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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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schreibst.«
    »Du kannst doch sicher deine eigenen Briefe schreiben«, sagte ich. »Oder gehört das auch zu meinen Pflichten als Gehilfin? «
    »Eigentlich frage ich nur, weil du eine sehr viel schönere Handschrift hast als ich. Mein Meister liebt es, mich wissen
zu lassen, dass meine Schrift aussieht, als sei ein blindes Huhn über das Papier gelaufen.«
    Mit einem Seufzer zog ich eine Feder und ein sauberes Blatt Papier aus meinem Beutel.
    »Verehrter Meister«, diktierte North, »Danke für Ihre Hilfe. Ich denke, Sie gehen recht in der Annahme, dass die Zutat Wirkung zeigen könnte, doch mein einziger Versuch war wenig erfolgreich. Ich glaube nicht, dass ich es wieder versuchen werde. Nicht aus Mangel an Wissbegier, sondern aus Gründen des Anstandes. Es freut mich zu hören, dass Ihre Weizenfelder wieder besser tragen. Als hätte es je Zweifel gegeben, dass Sie das Problem selbst wieder beheben können. Kommst du mit, Syd?«
    Leise fluchend strich ich die letzte Zeile durch, in der jetzt Kommst du mit, Syd? stand.
    »Ja«, seufzte ich. »Mach weiter.«
    »Ich habe alle nötigen Informationen, bin mir allerdings nicht sicher, dass unser lieber Freund mich auch anhören wird«, fuhr North fort. »Ich bin über die Sache mit Oliver informiert, habe aber schon länger keinen Brief mehr von ihm erhalten.«
    »Was ist mit Oliver?«, fragte ich und sah auf.
    »Wir sind wohl heute etwas neugierig, was?« Er lächelte.
    »Schon gut«, sagte ich. »Mach weiter.«
    »Ich habe ihm schon mehrfach Nachrichten geschickt, aber seine neu entdeckte Macht hat ihn wohl zu sehr in ihren Bann geschlagen, um mich zu beachten. Mir ist bewusst, dass Sie uns sehen wollten, Meister, aber mein wunderschöner Liebling und ich werden nicht …«
    »Hör auf damit!«, rief ich und strich die letzten Worte durch. »Du bist wirklich albern!«
    »Komm, ich schreibe ihn selbst zu Ende«, sagte er. Bevor
ich protestieren konnte, hatte er mir das Blatt weggenommen. Es kam mir merkwürdig vor, dass er mich nicht sehen lassen wollte, was er schrieb. Ich versuchte zwar etwas zu erkennen, doch sein Meister hatte Recht gehabt. Er schrieb wie ein blindes Huhn.
    Kaum hatte er den Brief mit Siegelwachs verschlossen, da platzte einer der Jungen aus dem Dorf herein.
    »Er ist hier«, keuchte er atemlos. »Wir haben ihn aus dem Fenster in der Schule gesehen, unten am Fluss.«
    Beinahe gleichzeitig sprangen North und ich auf, er hielt mich jedoch mit einer schnellen Armbewegung zurück.
    »Bleib hier!«, befahl er. Ich machte Anstalten, einen weiteren Schritt in Richtung Tür zu machen, doch er blieb hart.
    »Du bleibst hier!«, sagte er scharf. »Tu, was ich dir sage, nur dieses eine Mal!«
    Die Haustür schlug hinter ihm zu, wurde allerdings gleich wieder geöffnet. Als North das letzte Mal einfach gegangen war, um gegen einen Drachen zu kämpfen, hatte er Verbrennungen davongetragen. Er würde mich nicht schon wieder zurücklassen.
    Die kühle Abendluft drang durch mein dünnes Kleid, während ich, North folgend, den Hügel hinabrannte. Als er schließlich so weit entfernt war, dass ich seine Umhänge nicht mehr sehen konnte, orientierte ich mich an den Spuren seiner schweren Stiefel.
    Beim ersten Anzeichen des Schattenwesens waren die Kinder hineingerufen worden, während die Turmglocke unaufhörlich läutete. Ich hörte, wie jemand meinen Namen rief, einmal, ein zweites Mal, doch ich blieb nicht stehen. Als ich auf einen Waldweg abbog, flogen mir meine Haare ins Gesicht.
    Auf einer Lichtung hörten Norths Spuren plötzlich auf, und auch die Glocke war nicht mehr zu hören. Ich sah mich um.
Er musste gesprungen sein, das war die einzige Erklärung. Entweder das, oder er war auf einen der Bäume geklettert.
    Ich überquerte die Lichtung und sah mich auch dort um. Nichts. Nicht einmal ein Hase oder ein Vogel.
    Aber unter meinen Füßen hatte sich etwas verändert. Sogar durch meine ledernen Stiefel konnte ich ein Gefühl wie kühle Seide an meinen Fußsohlen spüren. Der Nebel hatte sich gesenkt und schwebte nun wie ein weißer See um meine Knöchel.
    Wenn ich mich bewegte, bewegte sich auch der Nebel. Obwohl es völlig ruhig war, wirbelte er auf und sammelte sich wieder zwischen den Bäumen. Dann fuhr ein Windstoß durch die Bäume, umspielte meinen Rock und fuhr mir durch die Haare.
    Ich machte einen Schritt zurück. Ein eisiger Schauer lief mir den Rücken hinunter.
    Da packte mich eine kalte Hand am Arm, und ich konnte einen Schrei nicht

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