Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Titel: Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie

Vom Netzwerk:

zu verteidigen, Colonel«, sagte Steph noch einmal. »Das wissen Sie doch, oder?«
    »Ja, dessen bin ich mir bewusst.«
    »Haben Sie die Primmies schon informiert?«
    Reed sah Steph grimmig an. »Sie sollen dieses Wort doch nicht verwenden. Sagen Sie entweder Priminae oder sagen Sie nichts. Wenn Sie sich das erst einmal angewöhnt haben, werden Sie ein schlechtes Beispiel für die anderen geben.«
    »Stimmt. Tut mir leid.« Steph zuckte ungerührt die Achseln. »Aber Sie haben es ihnen doch gesagt, oder?«
    »Ja, das habe ich. Sie werden auch ein paar eigene Flugzeuge losschicken, die mit provisorischen Varianten ihrer ›Gravitationsimpeller‹-Kanonen bestückt sind.«
    »Ach du Scheiße.« Steph schnitt eine Grimasse und rieb sich das Gesicht. »Amateurflieger mit Massenvernichtungswaffen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich sie als Massenvernichtungswaffen bezeichnen würde, aber viel fehlt sicher nicht«, sagte Reed trocken.
    »Ich habe diese Dinger in Aktion gesehen«, entgegnete Steph. »Und das war noch die tragbare Ausführung!«
    »Die in die Fluggeräte eingebauten Versionen werden auch nicht wesentlich leistungsfähiger sein«, sagte Reed. »Weil Größe und Gewicht wesentliche Kriterien sind, haben sie die tragbaren Versionen schon optimiert.«
    Steph schnaubte. »Soso, optimiert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so nennen würde.«
    »Dann passen Sie einfach auf, dass Sie nicht in ihr Visier geraten, ja? Wir haben schon zu viele gute Leute verloren.« Reed seufzte müde. Es war eine lange Woche gewesen, und es würde auf absehbare Zeit wohl auch nicht besser werden. Er konnte sich kaum noch weitere Verluste leisten, und schon gar keinen der unersetzlichen Männer und Frauen der Streitkräfte des NAC . Er befand sich in einer heiklen Situation, und das war noch sehr zurückhaltend ausgedrückt.
    »Verstanden, Sir.« Steph nickte zustimmend.
    Für ihn war es wohl leichter, sagte Reed sich; er hatte bereits Männer und Frauen in diesem fremden Raumsektor verloren.
    Er hegte keinen Groll gegen die Priminae, weil sein Volk ihretwegen solche Opfer bringen musste, doch bedeutete das nicht, dass es ihn nicht berührte. Er und seine Leute waren Kampfflieger – die Art von Leuten, die nur dann spürten, dass sie lebten, wenn sie Dinge taten, für die normale Leute kein Verständnis hatten. Reed glaubte, dass sie das Risiko, hier draußen zu sterben, für akzeptabel hielten, wenn man sie nur das machen ließ, wofür sie ausgebildet worden waren.
    Sie feiern eine Party, ohne anschließend aufräumen zu müssen , sagte er sich grimmig und musste angesichts dieser düsteren Gedanken lächeln. Wenigstens mischten sie hier draußen nicht die Erde auf.
    Jedoch waren nicht mehr sehr viele von ihnen übrig. Die Archangels waren Relikte eines Kriegs, an den sich zurzeit zu Hause niemand erinnern wollte. Seit der Entdeckung der Priminae und der Drasins war die Rede davon, wieder mit der Rekrutierung zu beginnen, doch bisher handelte es sich nur um Gerüchte. Solange das nicht in die Tat umgesetzt wurde, waren die Männer und Frauen, die hier auf dieser fremden Welt standen, deren Luft er atmete … nun, sie waren die letzten ihrer Art.
    Und sie werden hier draußen immer weiter dezimiert .
    Letztlich war die Abnutzung ein Feind, den nicht einmal die berühmte Archangel-Flotte schlagen konnte.
    Steph nickte dem Colonel noch einmal zu und trat vom Tisch zurück. »Ich werde mal mein Flugzeug überprüfen und die anderen.«
    »Tun Sie das, Commander«, sagte Reed und blickte zu Steph auf, als der sich zum Gehen wandte.
    »Commander?«
    »Sir?« Steph erwiderte den Blick.
    »Viel Glück.«
    »Sir.« Er nickte, wandte sich vom Tisch ab und ging zum Stellplatz seines Flugzeugs.
    NACS Odyssey,
    unkartiertes Dyson-Konstrukt
    Eric Weston stand an einer Wand des Bereichs, der vor Kurzem noch ihr Haupt-Kartografielabor gewesen war, und beobachtete die Experten bei der Analyse. Als Zentralstelle für praktisch die gesamte Sternenkartierung des Schiffs war der große Raum die Drehscheibe für jeglichen Datentransfer zu den Scannern und Teleskopen. Buchstäblich jedes Informationsbruchstück, das von der Odyssey erfasst wurde, traf in diesem Raum ein, wo es dann verarbeitet und katalogisiert wurde.
    Seit dem Eindringen des Schiffs ins Dyson-Konstrukt war der Raum jedoch einer »feindlichen Übernahme« durch die Technikabteilung zum Opfer gefallen. Grundsätzlich hatten die Techniker kein großes Interesse an den meisten Daten, die von den