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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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übersinnlichen Mächten begleitet und gelenkt zu werden.
    »Es ist so, als wenn der Dämon mir etwas erzählen würde. Wie eine normale Stimme. Als wenn man einer Stimme zuhören würde. Wie soll ich es erklären? Ja, ich habe eine Stimme gehört. Eine Stimme, die mir sagte: ›Geh nach hier und nach dort, diese Person zählt nichts, töte sie.‹ Es gab Morde, an die erinnere ich mich besser als an andere, und an manche erinnere ich mich kaum. Aber ich erinnere mich an viele Morde, bei denen ich fürchterliche Angst hatte. Aber viele Male, während ich diese Angst hatte, hörte ich die Stimmen. ›Töte es, töte es‹, sagten sie mir, und so habe ich die Jungen genommen und getötet. Ich habe nicht nur Stimmen gehört, sondern manchmal auch Schlangen auf der Straße gesehen, obwohl dort keine Schlangen waren. Ich sah sie, obwohl sie nicht existierten. Manchmal habe ich gesehen, dass sich die Gebäude bewegt haben, obwohl sich in Wirklichkeit nichts bewegt hat.«
    Der erste Mord war der Beginn einer fünfjährigen Mordserie, welcher etwa dreihundert Jungen zum Opfer fielen. Immer wieder erwähnte Garavito in Gesprächen die Stimmen, die er als Anstifter für seine Morde darstellte. Über einen 1994 in Trujillo begangenen Mord sagt er:
    »Am Tag zuvor war ich sehr wütend auf meinen Vater und hatte eine Rauferei mit einem meiner Brüder. Dabei schlug ich die Haustür ein. Es kamen mehrere Polizisten, worauf ich mich heftig wehrte. Die Polizisten nahmen mich dann fest. Am nächsten Tag ließ man mich frei und ich ging gleich in eine Bar. Während ich trank, hörte ich eine Stimme, die mir sagte: ›Geh zum Friedhof.‹ Das tat ich und auf dem Friedhof entdeckte ich einen Jungen. Genau dort war der Junge, so wie es mir die Stimme gesagt hatte. Ich lockte ihn vom Friedhof weg und brachte ihn um.«
Die perfekte Welt für einen Serienkiller
    Muss ein Mensch, dem es gelingt, in nur sieben Jahren dreihundert Kinder zu töten, ein kaltblütiges, extrem selbst kontrolliertes und planendes Genie vom Kaliber eines Hannibal Lecter aus dem Schweigen der Lämmer oder eines John Kramer alias Jigsaw aus der Saw -Reihe sein? Garavito ist weder selbstkontrolliert, noch hochintelligent oder ein Planungsgenie. Die erschreckende und doch einfache Erklärung für seine unvorstellbar hohe Opferzahl sind die damals herrschenden bürgerkriegsähnlichen Zustände. Während im Kampf zwischen Militärs und Guerillas zahllose Zivilisten starben, herrschte eine unvorstellbare Armut, die Kinderarbeit und -prostitution ebenso wie extrem hohe Mordraten zu etwas Alltäglichem machte. Die Justizbehörden waren völlig überfordert und von Korruption zersetzt. Diese gesellschaftlichen Umstände boten den perfekten Rahmen für einen umherreisenden Serienmörder.
    Wie sehr sich Garavito von den in Hollywoodfilmen dargestellten Serienmördern unterscheidet, wird durch die Schilderungen seines Vorgehens deutlich:
    »Also in diesen Momenten – da ich ja nie einen Mord geplant hatte, ich habe überhaupt nie irgendetwas geplant, passierte alles von einem Moment auf den anderen – in diesen Momenten, als ich Alkohol getrunken habe und die Verbrechen beging, habe ich nie daran gedacht, dass ich zur Verantwortung gezogen werden könnte. Wie soll ich das erklären? Für mich gab es nie einen Plan, weil ich doch eigentlich nur Alkohol trinken und Musik hören wollte.
    Während ich also trank und Musik hörte, tauchte immer wieder dieses Verlangen auf, einen kleinen Jungen von dort draußen mitzunehmen. Mir war in diesen Momenten schon klar, dass ich gleich losgehen, mein nächstes Opfer ansprechen und mitnehmen würde. Aber zu keinem Zeitpunkt, das möchte ich klarstellen, absolut niemals habe ich mit dem Gedanken, einen Mord zu begehen, angefangen zu trinken. Diese Gedanken kamen mir immer während des Trinkens. Manchmal bin ich sogar mit einem Jungen zu dem Ort gegangen, wo ich ihn eigentlich töten wollte, und habe dannplötzlich diesen Wunsch bereut. Dann bin ich weggegangen, ohne dem Jungen etwas zu tun.
    Es gab Zeiten, da habe ich wirklich versucht mich zu beherrschen. Eigentlich wollte ich ja gar keine Morde begehen und all diese schrecklichen Dinge tun. In manchen Fällen ist es mir gelungen, diese ›Kraft‹ zu beherrschen und so den eigentlich gewollten Mord nicht zu begehen. Aber diese ›Kraft‹, die mich dominierte und immer dominiert hat, war sehr oft stärker als ich, und dann habe ich mich nicht beherrschen können. Manchmal drängte mich

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