Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
zeigen nichts außer Infrarot«, antwortete sie. »Wenn wir wenigstens die Aktivortung einschalten könnten …«
»Kommt nicht infrage, Lieutenant. Wir befinden uns auf einem Aufklärungsflug. Wir schleichen uns rein, schleichen wieder raus und werden dabei hoffentlich nicht gesehen. Wenn wir den ganzen Sektor mit Tachyonen und hochenergetischer Strahlung zupflastern, wäre das kontraproduktiv«, sagte er trocken.
»Aye, Captain.«
Eric amüsierte sich beinahe über das leise Schmollen, das er aus ihrer Stimme heraushörte, und konnte sich auch gut vorstellen, dass sie eine dazu passende Schnute zog. Er nahm an, dass es gegen ihre Berufsehre ging, so stark in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt zu sein. Doch so lief das manchmal eben. Man musste sich mit dem zufriedengeben, was man hatte und was im Rahmen der Mission möglich war. Und dann akzeptierte man das Ergebnis, auch wenn man vielleicht nicht glücklich damit war.
Michelle machte sich ohne zu murren wieder an die Arbeit, wie er es von ihr erwartete. Von ihren Launen einmal abgesehen wusste er, dass sie kompetent und professionell war.
»Noch etwas, Captain«, sagte sie nach einem Moment.
»Was denn?«
Michelle verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher … Hier, Sir.«
Mit einer schnellen Handbewegung legte sie das, was sie gerade sah, auf den Hauptbildschirm. Eric starrte angestrengt darauf, doch alles, was er sah, war eine dunkelrote Masse.
»Was soll das darstellen?«
»Die Wärmequelle, Sir.«
Eric runzelte die Stirn. »In welcher Vergrößerung?«
»Sir, die Aufnahme stammt von unserem leistungsfähigsten Weitwinkelteleskop. Es ist keine Vergrößerung.«
Eric beugte sich vor. Dann stand er auf und ging durch die Brücke zu Michelles Platz. Er beugte sich über ihre Schulter, um die Rohdaten selbst in Augenschein zu nehmen.
»Wie groß ist das denn?«, fragte er perplex.
»Das kann ich nicht sagen, Sir«, sagte sie mit einem Kopfschütteln. »Die Computer helfen uns hier auch nicht weiter, weil ich keinen Referenzrahmen habe. Es ist groß, aber ohne parallaxe Entfernungsmessung kann ich nicht sagen, wie weit es entfernt ist. Mit parallaxer Entfernungsmessung können wir hier aber nicht arbeiten, weil das Objekt zu groß für unseren Bezugsrahmen und der Abstand zwischen den Teleskopen der Odyssey zu gering ist. Ohne die Aktivortung kann ich seine Dimensionen unmöglich bestimmen.«
»Dann versuchen Sie zu schätzen, Lieutenant«, knurrte Eric.
Michelle schwieg für einen Moment und zuckte dann ratlos die Achseln. »Meine Schätzungen reichen von ein paar Lichtminuten bis zu ein paar Lichtjahren. Es hängt eben davon ab, wie weit wir von ihm entfernt sind.«
»Wann werden wir im günstigsten Fall einen Zielkontakt haben?«
»Bei der momentanen Geschwindigkeit? Irgendwann innerhalb der nächsten vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden.«
»Irgendeine Idee, was das sein könnte?«
»Nein, Sir. Es gibt nichts im Katalog der natürlichen Phänomene, was ihm entsprechen würde«, sagte sie ihm. »Ehrlich gesagt glaube ich aber auch nicht, dass wir in der Lage wären, es von der Erde aus zu sehen. Also haben wir es hier vielleicht mit einem ganz normalen physikalischen Ereignis in der Galaxis zu tun.«
Eric schüttelte den Kopf. »Nette Theorie, aber ich glaube das nicht. Der Feind ist hier reingeflogen und nicht wieder rausgekommen. Das Objekt ist nicht natürlichen Ursprungs.«
»Dann fällt das nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, Sir.« Sie zuckte ratlos die Achseln.
Eric seufzte und straffte sich. »In wessen Zuständigkeitsbereich würde es dann fallen?«
»Technik?«, sagte Michelle unsicher.
Eric ließ sich das für einen Moment durch den Kopf gehen. »In Ordnung. Dann will ich es einmal dort versuchen.«
»Sir? Das war doch nur so dahergesagt …«
»Ist immer noch besser als nichts, Lieutenant. Beobachten Sie nur weiterhin die Teleskope.«
»Ja, Sir.« Sie nickte.
»Commander, die Brücke gehört Ihnen.«
Roberts nickte und ging zur Kommandostation hinüber. »Aye, Captain. Ich übernehme die Brücke.«
Eric entfernte sich mit einem Nicken von der Sensorstation und verließ die Brücke. Er nahm den ersten Lift vom Befehlshabitat zum Triebwerkssektor und dem Bereich für die Lebenserhaltungssysteme im Heck des Schiffs. Er wusste zwar nicht, ob irgendjemand von der Technikabteilung eine Antwort hätte, aber in Anbetracht seiner eigenen Ratlosigkeit konnte eine Nachfrage nicht
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