Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
war ein leises Rascheln zu vernehmen. Kleine Geschöpfe, die selbst in der totalen Finsternis nicht zur Ruhe kommen würden.
»Du kannst sie nicht sehen, Anna. Doch in unserer Nähe halten sich viele unserer Freunde versteckt. Richard hat keine Zeit verschwendet und noch am selben Tag, als ich mit Alexander zurückgekehrt bin, nach Dutzenden der besten Krieger Silvanubis’ geschickt. Sie bewachen das Haus und die unmittelbare Umgebung Tag und Nacht. Sie werden bleiben, bis ihr für Kyra uninteressant seid.«
Anna zog ihre Stirn in Falten, deshalb die Wachen vor der Tür. Wenn sie ehrlich war, hatte sie bislang noch keinen Gedanken an die eigene Sicherheit verschwendet. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt gewesen, sich um Alexander zu sorgen. Doch natürlich war die Gefahr nicht vorüber, nur weil es ihnen gelungen war, einigermaßen unversehrt hier anzukommen. Wie lange noch? Noch fünf Wochen, wenn sie sich nicht verrechnet hatte. Zeit genug für Kyra, ihr Ziel zu erreichen.
»Wenn du dich konzentrierst, kannst du sie hören.«
Anna stutzte, konnte sie was hören? Sie spitzte die Ohren, suchte den Nachthimmel ab. Ein Rauschen, gleichmäßig, wie sanft heranrollende Wellen. Was war das? Noah lächelte.
»Nicht nur die besten Krieger geben auf euch acht, auch einige unserer magischen Freunde drehen hier draußen ihre Runden. Wenn du genau hinsiehst, kannst du vielleicht ihre Schatten erkennen.«
Anna starrte gen Himmel und hielt die Luft an. Da. Etwas Riesiges … Ein, zwei – nein, sogar drei Schatten kreisten über dem Haus.
»Drachen?«
Noah nickte erneut.
»Es sind die gleichen, die mir geholfen haben, Alexander aus Kyras Fängen zu befreien.«
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Kyra hatte ihn in ihrer Gewalt gehabt. Und die Drachen … Mit beiden Händen griff sie nach dem Geländer und winkte ab, als Noah ihr unter die Arme greifen wollte.
»Es geht schon.« Sie schloss die Augen. »Das habe ich nicht gewusst. Sie hat ihn tatsächlich erwischt. Und du hast ihn da rausgeholt?«
Noah zuckte mit den Achseln. »Ich hatte Hilfe, Anna. Nicht nur von den Drachen. Nachdem euch der Nebel verschluckt hatte, haben wir gemerkt, dass Erin ebenfalls verschwunden war. Wir haben lange nach ihr gesucht, doch ohne Erfolg. Ich verstehe bis heute nicht, warum wir dabei nicht über Alexander gestolpert sind. Zu diesem Zeitpunkt musste er sich bereits im Fesseldorn verfangen haben. Sie hat ihn in einer winzigen Höhle verankert, in die Alexander gezogen worden ist. Er muss rasch das Bewusstsein verloren haben. Hätten wir ihn nur schneller gefunden …« Noah wich Annas Blick aus und fuhr dann zögernd fort. »Wie dem auch sei, Erin blieb unauffindbar. Irgendwann kamen nur noch zwei Möglichkeiten infrage: Entweder meine Schwester war Kyra in die Arme gelaufen oder Erin war euch gefolgt. Ich hielt die erste Möglichkeit für relativ unwahrscheinlich, dafür sind wir einfach zu vorsichtig gewesen. Die zweite Möglichkeit hingegen kam mir recht naheliegend vor. Sie ist ihrer Mutter viel zu ähnlich, insgeheim hat Bridget wahrscheinlich selbst mit dem Gedanken gespielt. Schließlich haben wir uns ohne Erin auf den Rückweg gemacht. Wir hatten den Wald bereits hinter uns gelassen, als Oskar plötzlich auftauchte. Er war Nico davongelaufen, musste gespürt haben, dass sich sein Herr in Gefahr befand. Dieser verrückte Hund, er ist so lange zwischen den Pferden hin und her gesprungen, bis mir schließlich gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Alexanders Hund ist schnurstracks zurück in den Wald gelaufen und hat mich auf direktem Weg zu ihm geführt.« Erneut hielt Noah inne und lenkte seinen Blick auf die über ihnen kreisenden Schatten. »Alex ging es zu dem Zeitpunkt bereits ziemlich dreckig. Ich weiß nicht, ob Kyra ihn absichtlich so lange mit dem Fesseldorn hat kämpfen lassen. Schließlich hat sie ihn davon befreit und sich mit ihm auf den Weg gemacht. Doch mit uns hat sie nicht so schnell gerechnet.« Für den Bruchteil einer Sekunde erhellte sich seine Miene. Seine Augen verfolgten immer noch die Umrisse der riesigen schwarzen Geschöpfe, die über ihnen kreisten. »Wir haben Alex direkt aus ihrem Lager befreien können.«
Noah schüttelte resigniert den Kopf. »Er hatte keine Chance, Anna. Ich bin mir sicher, dass sie die Pflanzen dort höchstpersönlich gesetzt hat. Sie wusste, wo sich Passagen befinden, wusste von dem Nebel. Wir hatten mehrere dieser verfluchten Schlingen bereits
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