Aus Licht gewoben
hintreten. Es wäre äußerst lästig, wenn wir Ihre Leiche aus einer Schneewehe ausgraben müssten.«
»Ich werde mich bemühen, Ihnen das zu ersparen«, sagte ich trocken, nahm mir eine herumliegende Decke und wickelte mich hinein. Nachdem ich die Stiefel angezogen und meine Haare zusammengebunden hatte, trat ich in die unbekannte weiße Welt hinaus.
Ich musste etwas erledigen und, was noch viel wichtiger war, über einiges nachdenken.
Als ich später Lady Aphra dabei half, Elixiere und Tränke herzustellen, ließen mich Pascals Worte noch immer nicht los. Sie sind ebenfalls Zauberin, Sie haben die Macht, mit Faden und Farben Muster und Bilder zu erschaffen.
»Sie haben in der kurzen Zeit überraschend viele Rezepte gelernt«, stellte Lady Aphra fest. »Was hat Sie darauf gebracht?«
» Am Anfang wollte ich vor allem herausfinden, was North vor mir zu verbergen hatte«, gab ich zu. »Außerdem brauche ich dabei seine Hilfe nicht, und es fällt mir leicht.«
»Wayland weiß es sicher zu schätzen«, sagte Lady Aphra. »Er hatte nie besonderes Talent dazu. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein etwas ausführlicheres Buch zu dem Thema
geben. Es ist zwar schon ziemlich alt, hat mir aber immer gute Dienste geleistet. Ich glaube nicht, dass ich noch viel daraus lernen kann.«
Ich nickte. »Wenn Sie es wirklich nicht mehr brauchen, würde ich mich darüber sehr freuen.«
Sie tippte sich an die Schläfe. »Es ist alles hier oben drin. Das bringen die Jahre so mit sich.«
Als ich noch einen Spaziergang machte, hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit den Eisplatten unter meinen Füßen, und der Saum meines Rocks bekam eine Schlammkruste. Ich blieb nicht lange im Freien, und als ich zurückkam, schloss ich die Tür des kleinen Hauses leise hinter mir. Die warme Luft brachte meine eiskalte Haut zum Kribbeln, und das Gefühl war herrlich.
»Ist das wirklich wichtig?«, war Norths Stimme aus dem anderen Zimmer zu vernehmen. »Ich habe es doch schon gesagt: Ich habe es versucht, und es ist nichts passiert, absolut gar nichts.«
»Hast du auch frisches genommen?«, wollte Pascal wissen. »Ich glaube nicht, dass dieses hier noch wirkt.«
»Einmal, und das hat gereicht, um zu erkennen, dass die nötige Menge tödlich wäre«, erwiderte North.
»Es könnte unsere einzige Gelegenheit sein«, sagte Pascal. »In deinem ersten Brief schienst du nicht so dagegen zu sein.«
»Die Lage hat sich geändert.« North klang angespannt. »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Reise nach Provincia noch die Mühe lohnt. Wenn sie von dem Dschinx erfahren, ist alles vorbei.«
»Dann hast du nur noch die Wahl zwischen Tod und Unterwerfung«, sagte Pascal. »Also kannst du es genauso gut jetzt benutzen.«
Ich trat ein, doch die Zauberer bemerkten mich nicht. Sie
kauerten am Feuer und waren über leere Flaschen, Kräuter und North fleckiges Taschentuch gebeugt.
»Worüber sprecht ihr?«, fragte ich schließlich. Meine eigene Stimme kam mir sehr laut vor. »Was tut ihr da?«
»Nichts«, sagte North. »Wir müssen aufbrechen. Hol deine Sachen.«
»Jetzt?«
»Sofort«, antwortete er und warf seinem Meister einen kalten Blick zu. »Hier haben wir jedenfalls genug Zeit verschwendet. Owain wartet sicher schon auf uns.«
»Da wird er nicht der Einzige sein«, gab Pascal zu bedenken, als ich vorsichtig den Umhang abnahm und meinen Webrahmen auseinanderbaute. North stand schon mit meinem Beutel in der Hand an der Tür.
»Wayland«, sagte Pascal. »Du musst es jetzt tun, bevor Dorwan euch einholt. Bevor der Kampf beginnt.«
Hastig band ich die Leisten aneinander, während Norths Blick mir auf dem Rücken brannte.
»Wenn es nach mir geht, wird es nicht zum Kampf kommen«, erwiderte er scharf. Ich trat neben ihn und löste seine Finger sanft vom Riemen meiner Tasche. Pascal blieb auf den Knien neben dem Feuer sitzen.
»Ich werde dich nicht verlieren wie deinen Vater!«
»Wenn du glaubst, ich wäre zu so etwas fähig«, sagte North, »dann hast du mich längst verloren.«
» Wayland! «
North schob mich vor sich her aus dem Cottage und schlug die Tür hinter uns zu. Wir verabschiedeten uns nicht einmal mehr von Lady Aphra. Ich wollte zurückblicken, doch er hielt mich davon ab und führte mich den langen Weg den Hügel hinab. Ich spürte die vertraute Wärme seiner Hand, als er sie in meine schob.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte ich. »Was ist denn passiert?«
Seine dunklen Augen blieben auf unsere verschlungenen Finger
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