Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
so sind wir von Höhle zu Höhle gezogen und ab und zu wurden irgendwo Zelte aufgeschlagen. Ich möchte nicht wissen, wie es ihr immer wieder gelingt, doch ihre Anhänger wurden und ich befürchte werden täglich mehr. Zunächst hat man mich eingesperrt. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Tage und Nächte ich im Dunkel gesessen habe. Ich hatte keine Ahnung, warum man mich gefangen hielt oder was man von mir wollte. Irgendwann wusste ich nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war. Bis dahin hatte ich Kyra nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Eines Tages dann stand sie vor mir. Ich habe sie sofort wiedererkannt, obwohl sie sich verändert hatte. Sie war kein Kind mehr. Vor mir stand eine anmutige, hübsche, junge Frau.«
Noah hielt kurz inne und zog eine finstere Grimasse.
»Wie doch der Schein trügen kann. Sie hat mich lange gemustert und schließlich gefragt, ob ich ihr helfen wolle. Zu dem Zeitpunkt wusste noch keiner, wie gefährlich Kyra wirklich war oder was sie vorhatte. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, jemandem meine Hilfe anzubieten, der mich gegen meinen Willen gefangen hielt. So habe ich freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Dann wurde es richtig ungemütlich für mich. Sie hat sich einiges einfallen lassen, um mich zu überreden. Ich kann zwar nicht mit Narben prahlen, so wie Alex hier«, er lachte bitter, »doch glaube mir, Anna, man kann jemanden quälen, auch ohne Spuren zu hinterlassen.«
Anna schluckte, daran zweifelte sie keine Minute.
»Als Kyra feststellte, dass sie mich auch so nicht überzeugen konnte, hat sie ihre Taktik geändert. Sie hat sich mit ihren Mitstreitern schon damals nie lange an einem Ort aufgehalten. Wo immer wir uns gerade befanden, wurde ich eingesperrt. Allein. Die Fesseln hat man mir nur zum Essen abgenommen. Und dann ist sie zu mir gekommen. Ich habe sie gehasst dafür und ich habe mich gehasst und verflucht, weil ich nicht die Kraft besaß, sie fortzuschicken. Wann immer sie mich besuchte, war sie zärtlich, sanft … Und wenn sie ging, wurde ich wieder gefesselt und allein gelassen. Sie hat mich … durcheinandergebracht.«
Er tat Anna leid. Sie sah genau, wie Noah die Erinnerung quälte. Er faltete die Hände und fuhr zögernd fort.
»Schließlich habe ich nachgegeben und einen meiner Drachen gerufen. Der Drache hat mir vertraut. Doch Kyra hat ihn in ein riesiges Verlies gesperrt und versucht, ihn gefügig zu machen. Doch die magischen Kreaturen sind schlauer als wir. Er ließ sich nicht dirigieren und damit war er wertlos für sie. Sie wusste, wie gefährlich es war, sich mit Kreaturen dieser Größenordnung anzulegen und so hat sie kurzerhand Gift in sein Futter gemischt. Drei Tage hat er zum Sterben gebraucht … und es war meine Schuld. Ich habe sein Vertrauen missbraucht. Das war das Ende meiner Zusammenarbeit mit Kyra. Ich habe kein Wort mehr mit ihr gewechselt, sie nicht mehr angesehen. Schließlich ist sie nicht mehr gekommen. Niemand kam, weder, um mir Essen oder Trinken zu geben noch, um meine Fesseln zu lösen. Sie sind einfach weitergezogen und haben mich an einen Baum gefesselt zurückgelassen.«
Schwerfällig erhob sich Noah, öffnete ein Fenster und lehnte sich weit hinaus.
»Mein Sohn hat Glück gehabt.« Richard trat neben ihn und musterte ihn traurig. »Ein Freund von mir hat ihn halb verdurstet gefunden und heimgebracht.«
Noah drehte sich langsam um, schob seinen Vater zur Seite und sah Anna an. »Ich glaube, ich habe noch nie so gehasst.« Seine Miene war versteinert, er hatte gelernt, seine Gefühle hinter einer ausdruckslosen Maske zu verstecken. Da hatte sie die Antwort auf ihre Frage, das war der Grund, warum es im Leben dieses starken, attraktiven Najaden keine Frau gab. Er war an Kyra zerbrochen. Ob er jemals die Maske zur Seite legen würde?
»Es tut mir leid, Noah«, begann Anna unbeholfen, doch der rotblonde Hüne hatte sich umgedreht und wortlos das Zimmer verlassen.
»Er braucht kein Mitleid, Anna«, meldete sich Bridget zu Wort. »Genauso wenig wie Nico. Deshalb sollten wir handeln, bevor uns die Zeit davonläuft.«
Anna runzelte die Stirn. Normalerweise war sie die Erste, die es vorzog zu handeln, anstatt zu warten. »Ich befürchte, genau das will sie, Bridget. Wahrscheinlich wartet sie nur darauf, dass wir einen Fehler begehen. Vergiss nicht, Nico ist wertlos für sie, sie will Alex oder mich.« Anna wunderte sich, wie ruhig ihre Stimme klang. Die Magierin wollte sie …
Richard nickte zustimmend, doch seine Frau
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