Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
ich aber wissen … was ist mit den Drasins?«
»Sie hatten ihre Angriffe zwei Monate lang verstärkt, nachdem Sie abgereist waren, Ältester. Wir haben acht Schiffe verloren und noch einmal drei der äußeren Kolonien, bevor sich die Lage wieder stabilisiert hat. Im letzten Monat haben wir aber keine Spur von ihnen gesehen«, sagte Tanner mit düsterer Miene. »Der Rat ist der Ansicht, dass sie sich nun endgültig zurückgezogen hätten.«
»Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen teilen Sie diese Meinung aber nicht?«
»Nein, Ältester, ich teile sie nicht.« Tanner schüttelte den Kopf.
Corusc nickte. »Ich werde die Situation mit ihnen erörtern. Davon abgesehen kann es sicher nicht schaden, wenn wir von der Annahme ausgehen, dass sie noch nicht mit uns abgeschlossen haben.«
Tanner nickte und lächelte. »Genau das sind auch meine Überlegungen, Ältester.«
Der Älteste Corusc nickte und wies dezent hinter sich; Tanner blickte auf und stellte fest, dass die Gruppe inzwischen von Bord des Shuttles gegangen war.
»Das ist Botschafterin LaFontaine«, sagte Corusc und deutete auf eine hochgewachsene Frau in eleganter Kleidung. »Und andere Repräsentanten der terrestrischen Regierung. Sie werden angemessene Räumlichkeiten brauchen, in denen sie wohnen und ihrer Arbeit nachgehen können. Admiral, wenn Sie ein paar Ihrer Leute dafür abstellen könnten …?«
»Sofort, Sir.« Tanner winkte einen jungen Mann zu sich. »Neril, bitte sorgen Sie dafür, dass die Botschafterin und ihr Stab alles bekommen, was sie benötigen.«
»Ja, Admiral.«
»Ausgezeichnet«, sagte Corusc und drehte sich um. »Darf ich annehmen, Ms. LaFontaine, dass Sie und Ihre Leute genauso erschöpft wie ich selbst und meine Mannschaft sind? Ich schlage deshalb vor, dass wir uns vertagen und morgen wieder treffen.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Ältester.«
»Gut«, sagte Corusc. »Dann lassen Sie uns gehen.«
Die beiden Gruppen verließen die Plattform und folgten dem Marine-Attaché, den Tanner für sie abgestellt hatte, während Tanner seine Aufmerksamkeit auf die beeindruckende Gestalt in strahlendem Weiß richtete, die die nächste Gruppe anführte.
»Captain Weston«, sagte er mit einem breiten Grinsen und drückte dem Mann wie nach der Schlacht von Ranqil herzhaft die Hand, »wie schön, Sie wiederzusehen.«
»Gleichfalls, Admiral.« Eric neigte den Kopf, wie er es sich im Umgang mit den Kolonisten angewöhnt hatte. »Aus Ihrem Gespräch mit dem Ältesten schließe ich, dass sich die Situation mehr oder weniger stabilisiert hat?«
Tanner nickte knapp. »Ja. Vielleicht ist es aber auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Viele meiner Vorgesetzten glauben, dass es schon vorbei wäre.«
In seiner Eigenschaft als Admiral war Tanner gerade deshalb so froh, die Odyssey wieder im Orbit zu haben. Es war nicht die militärische Stärke des Schiffs, um die es ihm ging – obwohl er natürlich nichts dagegen einzuwenden hatte –, sondern vielmehr die Erinnerung daran, dass es das letzte Mal einer Intervention von außen bedurft hatte, um sie zu retten. Tanner würde bei jeder sich bietenden Gelegenheit diesen Aspekt betonen, und die physische Präsenz der Odyssey würde zusätzlich dazu beitragen, dass niemand das vergaß.
Sie mussten es aus eigener Kraft schaffen, wenn sie diese Krise überleben wollten. Er war dankbar für jede Hilfe, aber er würde nicht zulassen, dass sein Volk in die Rolle von Bittstellern gedrängt würde.
Weston ließ sich das durch den Kopf gehen und zuckte die Achseln. »Wollen wir hoffen, dass sie recht haben, Admiral. In der Zwischenzeit sollten wir aber davon ausgehen, dass sie im Unrecht sind und entsprechende Vorbereitungen treffen.«
Tanner lächelte. »Wie ich bereits zum Ältesten sagte, Captain, genau das sind auch meine Überlegungen.«
»Und bei dieser Gelegenheit …« – Eric drehte sich halb um – »… möchte ich Ihnen ein paar Leute vorstellen, die mitgekommen sind, um Ihnen genau dabei zu helfen.«
Tanner richtete seine Aufmerksamkeit auf diejenigen, die hinter Captain Weston angetreten waren. Anders als beim letzten Mal, als Eric Weston den Fuß auf seinen Planeten gesetzt hatte, sah Rael keine Soldaten in schwerer Rüstung. Stattdessen hatte er eine Gruppe von Männern mit entschlossenem Blick vor sich, die seiner Einschätzung nach gut zu Nero Jehan und seinen Leuten passen würden.
Das heißt, sie hätten gut dazu gepasst, denn Neros Welt war bereits in der Anfangsphase des Kriegs
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