Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
anhalten und Pausen einlegen, nachdem sie den Wald hinter sich gelassen hatten.
Anna ließ einen flüchtigen Blick über ihre Freundin gleiten, Schweißperlen glänzten auf Erins Stirn. »Alles in Ordnung? Du schnaufst ganz schön.«
»Wie lange noch, bis ich wieder fit bin, Anna?«
Anna legte ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter. »Du bist doch schon fast wieder ganz hergestellt. Der Weg hierher ist wirklich ein wenig weit.«
Erin zog ihre Stirn in Falten. »Du musst mir wirklich nichts vormachen. Ich weiß selbst, dass ich noch lange nicht wieder so kräftig bin, wie … wie früher eben.«
Sie tat ihr leid. Erin beschwerte sich selten, besonders nicht in Edmunds Gegenwart, doch Anna wusste genau, wie schwer es ihr fiel, geduldig zu sein und darauf zu warten, dass ihre Kräfte zurückkehrten. Wenn sie ehrlich war, hatte sie selbst sich wesentlich schneller erholt.
»Aber fast, Erin. Denk nur mal daran, wie es dir ging, als du hier angekommen bist.«
Erin öffnete den Mund, schien bereits eine passende Antwort parat zu haben.
»Die Dame aus dem Sonneneck. Na, das ist aber eine Überraschung.«
Erin fuhr herum und Anna ließ vor lauter Schreck das Besteck fallen, das aus dem kleinen Holzkästchen sprang und klirrend über den Schotterboden rollte.
»Was denn, mein Kind, willst du mir schon wieder deine Gabeln anbieten?«
Anna lachte, sie freute sich, den alten Carlson wiederzusehen. Die grauen Augen funkelten, als er sich bückte und das Besteck aufsammelte. Mit einem Sprung war Anna an seiner Seite.
»Nein, eigentlich war es dieses Mal nicht für Sie gedacht.« Sanft schob sie ihn zur Seite. »Bitte, ich mache das schon.«
Grinsend hielt der alte Mann ihr zwei Gabeln entgegen und ließ Anna den Rest einsammeln. Verlegen packte sie das silberne Besteck zurück in den kleinen Holzkasten und drückte ihn Erin in die Hand. Schließlich hielt sie dem Bauern die Hand entgegen, der ihre Rechte freudig ergriff und sie herzlich drückte.
»Vielen Dank für die Puppe und das Holzauto. Louise und Max haben sich riesig gefreut. Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht, Fräuleinchen, doch dann ist dein Freund hier gewesen und wir haben Besteck gegen Spielzeug getauscht. Geht es dir denn wieder besser?«
Für einen Moment sah Anna den alten Mann fragend an. Verdammt, sie hatte es versäumt, Peter zu fragen, was genau er ihm erzählt hatte. »Natürlich«, antwortete sie zögernd, »bin so gut wie neu.«
»Siehst auch gut aus, mein Kind.« Er betrachtete forschend ihr rechtes Bein. »Du humpelst auch gar nicht mehr.«
Anna stieg Hitze ins Gesicht. Was für eine Geschichte hatte Peter ihm nur aufgetischt? Demonstrativ drehte sie ihr Bein hin und her. »Wie gesagt, wie neu.«
Damit war dem Thema offensichtlich Genüge getan, denn Bauer Carlsons wache Augen musterten nun Erin neugierig. »Deine Freundin hingegen ist schon ein wenig blass um die Nase.«
Anna hüstelte betreten. »Sommergrippe. Erin ist noch ein wenig schlapp, aber schon fast wieder die Alte. Nicht wahr, Erin?« Anna stieß ihrer Freundin in die Seite.
Erin stellte das Holzkästchen vorsichtig auf den Boden und reichte dem Bauern ebenfalls die Hand. »Bin fast schon wieder ganz gesund. So eine blöde Grippe aber auch …«
Bauer Carlson runzelte die Stirn, so ganz überzeugt schien er nicht. »Und womit kann ich heute dienen, meine Damen?«
Anna hätte sich ohrfeigen können, sie waren einfach aufgebrochen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was genau sie eigentlich hier wollten.
»Wir wollten Sie oder vielmehr Max und Louise für morgen zum Spielen einladen«, antwortete sie spontan. Anna biss sich auf die Lippen, etwas Besseres war ihr nicht eingefallen. Obwohl … eigentlich gar keine schlechte Idee. »Einmal die Woche ungefähr treffen sich etwa ein Dutzend Kinder bei mir im Laden zum Spielen«, fuhr sie schließlich fort. »Ich habe gedacht, vielleicht hätten Ihre Enkel auch Lust einmal vorbeizuschauen.«
Die kleinen Perlenaugen funkelten zwischen tausend winzigen Fältchen. »Schade, dass sie gerade nicht da sind. Wärst du später vorbeigekommen, mein Kind, hätte ich sie dir vorgestellt. Sie sind in der Schule. Aber morgen, nach Schulschluss, kommen wir gern vorbei.« Fast unmerklich streifte sein Blick Erin, die auffällig schweigsam neben Anna stand. »Bin sofort wieder da.« Und schon war er im Haus verschwunden. Es dauerte nicht lange, da stand er, einen dunkelblauen Rucksack in den Händen, erneut vor
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