Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Eric ungläubig.
»Aye, Sir.«
»Senden Sie mir die Daten«, befahl er energisch und zog sein Display näher an sich heran.
Einen Moment später stieß er einen missbilligenden Laut aus, als er feststellte, dass die plötzlich ansteigenden Strahlungswerte das Normalniveau für ein Sternensystem dieses Typs bereits weit überschritten hatten. Die Odyssey war natürlich gut gegen Strahlung geschützt. Das war auch notwendig, da ein Stern viel mehr Strahlung abgab als jede Atombombe.
Nur dass diese Bomben viel näher waren als das Zentralgestirn, und sie waren anscheinend auch ausgesprochen schmutzig. Die äußeren Strahlungswerte stiegen schnell an, während die Odyssey durch die Wellenfront hindurchglitt und die langsameren, aber tödlichen Partikel gegen die Hülle prasselten.
Die adaptive Panzerung war quasi die erste Verteidigungslinie gegen die Strahlung. Das Problem bestand nun darin, dass sie im »Schwarzes-Loch-Tarnmodus« der tödlichen Strahlungsdosis fast ungeschützt ausgeliefert war. Die Odyssey verfügte natürlich noch über weitere Schutzvorrichtungen, einschließlich eines Verbundwerkstoffs mit mehreren Schichten aus Kohlefaser, Grafit und anderen Isolationsmaterialien. Diese Sekundärverteidigung war mehr als ausreichend gegen eine nukleare Explosion auf relativ kurze Distanz – theoretisch.
Doch irgendetwas stimmte hier nicht.
»Michelle«, sagte Eric schroff, »bestätigen Sie die Entfernung.«
»Aye, Sir«, sagte Winger und nahm eine Neuberechnung der Zielentfernung vor. »2,521 Lichtminuten, Captain.«
»Verdammt, Lieutenant, das ist doch nicht möglich!«, sagte Eric und überschlug alles im Kopf. »Der maximale tödliche Radius eines Sprengkopfs mit erhöhter Strahlung beträgt bei diesen Größenordnungen doch nicht mehr als hundertfünfzigtausend Kilometer.«
Winger schluckte und nickte dann. »Aye, Sir. Ich … weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Captain.«
Eric zwang sich zur Ruhe. Natürlich konnte sie dazu nichts sagen. Sie wusste genauso gut wie er, dass das Abstandsgesetz, das die Verringerung der Strahlung in Entfernung zur Quelle bestimmte, in diesem Fall auf ihrer Seite hätte sein sollen. Die von der Explosion ausgehende Strahlung hätte auf diese Entfernung kaum noch messbar sein und nur als ein helles Leuchten in der Ferne wahrgenommen werden dürfen.
Auf jeden Fall hätte sie verdammt noch mal nicht die in den Tarnmodus geschaltete Panzerung bombardieren und ein Drittel der Außenhülle genauso stark verstrahlen dürfen wie die übelste schmutzige Bombe, von der er je gehört hatte. Und das war im Moment das größte Problem: Nicht etwa, dass diese Situation theoretisch gar nicht hätte eintreten dürfen – sondern die nicht zu leugnende Tatsache, dass der Neutronenfluss in der Panze rung der Odyssey sich verstärkte und dass das Schiff selbst bald zu strahlen anfing.
»Verdammt!«, fluchte Eric. »Strahlungsalarm! Die Schwarzes-Loch-Einstellungen widerrufen. Die Panzerung auf beste Abschirmung einstellen.«
»Sir, unsere Tarn…«
»Ich weiß, Commander«, unterbrach Weston ihn. »Bei dieser Strahlungsmenge werden wir leuchten wie ein Weihnachtsbaum, aber das ist immer noch besser, als in den nächsten zwölf Monaten langsam an der Strahlenkrankheit zu sterben.«
Roberts nickte grimmig.
Weston aktivierte die Schiffssprechanlage. »Hier spricht der Kapitän. Alle Mann auf Gefechtsstation! Bereit machen für Gefechts- und Hochbelastungs-Manöver. Ich wiederhole, alle Mann auf Gefechtsstation!«
Dann wurde Gefechtsalarm ausgelöst und überlagerte den Strahlenalarm, der schon im ganzen Schiff widerhallte.
»Stellen Sie volle Gefechtsbereitschaft her, Mr. Daniels. Die gesamte Energie für die Triebwerke und die Gegenmasse-Erzeugung reservieren«, sagte Eric knurrend. »Mr. Waters, veranlassen Sie, dass alle Waffen scharf gemacht werden und die Schutzverriegelung an den Impulstorpedo-Rohren geöffnet wird.«
»Aye, Sir«, erwiderten beide, während das Summen der im Ladezustand befindlichen Kondensatoren die Hülle zum Vibrieren brachte.
»Ms. Winger, welche Entfernung zum Drasin-Führungs schiff?«
»3,2 Lichtminuten.«
»Sehr gut«, sagte Eric. »Leiten Sie einen Countdown ein, Michelle – ab dem Moment der Änderung des Panzerungsmodus.«
»Aye, Sir.« Michelle nickte zur Bestätigung mit dem Kopf.
»Schluss mit dem Versteckspiel, meine Damen und Herren«, sagte Eric. »Wir wissen, dass sie uns sehen können, und wir wissen auch, wann sie uns sehen
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