Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Laserlicht im Raum nachverfolgte, die direkt hinter ihnen ihre Flugbahn kreuzte. Der Strahl kroch förmlich dahin, während der Computer den Ursprung und das Ziel berechnete und die Bahn in beide Richtungen projizierte. Johan ignorierte das jedoch.
Der Strahl hatte sie verfehlt, und er lief auch nicht annähernd auf ihre projizierten Vektoren zu. Also spielte das im Moment auch keine Rolle.
Jedoch spielte der Umstand, dass er nah genug herangekommen war, um ihn zu identifizieren und nachverfolgen zu können, sehr wohl eine Rolle. Laser waren normalerweise sehr schwer zu erkennen, sofern man nicht das Pech hatte, dass man direkt in einen hineinflog – oder dass man von einem getroffen wurde, was im Grunde auf das Gleiche herauskam. Überhaupt waren in der Praxis nur die stärksten Laser erkennbar, sofern man sich nicht direkt in ihrer Schussbahn befand. Die Erkennungsmethoden variierten von der Analyse der Leuchterscheinungen, wenn der Strahl auf Materieteilchen traf, die selbst in den leersten Regionen des Raums auftraten, bis zur Erkennung und Analyse des eindeutigen Spektrallichts, das selbst die am stärksten gebündelten Laser emittierten. In allen Fällen lief es darauf hinaus, dass es im Grunde schon zu spät war, wenn man einen Laserstrahl entdeckte. Entweder hatte er einen verfehlt oder nicht – man konnte eigentlich nicht mehr viel tun, wenn der Strahl einmal unterwegs war.
Falls man jedoch einen entdeckten Strahl überlebte, bestand die Möglichkeit, sich gegen weitere Angriffe zu wappnen.
»Ausweichmanöver!«
Und die Flucht war immer eine gute Option.
Die Vulk drehte sich im Raum und fräste eine unglaublich komplexe und teuflisch schnelle Bahn durch die luftlose Leere. Die Drasins folgten ihrem Beispiel und nahmen ihre Verfolgung auf. Die vier verbliebenen Schiffe hatten sich zu einem Pulk zusammengeschlossen, damit die Vulk sie nicht nacheinander ausschalten konnte.
Johan wusste durch sein Studium der Gefechtsaufzeichnungen, dass, nachdem sein Schiff die erste Welle der Drasin-Angriffe überstanden hatte, es einem einzelnen Drasin-Kreuzer mehr als gewachsen wäre. Wenn man bedachte, dass die Masse der Vulk die eines durchschnittlichen Drasin-Kreuzers im Verhältnis von fast zehn zu eins übertraf, war das auch kein Wunder.
Seine konzentrierte Feuerkraft übertraf die des registrierten Drasin-Strahls jedoch nur um etwa zwei zu eins, sodass diese zusätzliche Masse auch unbedingt erforderlich war. Darüber hinaus bot die Größe noch weitere Vorteile. Die Cerekus hatte in der Endphase der Schlacht von Ranqil schwere Schäden erlitten, die jedes Schiff der Vorkriegs-Flotte der Priminae zerstört hätten. Und nach dem, was Johan auf seinen Sensoren gesehen hatte, hatte die Heralc sogar noch schwerere Schäden weggesteckt.
Und die Kriegsschiffe vom Typ Lympa’an waren so groß, dass sie auch schwerste Treffer einstecken konnten und trotzdem einsatzbereit blieben. Selbst wenn einem Kapitän fast das ganze Schiff unter den Füßen weggeschossen worden war, war es noch immer eine formidable Kampfmaschine.
Obwohl Johan es natürlich vorgezogen hätte, eine solche Situation nach Möglichkeit zu vermeiden.
»Feuer erwidern. Ausweichmanöver fortsetzen. Auf detaillierte Vektoränderungen vorbereiten«, befahl er und gab eine Reihe von Vektoren in die projizierte Benutzeroberfläche ein. Dann erteilte er dem Steuermann und den Waffenstationen die entsprechenden Befehle.
Ein Gefecht mit aktiviertem Dimensionsantrieb hatte bisher nicht zum Ausbildungsprogramm seiner Leute gehört, jedenfalls nicht in jüngerer Vergangenheit. Es gab jedoch diesbezügliche Unterlagen, die tief in den der Geheimhaltung unterliegenden Akten verborgen waren, die man ihm erst vor Kurzem zugänglich gemacht hatte.
Es handelte sich um eine komplexe Angelegenheit aus Mathematik und Taktik, was oft ein Buch mit sieben Siegeln für Johan war, doch er verstand zumindest das grundlegende Prinzip eines Gefechts mit Überlichtgeschwindigkeit.
Die Schiffe waren in diesem Fall schneller als das Licht – Laser nicht. Das war das Kern-Paradigma, das der Dimensionsantriebs-Taktik in den alten Aufzeichnungen zugrunde lag, und darauf musste er sich nun stützen. Es gab grundsätzlich zwei Möglichkeiten, den Feind mit einem Laser zu bekämpfen.
Die erste Möglichkeit war, sich dem Gegner mit dem Schiff so weit zu nähern, dass die Dimensionsfelder sich fast – oder tatsächlich – berührten. In diesem Fall würde der Laser die
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