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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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dir die zweite Decke nehmen.«
    »Es war schon ein bisschen kalt«, gab ich zu.
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«, fragte er lauter, senkte dann aber wieder die Stimme. »Du hättest mich wecken sollen! Wir sind jetzt in den Bergen. Ich vergesse immer, dass du nicht an Kälte gewöhnt bist.«
    Ich rollte mit den Augen. »Ja, ich werde bestimmt erfrieren, obwohl ich vor einem Feuer unter hundert Decken liege. Ich habe gesagt, es war ein bisschen kalt!«
    »Willst du, dass ich das Feuer wieder anmache?«
    »Nein, ich will wissen, wo du hingehst«, sagte ich.
    Das schien ihn zu freuen.
    »Ich werde Schutzkreise um die Stadt legen«, antwortete er.
    Ich beendete meine Reihe und stand auf.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Ich komme mit, was sonst?«
    »Es ist eiskalt draußen«, gab er zu bedenken.
    »Dann nehme ich eine Decke mit.«

    »Woher kommt dieses plötzliche Interesse an meiner Arbeit? «
    »So plötzlich ist das gar nicht. Warum willst du mich nicht mitnehmen?«
    North und ich sahen uns fest an und warteten ab, wer zuerst nachgeben würde. Schließlich grinste North. »Ich warte draußen auf dich. Zieh dich warm an, ja?«
    Das Problem bestand darin, dass ich keine sehr warme Kleidung besaß, nur einen dünnen Schal. Aber ich tat mein Bestes, indem ich mehrere Lagen aus Unterröcken und Strümpfen übereinander anzog. Es wäre nur zu verlockend gewesen, wieder ins Bett zu kriechen und das bisschen Wärme darin zu genießen.
    North saß im Freien auf der Schwelle des Häuschens und betrachtete die letzten Sterne. Die Luft roch fremd, so frisch und klar, aber auch kalt. Sie brannte in meinen Lungen und meine Nasenspitze schmerzte. Ihr Duft war anders als in der Wüste, einzigartig und unvergesslich.
    »Es riecht nach Schnee«, bemerkte North, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Schnee?«, fragte ich fassungslos. »Glaubst du wirklich? Ich meine, denkst du wirklich, es könnte schneien? Riecht es immer so, wenn es schneit?«
    North sah mich voller Erstaunen an.
    »Ach ja«, sagte er. »Stimmt, Wüste. Kein Schnee.«
    Ich kam mir kindisch vor, als hätte ich mich durch meine Begeisterung irgendwie verraten.
    »Also, dann kann ich nur für dich hoffen, dass es wirklich schneit«, sagte North. Wir standen auf, aber er ergriff meine Hand und hielt mich zurück. Er machte sich an den Knoten um seinen Hals zu schaffen und zog den roten Umhang unter den anderen hervor. Kurz dachte ich, er wolle einen seiner
Feuerbälle erschaffen, doch stattdessen legte er mir den Umhang um die Schultern. Er band ihn zu, die Zungenspitze zwischen den Lippen.
    »So!«, verkündete er. »Jetzt können wir gehen. Ist dir schon ein wenig wärmer?«
    Es war ein himmlisches Gefühl. Ich war bis in die Zehenspitzen aufgewärmt.
    »Brauchst du ihn denn nicht?« Ich fühlte mich ein bisschen schuldig. Er machte die anderen Umhänge wieder fest und nahm meine Hand.
    »Nein. Außerdem steht er dir.«
    »Rot zu rot?«, seufzte ich.
    Er zwinkerte mir zu. »Meine Lieblingsfarbe.«
    Von Lady Aphras Cottage folgten wir einem schmalen Pfad in das weiter unten liegende Dorf. Von unserem Standpunkt aus gesehen waren die strohgedeckten Dächer ungleichmäßig angeordnet, als stünde jedes Haus auf seinem eigenen kleinen Hügel. Am Rande des Dorfes floss ein Bach vorbei, auf dem sich die Morgensonne spiegelte. Wie flüssiges Licht strömte der Frühnebel über die baumbestandenen Berghänge.
    »Es ist so still und friedlich«, sagte ich.
    »Warte nur ab, bis alle wissen, dass wir hier sind«, sagte North lachend. »Dann wirst du deine Meinung schnell ändern. «
    Mit einem wenig anmutigen Satz schwang er sich über den Zaun eines der kleinen Häuser. Dann zog er ein Stück Papier aus der Tasche und vergrub es neben der Türschwelle.
    »Was machst du da?«, erkundigte ich mich. Über den Zaun hinweg gab er mir eines der Papierstückchen und vergrub dann noch ein zweites. Ich kannte die Symbole darauf nicht.
    »Das sollte jeden, der mit böser Absicht herkommt, auf
Abstand halten. Unseren lieben Freund Dorwan eingeschlossen. «
    Als ich mich hinüberlehnte, um besser sehen zu können, rutschte ich ab und schnitt mich an der scharfen Zaunkante. Zischend stieß ich die Luft zwischen den Zähnen aus und ließ los. North griff sofort nach meiner Hand, und sein Gesicht nahm einen merkwürdigen Ausdruck an, als er das Blut aus der Wunde sickern sah. Er hielt meine Hand fest in seiner und rührte sich nicht.
    »North?«
    Er fuhr zusammen. »Vorsichtig,

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