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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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der Anwesenden entladen würden. Annas Mundwinkel zuckten und sie war dankbar, dass sie der resoluten Hausherrin, zumindest für den Augenblick, entkommen war. Dann ertönte Richards tiefer Bass und das Gewitter verstummte. Treppenstufen knarrten, Schritte hallten im Flur, näherten und entfernten sich wieder. Anna atmete auf. Sie konnte und wollte nicht mehr reden, gute Miene zum bösen Spiel machen, allen vortäuschen, wie kräftig und stark sie war. Sie wollte allein sein, allein mit Alexander. Er schlief, nicht fest, aber er schlief. Unruhig wand er sich hin und her, versuchte, das verletzte Bein aus der Schlinge zu ziehen. Ohne Erfolg, Noah hatte es geschickt darin festgebunden. Anna massierte ihre pochenden Schläfen. Ihre Muskeln schmerzten wie nach einem langen, harten Arbeitstag. Obwohl sie noch ein Glas Violabeersaft getrunken hatte, fühlte sie sich abgekämpft und kraftlos. Und sie war müde. Todmüde. Doch auch diese Nacht würde sie nicht viel schlafen. Schlafmangel wurde langsam zum Normalzustand. Sie konnte immer noch nicht glauben, wie schlecht Alexander aussah. Seine bronzefarbene Haut war wächsern und bleich. Auch ohne ihn zu berühren, wusste Anna, dass er nach wie vor fieberte. Mühsam kämpfte sie sich hoch, schob den Stuhl beiseite und sah sich um. Die drei runden Laternen unter der Zimmerdecke spendeten ein warmes Licht. Einen Atemzug lang war sie versucht, es sich neben Alexander in dem einladenden Bett gemütlich zu machen. Nur für einen Moment die Augen zu schließen. Noch nicht, Anna, mahnte sie sich stumm, noch nicht. Entschieden zog sie eines der Leinentücher aus dem Korb und lief zu der schmalen Kommode, auf der sie eine Waschschüssel entdeckt hatte. Anna seufzte. Mit der unverletzten Linken tauchte sie das Tuch in das kühle Nass und wrang es aus, so gut es mit einer Hand möglich war. Trotzdem hinterließ sie eine Spur feiner Wassertropfen auf dem Holzboden, als sie den Tisch umrundete und sich erneut an Alexanders Seite niederließ. Behutsam wischte sie mit dem Tuch über die heiße Stirn. Warum nur sank das Fieber nicht? War sie doch zu spät gekommen? Alexander fuhr unter der Berührung zusammen, stöhnte und sank dann wieder in seinen Dämmerzustand zurück.
    »Alex, was für ein Mensch tut so etwas?«
    Anna zwang sich, einen Blick auf das verletzte Bein zu werfen. Unverändert, die Brandwunde wand sich um den gesamten Unterschenkel. Sie wird sich nicht entzünden und schnell verheilen , hatte Peter gesagt. Schnell … Morgen … Würde es ihm morgen besser gehen? Wichtiger ist, ob Alexander genug Kraft und den Willen zum Überleben hat. Was, wenn das Fieber heute Nacht nicht sinken würde? Er musste kämpfen. … und dann werde ich ihn euch zurückbringen. Sie hatte es Eva versprochen. Instinktiv griff sie nach dem kleinen Zettel, der in ihrer Hosentasche steckte. Die kurze Nachricht von Eva auf dem Stück Zeitung. Sie faltete den Zettel auseinander und legte ihn unter das verschwitzte Kopfkissen.
    »Streng dich an, Alex. Verdammt noch mal. Sie warten auf dich. Bild dir nur nicht ein, du könntest dich einfach so aus dem Staub machen.«
    Annas Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn sie doch nur irgendetwas tun könnte. Ihr Blick wanderte zu der Feder auf dem Tisch. Die Spitze war verbrannt und der verkohlte, rabenschwarze Rand prallte schroff gegen das leuchtende Rot. Warten, nichts als warten. Anna griff nach Alexanders Hand. Seine Finger waren gekrümmt, hatten sich in die Bettdecke gegraben. Nein, es war kein erholsamer Schlaf. Beinah konnte man sehen, wie die Augen unruhig hinter den geschlossenen Lidern hin und her wanderten. Behutsam massierte sie die verkrampften Finger. Alexander seufzte, doch er öffnete seine Augen nicht. Trinken …
    Anna schielte zu dem Krug auf dem Tisch, nunmehr halb voll mit dem dunkelroten, kraftspendenden Saft der Violabeeren. Er musste aufwachen und trinken. Je mehr, desto besser. Doch noch einmal zu der drastischen Maßnahme zu greifen, die Peter eben gewählt hatte, wagte sie nicht. Anna ließ ihren Blick erneut über das verletzte Bein wandern. Nein, er musste aufwachen, allein und ohne den ohnehin geschwächten Körper noch mehr zu strapazieren. Das verfluchte Fieber musste sinken und Alexander sich aus diesem unseligen Dämmerzustand kämpfen. Hinter ihrer Stirn arbeitete es. Sie konnte nicht einfach dabei zusehen, wie er vor ihren Augen dahinsiechte. Anna ließ Alexanders Hand los und erhob sich. Natürlich! Warum hatte sie nicht

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