Aus der Welt
Dezibel zu laut.
»Ich bin’s, dein persönlicher Albtraum«, sagte ich anstelle einer Begrüßung einigermaßen gelassen.
»Oh, hallo, Jane«, erwiderte sie und versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. »Ich habe gerade in Theos Zimmer vorbeigeschaut, um mit ihm über …«
»Aber natürlich. Außerdem ist es eine Suite, kein Zimmer.«
»Was wir alles unserem Film zu verdanken haben.«
»Das ist ja beruhigend. Was ich allerdings weniger beruhigend finde – außer der Tatsache, dass ihr jetzt offensichtlich ein Paar seid –, ist, dass unser letzter Anruf bereits drei Wochen zurückliegt und ich meine Investition von 50 000 Dollar immer noch nicht wiederhabe.«
»Nein? Aber ich habe die Überweisung schon vor über zehn Tagen veranlasst.«
»Aber natürlich.«
»Ich sage die Wahrheit.«
»Natürlich.«
»Ich werde mich sofort mit meiner Bank in Verbindung setzen und dafür sorgen, dass die Kohle Ende der Woche auf deinem Konto ist.«
»Kann ich das schriftlich haben?«
»Natürlich, klar. Ich schick dir gleich eine E-Mail.«
»Diese E-Mail hast du mir schon vor Wochen versprochen.«
»Weißt du überhaupt, wie viel wir zu tun haben? Die Filmverkäufe haben alle Erwartungen übertroffen. Und wie ich dir bereits bei unserem letzten Telefonat sagte, bekommst du nicht nur deine ursprüngliche Investition wieder, sondern mindestens 150 000 mehr bis …«
»Bis wann ? Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?«
Schweigen – ich konnte förmlich hören, wie sie vor Wut kochte.
»Wenn du dir den Vertrag durchliest, den du mit uns geschlossen hast, wirst du feststellen, dass wir dir bis in einem Dreivierteljahr gar nichts zahlen müssen. Allein, dass ich bereit bin, dir deine ursprünglichen 50 000 sofort …«
»Bitte erzähl mir nicht, wie großzügig und menschenfreundlich du bist. Wenn das Geld nicht noch in dieser Woche auf meinem Konto ist, werde ich rechtliche Maßnahmen ergreifen.«
»Du meinst wohl, du kannst mir drohen, was? Ich bitte dich!«
Sie ließ ein Kichern folgen. Wieder hatte ich das Bedürfnis, das Telefon quer durchs Zimmer zu werfen.
»Du willst bestimmt keine juristischen Probleme haben, Adrienne … Erst recht nicht, wenn ich es in der Branchenpresse an die große Glocke hänge. Eure Investoren wären sicherlich nicht sehr erfreut, zu erfahren …«
»Wir sind in der Filmbranche, Schätzchen. In der Filmbranche geht jeder Risiken ein. Und wenn du glaubst, dass ich mich von einer verklemmten drittklassigen Akademikerfotze einschüchtern lasse …«
In diesem Moment warf ich das Telefon quer durchs Zimmer. Wieder stand Emily der Schreck ins Gesicht geschrieben, als das schnurlose Telefon gegen die Wand knallte.
»Mommy ist wieder wütend«, sagte sie.
Sofort hatte ich die Arme um sie gelegt, und meine Wut wich Schuldgefühlen.
»Aber nicht auf dich, mein Schatz«, sagte ich. »Auf dich nie.«
Eine Stunde später bekam ich eine E-Mail von Fantastic Filmworks. Aber sie garantierte mir nicht die Rückzahlung, wie von Adrienne versprochen. Stattdessen kam ein Dreizeiler von Theo.
Bitte pack alle meine Sachen.
Tracey wird morgen vorbeikommen und sie abholen.
Ich möchte nichts mehr mit Dir zu tun haben.
Darunter stand kein Name.
Ich erwiderte folgendermaßen:
Und ich möchte nichts mehr mit Dir zu tun haben.
Auch hier fehlte der Name.
Diese Trennungsbotschaft ereilte mich an einem Samstagvormittag. Wäre sie einen Tag früher gekommen, hätte ich meinen Studenten gegenübertreten und irgendwie die Fassung bewahren müssen, obwohl mein ganzes Leben in Scherben fiel. Aber statt meiner Trauer nachzugeben, ließ ich mich von meiner Wut leiten. Die nächsten zwei Stunden sauste ich durchs Haus, warf Theos sämtliche Klamotten in diverse Koffer, räumte seine Regale und seinen Schreibtisch leer, packte seine DVD s und seinen Computer ein.
Emily beobachtete das Ganze mit großer Sorge.
»Geht Daddy weg?«
»Ja, Daddy geht weg.«
»Für immer?«, fragte sie entsetzt. Wieder nahm ich sie in die Arme. Schon jetzt nahm meine Tochter Schaden, weil ihre Eltern nicht in der Lage waren, deren Interessen über alle anderen zu stellen. Zu was sind wir überhaupt in der Lage?
»Es ist nicht deine Schuld. Daddy hat im Moment nur sehr viel zu tun und wird oft weg sein. Aber er wird dich oft besuchen.«
»Versprochen?«, fragte sie leise, so, als durchschaute sie mich auf Anhieb.
»Ja, versprochen. Auch, dass ich mich nie mehr so aufregen werde.«
In den Wochen nachdem Theo und ich Schluss
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