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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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richtig, ihm diese Ehre zu erweisen. «
    »Die Talismane …«, begann ich. »Jeder von ihnen kann also nur eine Art von Magie hervorbringen?«
    »Ganz genau. Es geht dabei vor allem darum, die Elemente zu lenken und den Talisman in das Element zu verwandeln, das er anzieht. Den Talisman wählt der Meister für den Lehrling aus, und das Element, das dieser Talisman anzieht, wird dann das Fachgebiet des jungen Zauberers.«
    »Und die Umhänge wurden von allen Arten der Magie angezogen? «, fragte ich. »Das war ja eine glückliche Fügung für dich.«
    North lachte. »Ja, aber ich war nicht gerade begeistert, als ich an meinem vierzehnten Geburtstag ein Stück roter Wolle überreicht bekam. Vor allem nicht, als Oliver von unserem Meister ein Schwert bekommen hat. Das hat Oliver mich nie vergessen lassen, auch nicht, als ich die beiden schon längst verlassen hatte.«
    »Männer«, sagte ich kopfschüttelnd. »Hast du deine Ausbildung mit vierzehn beendet?«
    »Ja«, antwortete er. »Oliver ist nach Provincia gegangen, um der Garde beizutreten, und ich habe einen so großen Bogen um die Hauptstadt gemacht wie nur möglich.«
    Ich fing bei der Farbe des obersten Umhangs an und arbeitete mich nach unten durch. Der schwarze Umhang, der es uns erlaubte, alle Elemente miteinander zu verbinden, und durch sie zu reisen, sah am schlimmsten aus. Er war fast der Länge nach durchgerissen. Als Nächstes kam Rot, Feuer, dem es nicht viel besser ergangen war. Gelb, Licht und Luft, war unversehrt bis auf einen Brandfleck, den auch ich nicht reparieren konnte. Blau, Wasser, eine abgerissene Ecke. Und schließlich Grün, Erde, drei große Risse.

    Wie oft würde ich diese Arbeit wohl noch wiederholen müssen?
    Ich war erst seit wenigen Wochen bei ihm, und meine Stiche zogen sich schon kreuz und quer über jeden von Norths Umhängen. Nähen war nicht einmal annähernd dasselbe wie Weben. Beim Weben erschuf man etwas Neues, ein Muster oder ein Bild entstand und entwickelte eigenes Leben. Ausbessern war kaum mehr als eine Beleidigung für einen ohnehin schon ramponierten Stoff. Wenn ich Glück hatte, blieb es bei einem Umhang am Tag, aber fünf brachten mir Krämpfe in den Fingern und schmerzende Augen.
    »Wäre es möglich, einen Umhang zu besitzen, der fähig ist, alle Arten von Magie zu vereinen?«
    North machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich habe gelesen, dass es so etwas schon gegeben haben soll, aber ich habe noch nie einen Umhang gefunden, in dem jede Farbe in genau gleichem Maße vorhanden war, und ich könnte mir ganz sicher nie leisten, einen in Auftrag zu geben. Aber möglich ist es ganz bestimmt.«
    Der grüne Umhang entglitt mir und sank zu Boden. Wäre das nicht die Lösung? Für seine Probleme ebenso wie für meine? Ein einziger neuer Umhang konnte alle Farben beinhalten und würde den Wechsel zwischen den dünnen, abgewetzten Stoffen überflüssig machen. Ich konnte schon vor mir sehen, wie er aussehen würde, mit Motiven von Drachen bis hin zu grün schimmernden Gräsern und Bergen geschmückt. Er würde robust und hervorragend verarbeitet sein. Die Rettung für seine Haut und meine Geduld! Solange ich den Überblick darüber behielt, wie viel Garn ich von jeder Farbe verwendete, wäre es möglich.
    Ich sah meinen Webrahmen an und hatte das Gefühl, als schiene der Mond genau darauf. Es wäre ein sehr persönliches
Geschenk, aber wie oft hatte ich für meine Freunde schon etwas gewebt? Henry hatte mindestens drei Decken, die anderen Jungen im Dorf hatten alles von Socken bis Mützen. Warum also fühlte es sich jetzt so anders an?
    »Syd?«, murmelte North und drehte sich wieder zu mir um. »Hör für heute auf. Sie sind gut genug.«
    Ich pustete mir eine Locke aus dem Gesicht. »Ich dachte, du schläfst schon.«
    »Ich kann in letzter Zeit nicht gut einschlafen«, erwiderte er.
    »Ich habe vielleicht noch etwas von dem Schlaftrunk in meiner Tasche«, sagte ich.
    North verzog das Gesicht. »Ich meinte eigentlich nur, dass ich draußen nicht mehr so gut schlafe.«
    Ich legte die Umhänge zusammen. »War das früher anders? «
    Er schwieg so lange, dass ich wieder dachte, er wäre eingeschlafen. Ich breitete die Decke aus, die mir meine Mutter in aller Eile eingepackt hatte. Gegen den nahenden Winter konnte sie nicht viel ausrichten, aber sie war besser als nichts.
    »Als ich noch jünger war, direkt nach meiner Ausbildung«, kam es dann leise aus der Dunkelheit. »Ich hatte nie genug Geld, um mir ein Zimmer leisten zu

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