Aus dem Überall
klettern. Sie hielt sich am Mast fest.
»Das Segel! Spann das Segel!« schrie er, ehe ihm die nächste Welle ins Gesicht schlug. Aber sie hatte seine Worte gehört. Das Segel entfaltete sich wie ein großer zitternder Flügel, gegen den sich ihr glänzendschwarzer Körper abhob. Zum erstenmal bemerkte Jakko den Namen des Bootes am Heck: Gojack. Er lächelte. Ein Omen.
Gojack jagte in schneller Fahrt dem Riff entgegen.
»Das Steuerruder!« schrie er. »Dreh das Ruder herum und komm zurück!«
Pfirsichdiebin lief zur Ruderpinne und zerrte daran; er konnte sehen, wie sie sich abmühte. Aber Gojack entfernte sich mit dem Wind, glitt immer schneller der Brandung entgegen. Jakko fiel ein, daß sie am Mast gestanden hatte, dicht neben dem Computer.
»Schalt den Computer aus! Hörst du? Den Computer ausschalten!«
Sie konnte seine Worte vermutlich nicht mehr verstehen. Jakko sah, wie sie fieberhaft kämpfte, an der Ruderpinne zerrte, die Taue packte und das Segel einzuholen versuchte. Dann schien sie den Computer zu bemerken, konnte aber offensichtlich nichts damit anfangen. Inzwischen setzte Gojack seinen unterbrochenen Weg zum Fluß fort. Jakko erkannte mit Entsetzen, daß sie sich bald in gefährlichem Wasser befinden würde. Die Brandung donnerte gegen die Korallenbänke.
»Spring ab! Komm zurück, spring ab!« Er schwamm hinter dem Boot her, so schnell er konnte, aber er kam entsetzlich langsam vom Fleck. Sie kämpfte immer noch mit dem Boot und schrie etwas, das er nicht verstehen konnte.
»SPRING!«
Und endlich sprang sie, aber nur, um Gojack an den Halteleinen zu packen. Das Boot stockte und schwankte, setzte dann aber unbeirrt seinen Weg fort und zog das um sich schlagende Mädchen mit.
»Laß los! Laß los!« Eine Welle schwappte über seinem Kopf zusammen.
Als er wieder sehen konnte, hatte sie das Boot endlich aufgegeben und schwamm ziellos hin und her. Gojack tauchte noch einmal kurz in der Brandung auf und verschwand dann im offenen Meer. Pfirsichdiebin wandte sich dem Ufer zu, und Jakko schwamm ihr entgegen. Er war gefangen von einem starken Gefühl, das ihn völlig verwirrte. Als seine Füße Grund berührten, erkannte er, daß es Zorn war.
Sie watete auf ihn zu, das Gesicht vom Weinen verzerrt. »Das Boot der Kinder!« schluchzte sie. »Ich habe das Boot der Kinder nicht festhalten können …«
»Du bist verrückt!« schrie er. »Du hast doch keine Kinder!«
»Ich konnte es nicht festhalten …« Sie warf sich weinend an seine Brust. Er klopfte ihr hart auf den Rücken, stieß sie in die Rippen und wiederholte wütend: »Verrückt bist du! Wahnsinnig!«
Sie schluchzte lauter, schmiegte sich an ihn, klein, nackt und zerbrechlich. Plötzlich warf er sie in den feuchten Sand und ließ sich auf sie fallen, spürte, wie sein angespannter Penis gegen ihren Körper preßte. Einen Moment lang waren sie beide vollkommen verwirrt, doch dann ernüchterte Jakko der Schock. Er sprang auf und schaute an sich herunter. Pfirsichdiebin starrte ihn mit großen Augen an.
»Wi-willst du jetzt?«
In diesem Moment gab es für ihn keinen anderen Wunsch, als sich in ihr zu vergraben, aber eine Woge spülte über sie hinweg. Der Sand scheuerte an seiner Haut. Pfirsichdiebin spuckte Salzwasser aus. Der Zauber schwand. Ungeschickt richtete er sich auf.
»Ich glaubte, du würdest ertrinken«, sagte er, von neuem Zorn erfaßt.
»Ich wollte es unbedingt behalten – für sie …« Sie weinte immer noch vor sich hin und warf ihm einen unglücklichen Blick zu. Er begriff, daß sie im Grunde nicht das Segelboot meinte. Das Gefühl, daß er sich nicht mehr von ihr lösen konnte, machte sich in ihm breit. Dieses verrückte kleine Wesen hatte eine Art Energiestrudel um sich geschaffen, und sie sog ihn an sich wie ihre zahmen Tiere, wie die Pflanzen, die Bienen – wie all die Dinge, die sie sammelte. Nur Gojack war ihr entwischt.
»Ich finde es wieder«, murmelte sie, und während sie ihre Seidentücher auswand, starrte sie am Riff vorbei dem winzigen hellen Punkt nach. Jakko schaute auf sie herunter, auf dieses fanatische und doch so verwundbare Mädchen, und seine innere Landschaft kippte erschreckend, enthüllte eine alte und zugleich ganz neue Dimension.
»Ich bleibe bei dir«, sagte er heiser. Er räusperte sich, weil er merkte, daß seine Stimme zitterte. »Ich meine, ich bleibe ganz bei dir – ich will nicht mehr zum Fluß. Wir werden sie machen, unsere Kinder.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Aber dein
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