Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
sich. Unwillkürlich fragte ich mich, wie weit Paul auf seiner Suche nach Gegenbildern zu Sally noch zu gehen bereit war. Sally hätte nie einen solchen Laut hören lassen. Paul schien ziemlich weit gehen zu wollen, jedenfalls ließ er seine Hand auf Deenas Hinterteil ruhen, während wir uns unterhielten. Die Versandexpertin schien es eher zu freuen denn zu verärgern. Ich versuchte mir vorzustellen, wie man in der Hitze der Leidenschaft möglichst schnell aus einem so engen Kleidungsstück schlüpft. Eigentlich ging das meiner Meinung nach nur, wenn Paul am Ende des Bettes kräftig zog, während Deena sich am Kopfbrett festklammerte. Mir fiel auf, dass Deena knallrot angelaufen war und Paul mich erwartungsvoll ansah. Anscheinend sollte ich lieber irgendetwas sagen.
„Ich hoffe, ihr zwei amüsiert euch heute Abend!“, meinte ich munter.
Um mir meine Verärgerung nicht anmerken zu lassen, rückte ich mir die Brille zurecht. Das ist immer ein guter Grund dafür, den Blick abwenden zu können. „Perry!“, sagte ich überrascht. „Schön, dich zu sehen.“ Denn gleich hinter Paul war dessen Stiefsohn Perry mit einer Frau hereingekommen, bei der es sich nur um die allseits bewunderte Jenny Tankersley handeln konnte. Paul und Deena gingen weiter, und ich verkniff mir einen letzten Blick auf Deenas Hinterteil.
„Das Pan-Am Agra-Flugzeug landet immer auf Jennys Rollfeld, wenn der Präsident hierher fliegt“, erklärte Perry. „Jenny wurde jetzt schon zum zweiten Mal zum jährlichen Bankett eingeladen.“
Ich erinnerte mich zwar vom Vorjahr her nicht an sie, aber wahrscheinlich hatten wir da einfach nicht miteinander gesprochen. Ich hätte sie bestimmt wiedererkannt, wäre sie mir schon einmal vorgestellt worden. Jenny, die genau so groß war wie Perry, hatte schöne, strahlend weiße Zähne, mit denen sie gerne und oft raubtierhaft lächelte. Der kurze Ponyhaarschnitt stand ihr wunderbar, das schimmernde braune Haar bildete einen schönen Kontrast zu ihrem orangefarbenen Kleid und dem schweren Goldschmuck. Schade, ich hatte so viele Geschichten über diese Frau gehört und hätte mich gern ein wenig mit ihr unterhalten, aber leider war dies hier nicht die richtige Gelegenheit dazu.
Ich sagte ein paar höfliche Worte zu dem jungen Paar, auf die statt Perry Jenny antwortete, dann wanderten die beiden weiter, um sich zu Paul und Deena Cotton an einen der Tische zu gesellen. Aha! Hatte Deena es also geschafft. Aber sie saß kerzengerade.
Ich verglich den geschrumpften Strom der Neuankömmlinge mit der größeren Anzahl der bereits am Tisch sitzenden Gäste und wusste, das Bankett würde bald offiziell beginnen. Martin, der gutes Timing im Blut hatte, fing meinen suchenden Blick auf, und wir sahen uns gemeinsam nach zwei freien Plätzen um. Ausgemacht war, dass wir die ersten nebeneinanderliegenden nehmen würden, die uns ins Auge fielen. Bei diesem jährlich stattfindenden Festessen sollten Martin und ich Teil der großen Firmenfamilie sein, wohingegen einigen Angestellten ein ziemlich angespannter Abend in unmittelbarer Nähe des Chefs bevorstand.
Ich hatte nicht weit von mir entfernt einen passenden Tisch entdeckt. Als Martin und ich uns dorthin aufmachten, kamen wir an einem blonden Lockenschopf vorbei, der mir bekannt vorkam. Als ich mich noch einmal danach umdrehte, bestätigte sich mein Verdacht. Dort saß Arthur Smith zusammen mit einer Frau, die nicht seine Ehefrau war. Mit einer sehr jungen Frau, wohlbemerkt, die an die zwanzig sein mochte und doch tatsächlich einen Pferdeschwanz zu einem so offiziellen Event trug.
Ich sah ihn direkt an, er mich auch. Ich warf ihm einen zornigen Blick zu und wandte mich wieder zu meinem Ehemann.
Natürlich war das alles Martin nicht entgangen. „Was zur Hölle will der Kerl denn hier?“, raunte er mir zu, zeigte nach außen hin aber nichts als joviales Lächeln. Martin und Arthur verband seit jeher eine tiefe Abneigung.
„Lynn und er haben sich getrennt.“
„Jetzt tut er sich mit einer Frau zusammen, die halb so alt ist wie er?“
Daraufhin sagte ich klugerweise gar nichts. Sojung fand ich die Frau nun wieder nicht. Sie mochte fünfzehn Jahre jünger sein als Arthur, der vierunddreißig war. Ich war ebenfalls fünfzehn Jahre jünger als Martin, aber jetzt war bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt, ihn darauf hinzuweisen.
„Lassen Arthur und Lynn sich scheiden?“, fragte Martin, während er mir den Stuhl zurechtrückte und den anderen am Tisch freundlich
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