Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
welche, die besser gepanzert waren – aber er hatte auch gesehen, dass sie alle irgendwann zu Fall gebracht worden waren. Und das war das erste Mal, dass er gesehen hatte, wie ein solcher Anzug ohne fremde Hilfe wieder auf die Füße gekommen war. Das war in seinen Augen ein großes Plus für die Rüstung, jedenfalls solange sie nicht allzu oft umfiel.
Der zusätzliche Platz für Energieversorgung, Waffen und Störsender schadete natürlich auch nicht.
»Major.«
Brinks drehte sich um, nahm Haltung an und salutierte. »Sir!«
Eric Weston erwiderte den Gruß mit einer lässigen Zackigkeit, die langer Übung geschuldet war; und der Major nahm den Arm wieder herunter, als der Captain sich umdrehte und den Blick über das Gefechtsfeld schweifen ließ.
»Sie haben die Anforderungen nicht ganz erfüllt, Major«, sagte Eric dann, ohne sich zu ihm umzudrehen.
»Ja, Sir. Wir müssen noch daran arbeiten.«
»Keine Sorge«, sagte Eric. »Sie werden noch viel Gelegenheit zum Üben bekommen.«
»Äh … Sir?«
»Colonel Reed hat darum gebeten, dass Sie vorübergehend zu seinem Kommando abgestellt werden«, sagte Eric ihm. »Nur so lange, wie die Odyssey im Orbit steht. Und weil wir wahrscheinlich mindestens noch für ein paar Wochen hier sind, wenn nicht für ein paar Monate, habe ich mich einverstanden erklärt.«
»Ich verstehe, Sir«, sagte Brinks langsam. »Hat der Colonel Ihnen auch gesagt, wozu er uns braucht?«
»Ja, diese Frage habe ich ihm auch gestellt«, sagte Eric mit dem Anflug eines Lächelns.
Brinks biss sich auf die Zunge. Natürlich hatte der Captain ihm diese Frage gestellt. Damit war seine Frage aber noch nicht beantwortet.
»Es geht natürlich um die Ausbildung der Priminae-Bodentruppen«, fuhr Eric fort. Er wusste zwar nicht, wie der Major in seiner Rüstung darauf reagierte, aber er konnte es sich vorstellen.
Brinks zuckte zusammen. »Captain … Meine Leute sind doch keine Ausbilder …«
Eric drehte sich um und brachte den Soldaten mit erhobener Hand zum Schweigen. »Ich glaube nicht, dass Sie in dieser Eigenschaft eingesetzt werden sollen. Colonel Reed hat mich vielmehr gefragt, ob ich Sie zu dem Zweck entbehren könnte, eine feindliche Streitmacht zu simulieren.«
Brinks blinzelte. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, das jedoch vom Gefechtshelm kaschiert wurde. »Sie meinen, wir sollen Drasins darstellen, nicht wahr, Sir?«
»So habe ich das verstanden, Major.«
»Das klingt ja ganz lustig, Captain.«
Priminae-Kolonie Theora Deice
Orbitalstation
Hilflosigkeit.
Das war nur ein Wort, bis man wirklich damit konfrontiert wurde.
Machtlosigkeit und Leid, Pein und Seelenqual.
Alles leere Worte, bis man sie schließlich am eigenen Leib erfuhr.
Lora Breem kannte nun die Bedeutung dieser Worte. Sie hatte sie auf eine Art und Weise kennengelernt wie noch nie zuvor: Zur Untätigkeit verdammt hatte sie mit angesehen, wie die Drasins vor wenigen Stunden mit der Vernichtung einer ehemals blühenden Kolonie begonnen hatten.
In ein paar Tagen wäre es eine leblose Welt, auf deren Oberfläche sich dann nur noch die krabbelnden Drohnenschwärme des Feindes tummeln würden. Sie würden unter die Kruste der Welt vordringen und sich die Substanz des Planeten einverleiben, um ihre selbstzerstörerische Verbreitung zu fördern.
Und in ein paar Wochen wäre nichts mehr übrig von diesem Planeten außer einer sich schnell ausdehnenden Schuttwolke, die hauptsächlich aus den Körpern der Drasins selbst bestand. Sie und der sich abkühlende Kern des Planeten würden dann ein neues Asteroidenfeld bilden, das die einstige Kolonie umgab.
Lora war Zeugin des Todes einer ganzen Welt, und sie war nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun.
Deshalb war es eine Erleichterung, auch wenn sie sich elend dabei fühlte, als der langsam sich nähernde Kreuzer ihren Kommandostand ortete und erkannte, dass sie hier schwebte.
Dass sie hier schwebte und sie beobachtete.
Jemand schrie hinter ihr auf, als der Kreuzer auf sie zuraste. Die Energiesignatur, die von seiner Position ausging, deutete auf direkten Beschuss hin.
Breem schrie nicht; sie beobachtete nur und wartete.
Wenn der Drasin gut gezielt hatte, würde sie im letzten Moment ihres Lebens einen Lichtblitz im sichtbaren Spektrum sehen. Überschussenergie des Lasers, die der eigentlichen Zerstörungswirkung vorauseilte. Das war das Einzige, woran sie denken konnte – dass sie den Tod kommen sah, anstatt ihm in einem sinnlosen Versuch der
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