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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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sei es auf eine unschuldige Krokodilrasse oder einfach so, bis ihr euch im All verliert – und alles von vorne beginnt. Ein neuer, vom Zufall geschaffener Motor des Universums, der blind gibt und nimmt …« Er hustete. Sein Blick schweifte von ihnen ab, und er begann in einem altertümlichen Dialekt zu murmeln: »Oh, wenn der Geist beginnt zu leben, abstreift des Totenlagers Wirren, wohin wird er gesandt …So wie die Bücher künden, nackt und voller Beben ob der Gestirne kalten Schuldspruch in ein fremdes Land …?« Er verstummte und wisperte dann schwach: »Und doch möchte auch ich gehen.«
    »Sie werden es schaffen«, ermutigte ihn Pfirsichdiebin.
    »Wie … wie lange noch?«
    »Wir sind im Morgengrauen da«, meinte Jakko. »Wir tragen Sie zum Fluß, ich verspreche es Ihnen.«
    »Ein großes Geschenk«, murmelte er schwach. »Aber ich fürchte … ich werde euch ein noch größeres machen.« Er murmelte ein Wort, das Jakko nicht kannte und das wie ›Afrodisakum‹ klang.
    Danach schloß er die Augen. Pfirsichdiebin holte ein feuchtes, duftendes Tuch aus dem Waschautomaten und säuberte ihm sanft das Gesicht. Der Alte blinzelte und grinste.
    »Madame Tasselass«, krächzte er. »Madame Tasselass, werden Sie uns wirklich retten?«
    Pfirsichdiebin lächelte dem Alten zu und nickte energisch. Er schloß die Augen. Von da an wirkte er friedvoller.
    Das Schiff jagte durch Vollmondlicht, und die Kabine war so durchdrungen von dem blausilbernen Schimmer, daß sie gar nicht auf den Gedanken kamen, die Beleuchtung einzuschalten. Hin und wieder verschleierten die Glitzernebel einer niedrigen Wolke die Fenster und verschwanden wieder. Jakko wollte eben eine kleine Mahlzeit vorschlagen, da begann der alte Mann zu keuchen und zu würgen und schlug die Augen auf. Ein blubberndes Geräusch drang aus seinen Eingeweiden.
    Pfirsichdiebin warf ihm einen scharfen BJick zu und nahm eines seiner Handgelenke. Dann runzelte sie die Stirn und beugte sich über ihn. Sie öffnete sein schmutzstarrendes Wams, preßte ein Ohr an seine Brust und schaute dann Jakko an.
    »Er atmet nicht, ich höre keinen Herzschlag.« Sie fingerte in seinem Wams umher, als könne sie irgendwo das Leben ertasten und festhalten. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Er ist tot – ooh!« Ihre Hand glitt tiefer. Dann richtete sie sich unvermittelt auf und strich die Kleidung des Alten glatt.
    »Was ist?«
    »Er … er ist eine Frau!« Sie stieß ein Schluchzen aus und warf sich in Jakkos Arme. »W-wir wissen nicht einmal, wie sie hieß!«
    Jakko hielt sie fest und starrte an ihr vorbei zu der Toten. Sie hat meinen Namen auch nicht gekannt, dachte er. In diesem Moment ging ein Ruck durch das Luftschiff. Ein Kabel schien zu scheuern oder zu rutschen, doch gleich darauf setzte die Maschine ihren Flug ruhig fort.
    Jakko hatte sich sein Leben lang auf die Technik verlassen, aber nun schnürte ihm Entsetzen die Kehle zu. Dieses Schiff konnte abstürzen! Sie konnten sterben wie Ferrocil, wie diese Fremde, wie die zahllosen Menschen, die auf den Friedhöfen da unten lagen. Echos der spröden Stimme, die vom Tod gesprochen hatte, dröhnten in seinem Kopf. Er hatte die plötzliche Vision, daß Pfirsichdiebin alt war und auf die gleiche Weise starb wie diese Frau hier. Daß sie allein starb, nachdem die Flüsse fort waren. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und aus seinem Unterbewußtsein drängte ein wilder Gefühlsansturm. Er zog Pfirsichdiebin enger an sich. Plötzlich wußte er wie im Traum, was geschehen würde. Nur empfand er diesmal keinen Zorn. Sein Körper war wie warmer, lebendiger Fels.
    Er streichelte Pfirsichdiebin, bis ihr heftiges Weinen nachließ, und führte sie zu der mondhellen Bank auf der anderen Seite der Kabine. Sie schluchzte immer noch leise und klammerte sich eng an ihn. Er fuhr mit sicheren, ruhigen Händen über ihren Rücken, umfaßte ihre Hüften und merkte, wie ihr Körper reagierte.
    »Gib mir diese Pille!« sagte er. »Jetzt!«
    Ihre großen Augen starrten ihn aus dem blauen Mondlicht an. Sie zog die kleine Pillendose hervor. Er nahm eine Kapsel und schluckte sie ruhig. Er wollte, daß sie verstand.
    »Zieh dich aus!« Er begann aus seinem Wams zu schlüpfen, stolz auf die warme, beständige Kraft in seinen Lenden. Als sie ihre Kleider ablegte und er den glänzendschwarzen Haarwust unter dem zierlichen, flachen Bauch sah, die silbergeränderten Umrisse ihres Körpers, da erfaßte ihn ein Drängen, aber immer noch befand er sich im

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