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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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sich dabei von der Meinung anderer und den Vorgaben seitens Vorgesetzter zu lösen. Dennoch haben die meisten Menschen in der Tat die Wahl. Jeder muss sich dazu aber täglich neu bewusst machen, dass er allein diese Entscheidung trifft – nicht die Gesetze, nicht der Chef, nicht die Kollegen und auch nicht die Freunde. Und weil das viele Menschen überfordert, suchen sie sich lieber einen unübertreffbaren Standard-Bösewicht: Adolf Hitler.
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Luis Alfredo Garavito Cubillos – Wie »Monster« entstehen
    Der Kolumbianer Luis Alfredo Garavito Cubillos tötete zwischen 1992 und 1997 etwa dreihundert Jungen. Die meisten davon waren zwischen acht und zwölf Jahren alt. Er folterte sie, schnitt ihnen den Kopf ab und legte die Leichen auf möglichst entwürdigende Weise – teilweise mit den abgetrennten Genitalien im Mund – ab. Manchmal brachte er mehrere Jungen gleichzeitig in seine Gewalt und ließ sie vor ihrem Tod zusehen, was er mit ihren Freunden machte (siehe M. Benecke, Mordspuren und Mordmethoden ). Seine Taten erscheinen monströs, wie aus einem schlechten Horrorfilm. Kein Wunder also, dass er in Kolumbien als »La Bestia« bekannt ist.
    Für die meisten Menschen ist es unvorstellbar, dass jemand zu solchen Taten fähig sein soll. Deshalb werden Täter, die besonders grausame Verbrechen begehen, in allen Kulturen und Zeitaltern mit Bezeichnungen wie »Bestie«, »Ungeheuer« oder »Monster« belegt. Aktuelle Beispiele dafür sind Zeitungsüberschriften wie »Jetzt spricht das Opfer des Sex-Monsters« ( BILD ), »Polizei vermutet das Sex-Monster in Bonn« ( EXPRESS ), »20 Sonder-Ermittler jagen das Sex-Monster von Lichtenberg« ( Berliner Kurier ), »Bestie vom Bodensee – Der Taxi-Mörder schweigt« ( Blick ), »Sex-Bestie plante Kinder-Mord im Internet« ( BILD ) und »Berlins schlimmstes Sex-Ungeheuer« ( B. Z. ). Durch solche Bezeichnungen ziehen normale Menschen eine Trennlinie zwischen sich und denen, die offensichtlich unmenschlich handeln.
    Von sich aus wird in Kolumbien nicht über den Fall Garavito geredet, und darauf angesprochen, gibt man sich eher unangenehm berührt, als sei es schon unangenehm, die Staatsangehörigkeit mit diesem »Monster« zu teilen. Dabei gab es Menschen wie ihn schon immer und in allen Kulturen. Dass er ein menschliches Wesen ist und in vielen Dingen allen anderen Menschen sehrähnelt, scheint vielen das Unheimlichste zu sein. Der russische Schriftsteller und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn hat dazu festgestellt: »Wenn es nur böse Menschen gäbe, die irgendwo heimtückisch böse Taten begingen und es genügte, sie von uns anderen zu trennen und sie auszurotten! Doch die Trennlinie zwischen Gut und Böse verläuft mitten durch das Herz eines jeden menschlichen Wesens. Und wer ist schon bereit, einen Teil seines eigenen Herzens zu zerstören?«
Die Trennlinie zwischen Gut und Böse
    Psychologen und Psychiater stellen sich schon lange die Frage, wie ein Mensch zu einem Kindermörder wird. Inzwischen ist klar: Menschen werden nicht einfach »böse« geboren. Vergleicht man Lebensläufe von extremen Gewaltstraftätern, dann findet man immer wieder Ähnlichkeiten: Kaputte Elternhäuser, körperliche oder sexuelle Misshandlung. Natürlich werden nicht die meisten Menschen, die solche Dinge in ihrer Kindheit erleben, grausame Straftäter. Doch viele von ihnen entwickeln psychische Störungen wie Depressionen, starke Ängste, Zwänge oder dauernde Probleme mit anderen Menschen. Das liegt daran, dass Kinder schlechter als Erwachsene schlimme Erlebnisse verarbeiten können. Sie sind ihrer Umwelt viel hilfloser ausgesetzt, beispielsweise können sie nicht einfach fortgehen, wenn sie in ihrer Familie misshandelt werden.
    Menschen, die in ihrer Kindheit lange Zeit Gewalt, sexuellen Missbrauch oder starke Probleme in der Familie erleben, denken, fühlen und verhalten sich oft anders als andere. Sie sind deutlich öfter ängstlicher, vorsichtiger, unzufriedener mit sich selbst oder aggressiver und rücksichtsloser. Ist diese Veränderung besonders ausgeprägt, sprechen Fachleute von einer psychischen Störung. Einbildung ist das alles nicht. Die einen schaffen es als Erwachsene, oft mithilfe einer Therapie, ihre durch die schlimmen Erlebnisse entstandenen Probleme in den Griff zu bekommen. Andere werden abhängig von Alkohol, Drogen oder Medikamenten oder werden immer wieder straffällig.
    Es gibt Risikomerkmale, die – besonders, wenn mehrere davon auftreten – die

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