Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Sensoren eingespeist wurden – zumindest nicht an den Rohdaten. Natürlich waren sie weder Ignoranten noch zeigten sie ein grundsätzliches Desinteresse an der Astronomie, doch im Großen und Ganzen warteten sie lieber auf das Endprodukt der Arbeit der Astronomen.
Heute aber nicht, wie es schien.
Wenn man früher die technische Abteilung betrat, hatte man sich wie in einer Geisterstadt gefühlt. Gewiss, das Schiff war voll bemannt, und alle Leute, die Dienst hatten, versahen diesen auch gewissenhaft; doch in Zeiten wie diesen war Eric es gewohnt, die Leute in doppelter Normalschichtstärke an den Stationen unter Deck arbeiten zu sehen. Diesmal musste er jedoch tatsächlich jemanden fragen, wo denn alle steckten.
Bei seiner Ankunft im Kartografielabor hatte er erstaunt feststellen müssen, dass im ganzen Raum buchstäblich nur noch Stehplätze verfügbar waren, und selbst davon gab es nicht mehr allzu viele. Er hatte sich dann einen Weg zu einer Stelle gebahnt, von wo aus er mitbekommen konnte, was hier vor sich ging, und er sah, dass der größte Teil der Belegschaft der technischen Abteilung über den Rohdaten brütete, die die Teleskope aus dem Inneren des Schwarms übermittelten.
Eigentlich war das auch keine Überraschung – denn fast die gesamte Besatzung des Schiffs tat das Gleiche.
Der Unterschied hier war jedoch der: Alle Daten auf dem zentralen Display-Holografen stammten von den computergenerierten Echtzeit-Übertragungen, die die Schichtung zeigten, während die Teleskope mit immer mehr Aufnahmen die Auflösung des Gesamtbildes verbesserten.
»Das kann nicht rein ballistisch sein«, gab eine Frau zu bedenken. »Die Platten müssen irgendwie durch Zugwirkung zusammengehalten werden, um zu verhindern, dass sie aus ihrem Orbit hinausdriften.«
»Natürlich ist das nicht rein ballistisch«, entgegnete ein Mann sarkastisch. »Ich wollte damit nur sagen, dass eine Spezies auf einem solchen Leistungsniveau sicher ganz andere Möglichkeiten hat als unsere magnetische Anziehungstechnologie. Jedes Element muss über künstliche Schwerkraft verfügen. Also haben sie wahrscheinlich auch irgendeine Art von Gravitationsantrieb.«
»Das könnte die Präzision des Schwarms erklären«, räumte ein anderer ein. »Und dadurch ergibt sich zugleich auch eine interessante Hypothese.«
»Ach ja?«
»Ja, falls sie einen Gravitationsverzerrungs-Antrieb auf jeder Platte haben … bedeutet das, dass man die Schwärme von einem Stern zum anderen verlegen kann?«, fragte er. »Mit der Technologie, über die sie mutmaßlich verfügen, könnten sie jedenfalls leicht einen Alcubierre-Antrieb erschaffen, der anders als bei uns keinen Beschränkungen aufgrund von Größe und Masse unterliegt.«
Schlagartig trat Stille im Raum ein. Eric hatte volles Verständnis dafür, dass die Leute schockiert waren. Schon die bloße Vorstellung, dass ein so großes Konstrukt … mobil war … Er war tief erschüttert. Die Odyssey verwendete einen konventionellen chemischen Raketenantrieb – etwas, das für den interstellaren Raumflug völlig nutzlos war und auch für den interplanetaren Raumflug nur bedingt brauchbar gewesen wäre, hätte man nicht die CM-Technologie erfunden.
Eric war in der Materie bewandert genug, um mit dem Begriff Alcubierre-Antrieb etwas anfangen zu können. Also wusste er, dass sie hier von etwas ganz anderem redeten. Der Alcubierre-Antrieb, auch als Warp-Antrieb bekannt, basierte auf der Manipulation der Schwerkraft, wodurch eine Raumkrümmung um ein Schiff entstand. Dadurch entstand ein endloser »Hügel«, an dem das Schiff hinabglitt und kontinuierlich beschleunigte, bis der Antrieb entweder gestoppt wurde oder eine Schubumkehr erfolgte. Mit einem solchen System war es vorstellbar, Platten wie diejenigen zu bewegen, aus denen der Dyson-Schwarm bestand. Dessen wurde er sich mit steigendem Entsetzen bewusst.
»Wir sollten doch nicht den Teufel an die Wand malen«, meldete sich eine Frau zu Wort, eine Lieutenant Commander von der Technik namens Naomi Sears, und gebot ihnen mit erhobener Hand Schweigen. »Wir haben nicht annähernd genug Materie innerhalb und außerhalb des Schwarms entdeckt, um mit Sicherheit sagen zu können, dass der Schwarm nicht aus diesem System stammt. Sie müssen ihn quasi an Ort und Stelle gebaut und sich dabei der Planeten und der Materie bedient haben, die sonst noch verfügbar war.«
»Es sei denn, der Schwarm ist ein ›Abfallprodukt‹«, sagte ein jüngerer Lieutenant mit
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