Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
glauben, was sie da sah. »Und die Abbildung auf der rechten Seite ist vor zwei Minuten aus unseren eigenen Scans erstellt worden.«
»Das sieht mir nach Sternen aus, Lieutenant«, sagte Roberts und ließ den Blick zwischen den beiden Abbildungen schweifen.
»Sie sind identisch, außer dem Bereich, den unser Freund mit abnehmender Geschwindigkeit ansteuert«, sagte sie und markierte die uneinheitlichen Abschnitte der Darstellungen.
Die von der Erde gemachte Aufnahme zeigte eindeutig einen Stern exakt an der Stelle, wo gemäß der Instrumentierung der Odyssey nichts war außer leerem Raum. Eric starrte die Abbildung für eine Weile an. Er konnte nicht glauben, was er da sah.
»Michelle«, sagte er langsam, »ist es wirklich möglich, dass wir ein paar Jahrzehnte lang einen ganzen Stern falsch verortet haben?«
»Keine Ahnung, Sir. Wir hätten eine Nova gesehen, und selbst ein Singularitätenkollaps wäre von hier aus auf den oberen Bändern der Sensoren registriert worden«, antwortete sie. »Aber ich kann nichts in dieser Art erkennen.«
»Entfernung von unserer momentanen Position zum Stern?«, fragte Eric. »Unter der Voraussetzung, dass die Webb-Scans genau sind?«
»Etwas unter einem halben Lichtjahr, Sir.«
Er nickte und aktivierte die Schiffssprechanlage. »An alle – hier spricht der Kapitän. Ich glaube, wir haben unseren Fuchs zu seinem Bau zurückverfolgt. Die Odyssey nimmt den Transitions-Alarm für die nächsten vierundzwanzig Stunden zurück, während wir den Bereich beobachten. Es werden verpflichtende medizinische Un tersuchungen angesetzt. Davon abgesehen sind wir ab sofort auf Alarmstufe Grün. Ruhen Sie sich ein wenig aus. Sie alle haben es sich verdient.«
Er unterbrach die Verbindung und wandte sich an die Leute um ihn herum. »Das gilt auch für Sie. Unwichtige Stationen können unbemannt bleiben; das Personal von wichtigen Stationen hält sich bitte für mindestens zwei der nächsten drei Freischichten zur Verfügung. Aktivieren Sie die Beobachtungsgeräte und ruhen Sie sich dann etwas aus. Ich habe so das Gefühl, dass wir bald ziemlich ausgeschlafen sein müssen.«
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alles in geordneten Bahnen verlief und die notwendigen Arbeiten erledigt worden waren, übergab Eric die Brücke an Commander Roberts – begleitet von der nachdrücklichen Aufforderung, sich auch ablösen zu lassen, sobald ein geeigneter Ersatz für ihn bereitstand. Dann begab er sich nach unten auf die Krankenstation, um sich von Dr. Palin auf die Nachwirkungen der schnell aufeinanderfolgenden Reihe von Transitionen untersuchen zu lassen.
Der Bordarzt der Odyssey unterzog ihn einer flüchtigen Musterung, als er die Krankenstation betrat, und drückte ihm ein paar Pillen und einen kleinen Wasserbecher in die Hand.
»Nehmen Sie das.«
Normalerweise hätte Eric erst einmal mit dem Arzt diskutiert oder zumindest nachgefragt, was er da einnehmen sollte. Doch bei seinem Zustand sagte er sich, dass das warten konnte. Er schluckte die zwei Pillen und spülte sie hinunter, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Doktor und die Vorgänge in der Krankenstation richtete.
»Wie schlimm ist es?«
Palin, dessen Aufmerksamkeit wieder einem Computerbildschirm galt, zuckte die Achseln, ohne aufzublicken. »Kurzfristig? Ziemlich schlimm. Mehr als siebzig Prozent der Besatzung sind durch die Reisekrankheit praktisch außer Gefecht gesetzt. Wenn Sie nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen hätten, wäre jetzt vielleicht niemand mehr übrig, der das Schiff überhaupt noch fliegen könnte.«
Eric zuckte zusammen, obwohl er selbst auch schon zu dieser Schlussfolgerung gelangt war. »Und auf lange Sicht?«
»Kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.« Palin schaute finster drein. »Theoretisch dürfte es keine Spätfolgen geben. Die Tachyonenstrahlung ist zu energiereich, und die Teilchen sind zu klein, als dass sie mit menschlichen Körperzellen in Wechselwirkung treten würden. Und in der Praxis? Das ist Neuland, Captain. Das werden wir vielleicht erst in ein paar Jahren wissen – oder in Jahrzehnten.«
Eric seufzte. »Verstehe. Und wie lange wird es dauern, bis die Betroffenen wieder diensttauglich sind?«
»Diejenigen, die es am schlimmsten erwischt hat? Ich werde sie erst dann wieder aufwecken, wenn wir für einen längeren Zeitraum eine stabile Flugphase haben«, antwortete Palin. »Die meisten Besatzungsmitglieder werden aber innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder auf
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