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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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auf, dass er lieber zu Hause an Modellen bastelte oder puzzelte, als mit anderen Kindern zu spielen. Schenkt man dem Buch Girl in the Cellar: The Natascha Kampusch Story von Allan Hall und Michael Leidig Glauben, zeigte Wolfgang Priklopil aber spätestens seit seiner frühen Jugend einige Auffälligkeiten. So habe er jahrelang ins Bett genässt und Tiere gequält. Er schoss auf streunende Hunde oder verwundete Vögel und schaute zu, wie eine Katze diese dann langsam tötete. Man erfährt auch, dass Priklopil sich vor seinem strengen Vater gefürchtet und mit seiner Mutter gestritten hat, aber nur, wenn der Vater auf der Arbeit war. Dass ein Jugendlicher sich mit seiner Mutter streitet, ist natürlich nicht ungewöhnlich. Doch die Nachbarn wollen gehört haben, wie Priklopil seiner Mutter zuschrie, dass er nicht mehr ständig von ihr herumkommandiert werden wolle und dass er irgendwann das Sagen haben würde. Das ist ihm zwanzig Jahre später auch teilweise gelungen. Zwar hat er sich nie ganz von seiner Mutter loslösen können, doch dafür lebte er seine Fantasie, endlich mal das Sagen über einen anderen Menschen zu haben, mit der Gefangenschaft eines kleinen Mädchens aus.
    Karl Priklopil soll viel Alkohol getrunken haben. Das fiel ihm unter anderem deswegen leicht, weil er von seiner Arbeit kostenlose Weinbrandproben mit nach Hause nehmen konnte. Deswegen hätte es öfter Ehestreit gegeben. Das scheint an seinem Sohnnicht spurlos vorübergegangen zu sein, denn Wolfgang trank nie Alkohol.
    Karl habe mit seinem Sohn Fußball spielen und wandern wollen, sagten Bekannte der Familie später, aber der Junge sei eher zurückhaltend und an solch typisch männlichen Beschäftigungen nicht interessiert gewesen. Sicher war es nicht leicht für ihn gewesen, den Erwartungen des Vaters nicht zu genügen.
    Wolfgang machte eine Lehre zum Nachrichtentechniker. Seine Noten waren in Ordnung, weshalb er anschließend als Schaltmechaniker eingestellt wurde. Auch jetzt hatte er nur so viel Kontakt zu den gleichaltrigen Jungen in der Firma, wie es unbedingt nötig war. Er soll nur ungern über Mädchen gesprochen und geäußert haben, dass diese ja »alle Nutten« seien. Dass er Frauen verachtete, soll er durch verschiedene Äußerungen und Handlungen gezeigt haben. So berichtete beispielsweise ein ehemaliger Arbeitskollege, dass er Autofahrerinnen, die von der Autobahn abbiegen wollten, mit seinem Auto daran gehindert hätte.
    Der Keller, den Priklopil später in eine Gefängniszelle verwandelte, war ursprünglich ein Atomkriegsbunker. Sein Vater baute den Raum mit ihm zusammen zu einer Werkstatt um. 1986 starb Karl Priklopil plötzlich, da war sein Sohn vierundzwanzig Jahre alt. Er hatte Darmkrebs im Endstadium, der nicht entdeckt worden war. Nach dem Tod des Vaters kümmerte sich die Mutter noch viel stärker als zuvor um ihren Sohn, und zwar in einem Ausmaß, das für einen jungen Mann Mitte zwanzig deutlich unangemessen war. Obwohl Wolfgang Priklopil mittlerweile in einer kleinen Eigentumswohnung lebte, kochte seine Mutter täglich für ihn, wusch seine Wäsche und putzte seine Wohnung. Die meiste Zeit war sie bei ihm, so als würden sie weiterhin zusammenwohnen. Auch in den folgenden Jahren gelang es Priklopil nie, sich wirklich von seiner Mutter zu lösen. Erst zog er in ihr Haus zurück, lebte dort einige Zeit mit ihr zusammen, dann zog die Mutter in die kleine Eigentumswohnung. Trotzdem kam sie jedes Wochenende in sein Haus, putzte, machte Gartenarbeiten und kochte für die ganze Woche vor. Das änderte sich bis zu seinem Tod nicht.
Träume verwirklichen um jeden Preis
    Priklopil lebte aber zumindest an den Werktagen alleine in dem Haus, zusammen mit zwei Katzen. Obwohl sie ihn insgesamt als nett und hilfsbereit beschrieben, hatten seine Nachbarn doch manches an ihm auszusetzen. Beim Kuchenessen im Garten schoss er mit einem Luftgewehr auf Vögel. Er parkte seinen auffälligen BMW oft so, dass die Nachbarn mit ihren Autos nicht vorbeifahren konnten, zeigte andererseits aber jeden an, der in seiner Straße falsch parkte. Priklopil lebte eben nach seinen ganz eigenen Regeln und sorgte so weit er konnte dafür, dass auch seine Nachbarn mit diesen leben mussten.
    Als er etwa dreißig Jahre alt war, fing er damit an, den kleinen Luftschutzbunker in ein Gefängnis umzubauen. Er hatte bis dahin keine Geldsorgen, konnte im Beruf und in seiner Freizeit machen, was er wollte. Doch was nicht befriedigt wurde, war sein großes Bedürfnis

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