Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
sie das Gefecht im Moment führten, ging die Gefahr jedoch weniger davon aus, von einem Laserimpuls getroffen zu werden, als vielmehr davon, zufällig – oder auch nicht – in eins dieser verdammten Dinger hineinzufliegen. Trotz ihrer Beschädigung konnte die Heralc noch immer jedem Laserstrahl entkommen, der in ihre Richtung abgegeben wurde. Das galt auch für die Drasin-Schiffe. Also verlegte man sich auf den Trick, den Feind in die Bahn der langsamen Energiestrahlen zu locken oder sich ihm so weit zu nähern, dass es nicht mehr darauf ankam, ob er einen Strahl kommen sah oder nicht.
»Kurs halten!«, schrie jemand zurück. »Das gilt nicht uns!«
Captain Senthe hielt den Kurs und vertraute der Stimme – wie man jemandem vertrauen musste, wenn so viele Dinge gleichzeitig auf einen einstürmten, dass man sie nicht mehr gleichzeitig zu bewältigen vermochte.
Ein paar Sekunden später zerbarst auf dem projizierten Bildschirm plötzlich einer der hinteren Drasin-Kreuzer in einer sich ausdehnenden Trümmerwolke.
»Es ist die Vul k ! «
Priminae-Schiff Vulk
Interstellarer Raum – Region Ranqil
»Den nächsten aufs Korn nehmen«, befahl Johan Maran gelassen und studierte die projizierten Messwerte, während er seine Steuerfrau die Arbeit machen ließ.
»Ja, Capitaine.« Sie nickte und programmierte sorgfältig den nächsten Abfangkurs.
Die Drasins wussten spätestens jetzt, wo sie waren; falls sie das nicht schon vorher gewusst hatten. Deshalb würde es nun nicht mehr so leicht werden wie beim ersten Mal, aber Maran war trotzdem zuversichtlich, dass sie die Reihen des Gegners noch etwas lichten konnten.
»Antwortet die Heralc auf irgendeiner Frequenz?«, fragte er, wobei er sich zur Kommunikationsstation umdrehte.
»Nein, Capitaine.«
Johan nickte und gab einen Befehl in sein System ein. Auf einem Abschnitt seiner Projektion wurde die Darstellung der Heralc vergrößert. Er inspizierte sie für einen Moment gründlich und schüttelte dann den Kopf. »Gefechtsschäden, ohne Zweifel. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, weshalb sie uns nicht vor ihrer Annäherung gewarnt hatten.«
»Ja, Capitaine.«
Die Heralc verfügte, wie alle Priminae-Schiffe, lediglich über eingeschränkte Überlicht-Kommunikationsfähigkeiten. Dennoch hatte der Sender immerhin eine Reichweite von 3,29 Lichtjahren – die Halbwertszeit der Übertragungspartikel. Und diese Reichweite konnte man, wie bei den Rettungskapseln mit ihren Notfallsendern, gegebenenfalls noch erhöhen. Allerdings würde die Technik das nicht lange mitmachen.
Eigentlich hätte die Heralc sich schon ein paar Tage früher melden können. Sie hätte auch schon um Hilfe rufen können, bevor der Angriff auf die Welt Deice ins Rollen gekommen war – und zwar über die Relaisstationen, die im ganzen Raumsektor der Kolonien verteilt waren.
Offensichtlich wandten die Drasins diesmal eine neue Strategie an und hatten wahrscheinlich alle Relaisstationen in der Nähe von Deice zerstört.
Und das Ausmaß der Schäden, den die Sensoren bei der Heralc feststellten, veranschaulichte ziemlich plastisch, weshalb sie sich nicht gemeldet hatte.
»Ithan Kanna.«
»Capitaine!«
»Wie ist Ihr Lasercode?«, fragte Maran.
»Das ist schon ein paar Zyklen her, Capitaine, aber ich kann mich trotzdem verständlich machen.«
Johan lächelte wegen des trockenen Humors, den er in der Stimme des jungen Mannes hörte, und nickte bedächtig. »Gut. Nehmen Sie Kontakt mit der Heralc auf. Da sie dem feindlichen Feuer ausweicht, hat sie noch ein paar intakte Sensoren.«
»Ja, Capitaine. Was soll ich ihnen mitteilen, Sir?«
»Sagen Sie ihnen, dass sie Ranqil ansteuern sollen. Mit Höchstgeschwindigkeit«, befahl Maran. »Sie können hier kaum noch etwas ausrichten.«
»Ja, Sir.«
»Cori.«
»Capitaine?«, fragte der Offizier, ohne aufzusehen.
»Schießen Sie uns noch einen Drasin.«
»Ja, Capitaine.«
Priminae-Schiff Heralc
Interstellarer Raum – Region Ranqil
»Die Vulk geht schon wieder gegen die Drasins vor, Capitaine. Sie lösen die Formation auf – sie ignorieren uns plötzlich, Sir!«
Das war an sich auch nicht verwunderlich, doch Senthe wunderte sich trotzdem über seine Empfindungen. Er und seine Mannschaft standen schon seit Tagen im Gefecht, hatten drei Schiffe in einem Abnutzungskampf zerstört, der ihn über neunzig Prozent seiner Besatzung gekostet hatte – deshalb war es schon überaus irritierend, dass man sie so plötzlich ignorierte.
Natürlich war
Weitere Kostenlose Bücher