Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
Vom Netzwerk:
auch zum Fluß gekommen. Als sich Jakko genauer umsah, konnte er erkennen, daß die grünen Hänge zerfurcht und kraterübsät waren, als hätten einst Detonationen das Erdreich aufgewühlt.
    Plötzlich kam ihm in den Sinn, daß er in diesem wirren Durcheinander seinen Vater finden mußte.
    »Wo ist der Fluß jetzt? Der Geist meines Vaters müßte noch zu spüren sein, wenn ich mich nicht allzu sehr verspätet habe.«
    »Siehst du den Fleck dort in der Luft, der wie Wasser schimmert? Ich bin überzeugt, daß dort Gefahr droht.«
    In der Tiefe, ein Stück rechts von ihnen und ziemlich nahe am Kreis der Zelte und Wagen, befand sich ein eigentümlich wabernder Fleck. Als Jakko näher hinsah, erkannte er eine mächtige Säule schwach golden getönter, flimmernder Luft. Seine Blicke schweiften umher; er entdeckte im ganzen Tal nichts Ähnliches.
    »Wenn das die einzige Sammelstelle darstellt, dann ist der Fluß stark geschrumpft.«
    Pfirsichdiebin nickte und schluckte dann. Ihr schmales Gesicht wirkte plötzlich hart. Sie wollte auf der Erde weiterleben und hier sterben, ohne zum Fluß zu gehen. Jakko erkannte die Absicht in ihren Zügen. Und er würde bei ihr bleiben; das stand für ihn fest. Er drückte mit aller Kraft ihre Hand.
    »Wenn du unbedingt mit deinem Vater sprechen mußt, gehen wir am besten hier oben entlang«, meinte Pfirsichdiebin. »Das erscheint mir am ungefährlichsten.«
    »Nei-ein«, meldete sich einer der Mondhunde zu Wort. Die beiden Menschen drehten sich um und sahen die Hunde in einer Reihe am Hügelkamm sitzen. Sie starrten mit halbgeschlossenen Augen ins Tal.
    »Schon gut«, beruhigte Pfirsichdiebin die Tiere. »Ihr wartet hier. Wir kommen bald zurück.«
    Sie drückte Jakkos Hand noch fester, und gemeinsam gingen sie los. Sie machten einen Bogen um den alten Kriegshügel, wanderten vorbei an den Überresten uralter Fahrzeuge, kamen an eine Säule, die schräg im Nichts lehnte. Sie entdeckten schwache Trampelpfade im kurzen Gras. Wieder ragte ein Kriegshügel vor ihnen auf; als sie ihn umrundet hatten, standen sie unvermittelt vor einer kleinen Herde. Die Tiere hatten lange, schmale Hälse und ein weißes Fell, und sie besaßen keine Hörner. Ohne Scheu grasten sie weiter, als die beiden Menschen auftauchten. Jakko meinte, es könnte sich um mutierte Rehe handeln.
    »Sieh doch!« Pfirsichdiebin ließ seine Hand los. »Das ist Milch – da, sie säugt ihr Kleines!«
    Jakko sah, daß eines der Tiere eine Art knotigen Sack zwischen den Hinterläufen hängen hatte. Ein Junges kniete daneben und trank. Eine Mutter und ihr Kind.
    Pfirsichdiebin ging vorsichtig auf die beiden zu und stieß leise Lock- und Begrüßungslaute aus. Das Muttertier betrachtete sie furchtlos, während das Kleine mit rollenden Augen weitertrank. Pfirsichdiebin trat neben die beiden, streichelte die Mutter und bückte sich dann, um den Beutel zu betasten. Das Tier tat einen Schritt zur Seite, hielt dann aber still. Als Pfirsichdiebin sich wieder aufrichtete, leckte sie ein paar Tropfen von ihren Fingern.
    »Das ist gute Milch! Und die Tiere haben genau die richtige Größe, wir können sie im Luftschiff mitnehmen. Sogar in die Bodenautos passen sie!« Sie strahlte und lachte. Jakko spürte eine Wärme, die ihm die Kehle zuschnürte. Der Eifer, mit dem sie ihre kleine Welt ausstattete, ihr künftiges Nest! Ihr und sein Nest und das der Kinder …
    »Begleitet uns doch!« drängte Pfirsichdiebin. »Kommt mit uns!« Sie schlang ihren Gürtel um den Nacken des Muttertieres, damit sie es besser führen konnte. Es folgte ihr friedfertig, und das Kleine kam mit ungeschickten Sprüngen hinterher.
    »Das Junge ist ein Männchen. Oh, das ist wunderbar!« rief Pfirsichdiebin. »Da, halt den Gürtel einen Moment fest! Ich möchte mich drüben bei der Herde umsehen.«
    Sie reichte Jakko die Schlaufe und rannte los. Das Tier betrachtete ihn ruhig. Plötzlich zog es die Oberlippe ein Stück zurück und spuckte. Er konnte gerade noch den Kopf zur Seite drehen. Ungeduldig rief er Pfirsichdiebin zurück.
    »Ich muß zuerst meinen Vater finden!«
    »Ist gut.« Sie gesellte sich wieder zu ihm. »Oh, sieh dir das an!«
    Etwas weiter unten am Hang war eine Geistererscheinung aufgetaucht – eines der weißen Tiere, allerdings nahezu transparent und gespenstisch dünn. Es schwebte vage hin und her, senkte gelegentlich den Kopf, fraß aber nicht.
    »Es muß zur Hälfte in den Fluß geraten sein. Oh, Jakko, siehst du nun, wie gefährlich das ist! Ich

Weitere Kostenlose Bücher