Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

körperlichen Schlag, obwohl er schon damit gerechnet hatte. Sie nahmen Kurs auf Ranqil.
    »Wie viel Zeit haben wir der Heralc und den Flüchtlingen verschafft?«, fragte er.
    »Sie müssten nun schon ein paar Licht-Zyklen tief im System stehen, Capitaine.«
    Johan nickte.
    Das musste reichen.
    »Ändern Sie unseren Kurs in Richtung des Ranqil-Systems. Dann teilen Sie dem Admiral mit, dass alle Verteidigungsstellungen aktiviert und in Gefechtsbereitschaft versetzt werden müssen«, sagte Johan zu seinen Leuten. »Wollen mal sehen, ob sie wirklich so blöd sind, um sich in die Gravitationssenke fallen zu lassen.«
    »Ja, Capitaine.«
    Die entsprechende Mitteilung wurde gesendet, und die Vulk entfernte sich vom Schauplatz des heftigen Gefechts und nahm Kurs auf ihr Heimatsystem. Bei dem geringen Vorsprung, den die Drasins hatten, wusste Johan, dass er sich eine Verfolgungsjagd mit ihnen liefern müsste, wenn das Gefecht im Normalraum fortgesetzt wurde.
    NACS Odyssey
    Ranqil-System
    »Da kommen sie, Sir! Fünf Kontakte – sie rasen auf uns zu wie der Teufel auf der Jagd nach den armen Seelen.«
    Eric spitzte angesichts der ebenso blumigen wie überflüssigen Bemerkung, mit der Michelle ihre Meldung unterlegt hatte, die Lippen. Doch er sagte nichts weiter dazu, sondern erteilte ihr nur den Befehl, die Segel einzuholen.
    »Segel einholen. Aye, Captain«, erwiderte Michelle Winger sofort und gab den entsprechenden Befehl ein.
    Überall um das Schiff herum wellten sich die riesigen Reflektoren der Passivsensoren der Odyssey . Dann wurden sie zusammengerollt und wieder im Schiffsrumpf verstaut. Es dauerte jeweils ein paar Minuten, um die Segel einzuholen, und dann schwebte die Odyssey dank der mattschwarzen Oberflächen fast unsichtbar im »Schwarzes-Loch-Tarnmodus« vor dem Hintergrund der Sterne.
    Während dieses Manöver durchgeführt wurde, befasste Eric Weston sich mit den aktuellen Informationen, die Winger ihm von den Sensoren übermittelt hatte – den Vektoren der sich nähernden Schiffe.
    Wie er schon erwartet hatte, folgten sie ziemlich genau dem gleichen Kurs wie die Flüchtlinge und der sechste Kontakt; und wenn sie nicht noch ein unvorhergesehenes Manöver durchführten, würden sie in weniger als drei Lichtminuten direkt in Schussweite der Odyssey geraten, die etwa einen Radius von drei Lichtminuten hatte.
    »Haben Sie schon eine Identifikation für Kontakt Nummer sechs?«, fragte Eric und blickte auf.
    »Aye, Sir.« Winger nickte. »Sieht aus wie eins der Primmy-Schiffe, Sir. Ist ziemlich übel zugerichtet.«
    Eric zog bei diesem Spitznamen wieder eine Augenbraue hoch, ließ es aber dabei bewenden. Er würde abwarten müssen, ob sich dieser Name wirklich durchsetzte. Er hätte es irgendwie für unangemessen gehalten, Commander Jehan als »Primmy« zu bezeichnen.
    Doch im Moment hatte er wirklich ganz andere Sorgen.
    »Haben wir schon visuelle Daten?«
    »Aye, Sir.«
    »Auf den Bildschirm«, befahl er.
    Der Bildschirm flackerte, und ein dunkler, verschwommener Schemen schälte sich aus den Sternen im Mittelpunkt. Hin und wieder zuckten Lichtblitze über seine Oberfläche. Eric verzog das Gesicht, als er die grottenschlechte Abbildung sah. Er wusste aber auch, dass es selbst im günstigsten Fall schwierig war, über große Entfernungen im Weltraum ein wirklich klares Bild zu bekommen.
    »Ich versuche es mit der Bildverbesserung, Sir«, sagte Winger, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
    Das Bild flackerte und hellte sich gleich darauf auf, als Winger eine Helligkeitsverstärkung vornahm. Dann verwandelte die eben noch unscharfe Abbildung sich abrupt in eine fast gestochen scharfe Darstellung, als sie anhand der Computer-Typisierung der Priminae-Kriegsschiffe eine Extrapolation durchführte.
    Wie die Vulk und die Cerekus war auch dieses Schiff ein großer ungleichmäßiger Zylinder mit abgeplatteten Enden. Die Laserrohre waren auf dem extrapolierten Bild ebenfalls zu sehen. So prononciert, wie sie aus dem sichtbaren »vorderen« Abschnitt des Schiffs hervorstachen, wäre trotz ihrer fremdartigen Anmutung bei jedem Soldaten sofort eine mentale Warnleuchte angegangen.
    »Mein Gott«, fluchte Daniels leise.
    Eric rügte ihn nicht deswegen. Wer auch immer das da drüben war, er befand sich in einem ziemlich desolaten Zustand. Das Schiff wurde zum Teil durch Triebwerksgase eingehüllt, und es klafften große Löcher im unförmigen Zylinder, wo er von den schweren Lasern des Feindes getroffen worden war.
    Hätte