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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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lassen. Aus diesem Krankenschein sind anderthalb Jahre geworden. Dann haben sie mich vollgepumpt, weil sie was weiß ich alles gefunden haben. Ich bin ein Schrotthaufen.
    Mutter: Er ist Frührentner. Er nimmt ja Morphine, Opiate, Kortison, insgesamt neun verschiedene Medikamente und hatte aucheinen Hinterwandinfarkt. Insgesamt bekommt er eine Rente von 720 Euro. Er hat vierzig Jahre gearbeitet und bekommt jetzt dafür 720 Euro. Er hat auch zu viel in sich hineingefressen und erst zwölf Jahre später zum ersten Mal darüber (über den Mord) gesprochen. Dass er so lange nichts dazu gesagt hat, haben ihm die Behörden vorgeworfen mit der Begründung, dass das ja alles nicht so schlimm sein kann, wenn er nicht darüber reden will und meint, er muss das selber für sich verpacken, und weder in eine Klinik oder so was gehen will noch Antidepressiva nimmt. Bei ihm sind ja nur zehn Prozent anerkannt und er hat das Schlimmste von uns allen durchgemacht (weil er die Leiche gefunden hat). Da interessiert auch nicht sein Herzinfarkt. So leicht kann man sich das machen.
    Vater: Zwei Jahre, nachdem das passiert ist, habe ich keinen Zahn mehr im Mund gehabt. Ich konnte meine Zähne zuerst umklappen. Da hab ich noch Scherze drüber gemacht. Ich konnte die Zähne nach hinten klappen, dann sah es aus, als hätt’ ich keine, und sie dann wieder zurückklappen, da standen sie wieder senkrecht.
    Mutter: Wir nehmen an, das war psychisch bedingt. Die waren manchmal am nächsten Tag wieder fest.
    Vater: Mal war die Reihe locker, mal die andere. Ich hatte aber dabei keine Zahnschmerzen und nix. Durch das viele Umkippen, besonders, wenn ich gegessen habe, wurden die dann so locker, dass ich sie irgendwann einfach rausnehmen konnte. Einen nach dem anderen in den Aschenbecher. Die letzten sechs hab ich dann ziehen lassen und wollte ein Gebiss benutzen. Nach drei Tagen hat das Gebiss nicht mehr gepasst, da hatte ich das Gefühl, der Kiefer kommt mir oben raus. Da war das Gesicht so geschwollen und aufgedunsen, dass das Gebiss wieder nicht passte. Dann bin ich dünner geworden, und deswegen hat nie ein Gebiss lange gepasst. Dann hab ich die weggelegt. Seit 1998 benutze ich kein Gebiss mehr. Ich kann alles auch ohne Gebiss essen, kann nur nicht abbeißen. Ich brauche nur ein Messer, dann geht es schon.
    Mein Zahnarzt hat gesagt, das sei psychisch bedingt. Alles andere war gesund, das Zahnfleisch war gesund und ich hatte auch keine faulen Zähne oder Karies. Der Zahnarzt konnte sich das erst garnicht erklären und hat mich dann gefragt, was ich so für Probleme habe, und da hab ich gesagt, dass ich über den Mord an meiner Tochter nicht hinwegkomme. Da sagte er, das sei psychisch bedingt und von den Schmerzmitteln, die ich genommen habe. Das Zahnfleisch sei von innen weich geworden. Die Ärzte sagen aber, es könne nicht bewiesen werden, dass das von der Psyche kommt.
    Mutter: Wir haben echt vierzehn Jahre nur Scheiße erlebt. Ich hab schon letzte Woche gesagt, ich rechne auch damit, dass der Thomas nicht in den Knast kommt. Es braucht nur ein Richter sein, der eine soziale Ader hat und das mit der Familie und dem Kind berücksichtigt und schon ist der draußen. Genau das ist ja auch passiert. Das war der Gipfel. Jetzt hoffen wir verzweifelt, dass es zu dem Prozess kommt.
    Vater: Ich bin inzwischen schon ganz ruhig. Es hat ja keinen Sinn mehr, sich aufzuregen. Ich sage meiner Frau, sie soll sich nicht zu viel Hoffnung machen.
    Mutter: Aber als wir letzten Freitag den Anruf bekamen, dass der aus dem Knast rauskommt, da ist mein Mann ganz weiß angelaufen, ich hab gedacht, der bekommt jetzt noch einen Herzinfarkt.
    Vater: Ich versuche, mich nicht mehr aufzuregen. Es hat ja keinen Sinn. Wir können nichts machen. Ich kann die Verantwortlichen nicht mal anrufen und denen sagen, was die für eine Scheiße gebaut haben. Denen sind ja auch die Hände gebunden. Wozu soll ich mich noch aufregen? Jetzt kann ich nur noch fernsehen und warten, bis das Telefon klingelt und die nächste Überraschung kommt. Mehr kann ich nicht mehr machen.
    Früher habe ich mich noch darüber geärgert, dass unsere ganze Existenz dadurch kaputtgegangen ist. Es hätte doch alles anders kommen können. Unser Sohn Klaus hatte auch nur Nachteile dadurch. Der sollte ja meine Stelle später übernehmen. Wir haben ja nur für die Firma gearbeitet und alles da reingesteckt, was wir hatten. Bagger, LKWs und alles haben wir gekauft und später alles für ’nen Appel und ein Ei

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