Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

spüren. Alles, was nicht sorgfältig gesichert war, wurde durch die Decks geschleudert. Auch wenn dabei nichts wirklich Wertvolles oder Wichtiges zu Bruch ging, bedeutete es dennoch einen Sachschaden in Höhe von ein paar Hunderttausend Dollar.
    Die Mannschaft war für Beschleunigungsmanöver zwar gut gedrillt, doch konnte man eben nicht alle Unwägbarkeiten einkalkulieren.
    Ein Besatzungsmitglied wurde auf die Krankenstation gebracht, nachdem sich in der Cafeteria ein nicht stramm genug angezogener Gurt gelöst hatte. Der Mann war mit dreihundertfünfzig Pfund Mehl aus 25-Pfund-Gebinden eingestäubt worden. Ein anderer begab sich in Dr. Rames liebevolle Behandlung, nachdem er sich – von der Zündung des Schubtriebwerks überrascht – beim Versuch, den Aufprall gegen die Rückwand abzufangen, die Schulter geprellt hatte.
    Unterm Strich nur geringfügige Personen- und Sachschäden angesichts der Hektik, mit der die Triebwerkszündung durchgeführt worden war.
    Auf der Brücke war der Hauptbildschirm nun in drei Fenster unterteilt. Jedes zeigte die taktische Darstellung aus einer anderen Perspektive, während die Odyssey ihren Aufstieg über die gemeinsame Ebene der anderen Schiffe fortsetzte, die in das Gefecht involviert waren.
    Der Weltraum war natürlich eine dreidimensionale Umgebung ohne »oben« und »unten«. Aus praktischen Gründen wurden die meisten Manöver jedoch auf einer sehr flachen Handlungsebene durchgeführt, die im Allgemeinen mit der Ekliptik des Systems oder grundsätzlich mit der Ebene identisch war, in der die Mehrzahl der Planeten die Sonne umlief.
    Eric wusste nicht genau, warum das so war – zumindest nicht, soweit es die Kriegsführung betraf. Vielleicht war es ein persönliches Moment, das selbst bei Personen mit einem hervorragenden taktischen Verständnis hin und wieder die Oberhand gewann. Normalerweise blieb man in der Ebene der Ekliptik, weil hier der Abstand zwischen zwei Punkten am geringsten war. Das war wegen der gewaltigen Entfernungen bei Raumflügen auch unter dem Aspekt des Brennstoffverbrauchs von großer Bedeutung.
    Doch aus welchem Grund auch immer – die anderen am Gefecht beteiligten Schiffe blieben mehr oder weniger auf dieser Ebene, während sie aufeinander zu flogen. Eric hätte das genauso gehalten, wenn das Priminae-Kriegsschiff ihm nicht eine andere Vorgehensweise diktiert hätte. Immerhin hatte die Erhöhung »über« die Ebene der Ekliptik in taktischer Hinsicht den Vorteil, dass die Odyssey freies Schussfeld hatte.
    In anderer Hinsicht gereichte es ihr aber sehr zum Nachteil.
    Wegen der enormen Entfernungen selbst in einem Sternensystem war die Ekliptik eine relativ »flache« beziehungsweise zweidimensionale Ebene. So wurde es der taktischen Abteilung ermöglicht, Schiffsbewegungen ebenfalls in einer zweidimensionalen Abbildung mit ziemlich hoher Genauigkeit und taktischer Präzision darzustellen.
    Nun musste der Bildschirm jedoch in drei separate Fenster unterteilt werden, um dem Geschehen eine räumliche Komponente zu verleihen, und Eric wurde sich bewusst, dass das Denken in drei Dimensionen nicht so sein Ding war.
    Das war eine ziemlich absurde Erkenntnis. Er war schließlich ein Pilot – ein Jagdflieger noch dazu –, und taktisches Denken in drei Dimensionen war ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung gewesen. Jedoch war er damals auf räumliches Denken in Größenordnungen von plus/minus vierzigtausend Fuß trainiert worden, aber nicht auf Abweichungen von plus/minus vierzig Millionen Kilometern!
    Dieser Maßstab überstieg beinahe sein Vorstellungsvermögen, während er versuchte, das Szenario zu visualisieren. Die blitzschnellen Berechnungen und Instinkte, die er für das Fliegen von Archangel eins entwickelt hatte, waren geradezu kontraproduktiv, da er nun die Zeit hatte, seine Entscheidungen noch einmal zu hinterfragen. Das war ein echtes Problem.
    »Commander«, sagte er nach einem Moment und sah zu Jason hinüber, der die Bildschirme mit einem ähnlich gestressten Ausdruck betrachtete, »erinnern Sie mich später daran, dass ich bei Admiralin Gracen darauf … dringen werde, dass sie eine holografische Projektionsanlage für den Einsatz auf der Brücke bewilligt.«
    Roberts bestätigte mit einem Kopfnicken und einem gequälten Gesichtsausdruck.
    Priminae-Schiff Vulk
    Ranqil-System
    »Detonation, Capitaine!«
    Johan Maran betrachtete die taktische Projektion und nickte bedächtig. Die nuklearen Detonationen erschienen nun auf den Scannern,