Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
wollte immer viel erreichen, aber wie man das schafft, habe ich im Elternhaus nie mitbekommen. Beide Eltern waren immer sehr unzufrieden mit ihrem Leben. Ich hingegen sollte ihre Erwartungen erfüllen, aber ich hatte weder das Selbstbewusstsein, noch die Ausdauer, die Geduld. Ich kannte jene kleinen Schritte nicht, die doch notwendig sind, damit man Erfolg hat. Und so fühlte ich mich immer als Blenderin. Ich hatte bei jedem Mann das Gefühl: Wenn der mich genau kennenlernt, hinter meine Fassade schaut, ist es aus. Als wäre ich nur eine hübsche Verpackung, die viel verspricht und nichts hält.«
Es kommt also bei der Überwindung der Eifersucht nicht nur darauf an, dass man selbstbewusster wird. Man muss auch lernen, die eigenen Lebenspläne umzusetzen, damit das Selbstbewusstsein ein gutes Fundament bekommt. Erst dies selbst erworbene Selbstbewusstsein macht uns letztlich unabhängig vom Lob der Außenwelt. Es gibt uns das Gefühl: ich weiß was ich kann, ich weiß selbst wer ich bin. Wer nie seine Möglichkeiten entfaltet und seine heftigen Arbeitsstörungen überwindet, wird über diesen Stolz auf das eigene Leben nie verfügen. Deshalb ist es gerade für den Eifersüchtigen wichtig, dass er überlegt:
Was waren schon immer meine Jugendträume, meine Lebensziele?
Was will ich erreichen?
Was wären kleine Schritte, um meinen Zielen näher zu kommen? Was hindert mich daran?
Wo kann ich Unterstützung durch andere Menschen, durch eine Gruppe bekommen?
Wo könnte ich eine Ausbildung machen, so dass ich genügend Anleitungen erhalte?
Die rege Phantasie
Wir sollten als eifersüchtige Menschen lernen, unsere Aufmerksamkeit auf wichtige Entwicklungsziele zu lenken und uns nicht immer mit dem Partner zu beschäftigen. Ohnehin drehen wir uns zu sehr um den Partner und sind eifersüchtig – vor allem, wenn wir selbst das Interesse an der Beziehung verloren haben. »Man ist nie eifersüchtiger, als wenn man in der Liebe anfängt zu erkalten. Man traut dann der Geliebten nicht mehr, weil man dunkel fühlt, wie wenig einem selbst mehr zu trauen ist«. – meint der Dichter Grillparzer. Ist es also ein Zeichen erkaltender Liebe, wenn man selbst eifersüchtig ist? Jedenfalls wird dann jeder Blick misstrauisch kontrolliert, das Zuspätkommen registriert. So ging es einem eifersüchtigen Ehemann, der seine Frau anrufen wollte. Doch ihr Telefon war immer besetzt. Seine Frau telefonierte sonst nie so lange. Beunruhigt fuhr er nach Hause und stellte fest, dass seine Frau mit dem Kundendienst telefoniert hatte, weil die Waschmaschine kaputt war. Dieser Ehemann war selbst im vergangenen Jahr fremdgegangen und hatte seine Sekretärin verführt. Er war zwar der Ansicht, dass dies nichts zu bedeuten habe, aber er hatte selbst erlebt, wie schnell er einer Versuchung nachgegeben hatte – und übertrug dies nun auf seine Frau. Diese war über seine Unruhe sehr erstaunt.
Die Drehbücher im Kopf
Grundsätzlich ist die Phantasie eine wunderbare Fähigkeit. Wir können uns etwas vorstellen, das nicht existiert. Das ist vor allem dann besonders wichtig, wenn wir etwas Neues wagen wollen. Doch bereits bei der mittleren Eifersucht kommt es zu regelrecht zwanghaften Phantasien. Wir stellen uns oft vor, was passieren könnte. So entstehen ständig kleine Drehbücher im Kopf. Der Partner könnte sich doch von der blonden schönen Kollegin verführen lassen oder er fällt auf die Verführungskünsteder Nachbarin herein. Dabei kennt die Eifersüchtige immer die vermeintlichen Vorlieben des Partners. Sie weiß ganz genau, in welchen Frauentyp er sich verlieben könnte, und so bekommt die Eifersucht ständig neue Nahrung. Die Sekretärin ruft manchmal mit einer liebenswürdigen Stimme an, die Nachbarin hat einen lustig-frechen Blick. Dies hat grundsätzlich nichts zu bedeuten, aber für die Phantasie des Eifersüchtigen sind dies bereits Beweise. Alfred Adler hat einmal gemeint, es gäbe bei vielen Problemen ein primitives Verarbeitungsschema. Das klingt nicht gerade verständnisvoll, ist aber dennoch richtig. Wer unter Eifersuchtsgefühlen leidet, sieht Kleinigkeiten meist richtig, aber er gibt ihnen eine zu große Bedeutung. Deshalb meinte Cervantes: »Ein Eifersüchtiger blickt stets durch eine Brille, die aus groß klein, aus Zwergen Riesen und aus Verdacht Wahrheit macht.«
Ich habe oft den Eindruck, dass man die Phantasie eifersüchtiger Menschen konstruktiver beschäftigen müsste. Das Lebensfundament ist zu schmal. Deshalb frage ich
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