Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Käfig. »Sie kann auch dort warten. Fessel sie anständig, vergewissere dich, dass der Vogel ebenfalls gut verschnürt ist und dann öffne die Käfige.«
Darauf schien Glenn nur gewartet zu haben. Zufrieden zog er Anna an ihren gebundenen Händen hinter sich her. Niemand sonst folgte ihm. Die Zuschauer hatten sich hinter Kyra versammelt und warteten schweigend. Zweimal war Anna gestrauchelt, dann hatten sie den Käfig erreicht. Hölzerne Gitterstäbe umschlossen ihn von drei Seiten, doch eine Tür fehlte. Darauf hatte die Magierin in ihrem Fall verzichtet, denn sobald sich das dritte Opfer in ihrer Gewalt befand, musste sie nicht mehr warten. Nun verstand Anna. Die beiden hölzernen Gittertüren vor den Käfigen des Phönixes und der Silberblüte würden gleich geöffnet werden. Die mächtigen Klauen des Phönixes waren von schweren Ketten umschlossen. Anna schüttelte den Kopf. Der prächtige Vogel würde nie und nimmer entkommen können. Wahrscheinlich waren die zwei anderen Käfige nur aus dem Grund verschlossen, dass niemand auf die Idee kam, sich die kostbare Pflanze anzueignen oder den Phönix doch noch freizulassen.
»Damit hast du nicht gerechnet, Anna, nicht wahr?« Glenn machte eine einladende Geste. »Immer rein in die gute Stube. Mit dem Rücken zur Wand, wenn ich bitten darf.«
»Wand ist gut«, murmelte Anna. Aneinandergereihte armdicke Holzstäbe bildeten die Rückseite ihrer Zelle.
»Nicht so langsam.« Ungeduldig drückte er sie gegen das Holzgitter. Geschickt löste er die Fesseln ihrer Handgelenke, nur um sie jeweils links und rechts oben mit eigens für diesen Zweck angebrachten Lederriemen wieder festzubinden. »Und jetzt die Beine auseinander.«
»Hast du noch nicht genug, Glenn?«, fragte sie spöttisch, die Augen auf seine verräterisch gewölbte Hose gerichtet.
»Halt endlich dein Maul«, Glenns Faust fuhr ihr in den Magen und pfeifend blieb ihr die Luft weg. Überrascht sackte sie zusammen. Anna spürte einen stechenden Schmerz in ihren Schultergelenken und versuchte sich keuchend hochzustemmen. Mit seinem Fuß schob Glenn ihre Beine auseinander und befestigte auch ihre Füße mit ähnlichen Lederriemen. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, öffnete er die Türen der beiden anderen Käfige.
*
»Wartet.« Alexander stellte sich Peter in den Weg und hinderte ihn am Weitergehen. Felias winzige Flügel schwirrten, bevor sie federgleich in die Höhe stob.
»Wir sind fast da, Alex. Ich weiß zwar nicht, was das für ein Ort ist, an dem sie Anna versteckt haben, aber wir sind ganz nah dran.« Peter beobachtete die kleine Fee ungeduldig. »Wir haben keine Zeit. Absolut keine Zeit.«
Alexander beobachtete seine kleine Freundin über ihm. »Irgendetwas stimmt hier nicht.« Er tat einen weiteren Schritt zurück und sah der Pixie hinterher. Felia war inzwischen weit über die Bäume emporgestiegen, schien sich treiben zu lassen. Sie hatte sich so weit von ihnen entfernt, dass lediglich ein buntes Schimmern zu sehen war. Das Leuchten der Regenbogenfarben, das Alexander immer wieder aufs Neue faszinierte, nahm er nur am Rande wahr. Im Augenblick hatte er keinen Sinn für das prächtige Farbenspiel. Angestrengt verfolgte er das Schimmern und kniff die Augen zusammen. Was war das? Über den Baumwipfeln sah er einen Kopf, der augenblicklich wieder verschwand.
»Siehst du das auch?« Es war Noah, der auf das schwache Leuchten über den Bäumen deutete. »Ich meine nicht deine winzige Freundin, Alex. Bilde ich mir das ein oder läuft da jemand hinter … über den Bäumen hin und her? So hoch oben?«
Peter blinzelte, angestrengt suchte auch er die Baumspitzen ab. »Natürlich! Das sind Wachen. Was ist das nur für ein Ort? Ich kann es nicht genau erkennen. Aber wir sind ganz dicht davor. Ich meine, ich hätte einen riesigen Krater sehen können und Palisaden.« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Doch Anna sehe ich genau.« Peter hielt inne, schnappte nach Luft und presste die Augen zusammen. »Ich kann es nicht genau ausmachen, aber es ist da.« Er deutete mit dem Finger dorthin, wo er die Bewegung oberhalb der Bäume gesehen hatte. Erneut schloss er die Augen und fuhr plötzlich herum. »Nico, ich sehe Nico.« Aufgeregt zog er Pfeil und Bogen hervor und die anderen taten es ihm gleich. »Verdammt, er ist fast bei uns.«
Noah legte den Zeigefinger auf die Lippen und drehte sich langsam um. »Pferde.«
Peter trat neben ihn. »Die Zwerge bringen Nico her. Das ist es. So können
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