da sein und dafür sorgen, daß du auch wirklich umkehrst.«
    »Aber … aber dann wärst du doch schwanger!« rief er besorgt. »Du würdest Gefahr laufen, einen Embryo mit zum Fluß zu nehmen!«
    Sie lachte stolz. »Kannst du nicht begreifen, daß ich selbst den Fluß nie betreten werde? Ich will lediglich auf dich achten und dich wieder herausholen. Ich sorge dafür, daß du hierher zurückkommst. Daß du wenigstens eine Zeitlang bei mir bleibst«, setzte sie nüchtern hinzu. Dann erhellte sich ihre Miene. »He, wir stoßen sicher auf die tollsten Dinge! Vielleicht entdecke ich unterwegs eine Kuh oder ein paar Ziegen. Ja, genau! Das ist die Idee!«
    Sie schaute ihn mit leuchtenden Augen an. Vorsichtig berührten ihre Lippen die seinen, und sie küßten sich ungeschickt, schmeckten das Salz, das an ihnen klebte. Er spürte kein sexuelles Verlangen, nur einen tiefen Widerhall, wie eine Ermutigung der Erde selbst. Die drei Mondhunde sahen ihnen verdrießlich zu.
    »Und jetzt essen wir!« Sie zog ihn zu den Stufen in der Klippe. »Wir können sofort die Pillen schlucken. Oh, ich habe soviel vorzubereiten! Aber ich schaffe das schon. Morgen brechen wir auf.«
    Sie war wie ein Wirbelwind. In der Speisekammer stürmte sie zu einer kleinen goldfarbenen Pillendose, öffnete sie und zeigte ihm ein Häufchen leuchtendgrüner und roter Kapseln.
    »Die roten mit dem Mann-Symbol sind für dich!«
    Sie nahm eine grüne, und sie schluckten die Tabletten feierlich mit etwas Wasser aus einem gemeinsamen Becher. Er sah, daß das Siegel der Dose geöffnet war, und er dachte an Mungo, diesen Fremden, den sie erwähnt hatte. Wie weit hatte sie ihre Pläne bei ihm durchgesetzt? Ein unangenehmes Empfinden, das er nie zuvor gespürt hatte, machte sich in Jakkos Magen breit. Er merkte, daß er in Erfahrungsbereiche vordrang, die ihm fremd und unheimlich waren, und er nahm seinen Nahrungsriegel und schlenderte durch die Arkaden, um sich zu beruhigen.
    Als er sich wieder zu Pfirsichdiebin gesellte, arbeitete sie wie besessen. Sie faltete und umwickelte Gegenstände, füllte Behälter, schloß Fenster, öffnete Türen … Wieder ihre starke Bindung zu den Dingen … Er fühlte einen unbestimmten Ärger, doch dann kam ihm ein Gedanke.
    »Wir werden eine Karte brauchen«, meinte er. »Meine ist im Boot geblieben.«
    »Oh, gut, daß du daran denkst! Schau im alten Kontrollraum nach – da die Treppe hinunter! Er sieht ein wenig gruselig aus.« Sie begann ihren Webstuhl zu ölen.
    Er betrat eine weiße Rampe, die in einen Treppentunnel überging, und kam schließlich durch ein gepanzertes Portal in einen kreisförmigen Saal, der tief in den Felsen gehauen war. Schwaches Licht drang durch Lukenschächte herein. Das Summen des Stationsgenerators drang an sein Ohr. Als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entdeckte er eine Reihe von Sensoren-Schirmen und eine mächtige Konsole, die mitten im Raum stand. Jemand hatte sie mit Gewalt geöffnet; über die Mechanik war eine Art Siegelflüssigkeit gegossen.
    Er hatte so einen Ort schon einmal gesehen. Er begriff sofort, daß man von hier aus die entsetzlichen Flugwaffen der Vorzeit bedient hatte. Vermutlich harrten die tödlichen Geschosse immer noch in verborgenen Luken hinter der Station. Aber die Hauptsteuerung war seit langem zerstört. Als er sich der Konsole näherte, sah er, daß jemand Buchstaben in die Siegelmasse geritzt hatte. Er konnte nur die Worte lesen: NIE WIEDER KRIEG! Zweifellos war dies ein Heiligtum aus längst vergangener Zeit.
    Er fand einen Lichtschalter. Kalte Helligkeit durchflutete das Gewölbe, und er begann die Seitenkorridore zu erforschen. Altertümliche Geräte, klobige Anzüge, Schränke voll Masken und zerbröckelnden Paketen, mit denen er nichts anzufangen wußte. Etwas Nützliches entdeckte er allerdings – zwei Tuchsäcke, die man auf dem Rücken tragen konnte und die kaum angeschimmelt waren. Aber wo befanden sich die Karten?
    Schließlich sah er eine an der Wand des Kontrollraums, gleich neben dem Eingang. Jemand hatte sie mit kritzeliger Schrift

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