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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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wohl noch ein paar Tage dauern. Das Gift muss erst deinen Körper verlassen.«
    »Gift?«
    »Pascal, lassen wir sie doch einen Moment allein«, sagte Lady Aphra und deutete mit dem Kopf Richtung Tür. »Ich brauche deine Hilfe beim Schneeschaufeln.«
    »Schnee?«, flüsterte ich.
    »Es hat letzte Nacht einen ziemlichen Schneesturm gegeben«, antwortete North und strich mir eine Locke aus dem Gesicht.
    Beim Anblick meines Webrahmens schluckte ich mühsam. »War es meine Schuld?«
    North holte den Wasserkrug und half mir dabei, mich aufzurichten, damit ich trinken konnte.
    »War es meine Schuld?«, wiederholte ich, diesmal mit festerer Stimme. »Habe ich den Sturm ausgelöst?«
    North runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?«
    »Die Fäden«, erklärte ich, aber es war zwecklos. North schüttelte nur den Kopf.
    »Wenn du dich besser fühlst, nehme ich dich mit nach draußen«, sagte er. »Ich werde versuchen, Owain einen Brief zukommen zu lassen und erklären, dass wir vielleicht einen Tag später eintreffen.«
    »Nein«, widersprach ich entsetzt und versuchte mich aufzurichten. Mein Kopf hämmerte. »Ich schaffe das jetzt auch. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    North schüttelte den Kopf. »Es wird noch ein oder zwei Tage dauern, bis du kräftig genug bist, um zu reisen. Ich habe
dir versprochen, dass wir rechtzeitig dort sind, und dieses Versprechen gedenke ich einzuhalten.«
    »Ich verlasse mich darauf«, sagte ich und bemühte mich um ein Lächeln. North wandte den Blick ab.
    »Ich muss dir etwas sagen«, begann er dann mit angespannter Stimme. »Das Gift, es war das gleiche Gift, an dem der König gestorben ist.«
    »Aber wie …?« Mir wurde schwindelig. »Du hast mich gerettet. Warum musste er sterben, wenn doch so viele Zauberer in der Nähe waren?«
    »Weil nur ich weiß, wer das Gift gemacht hat. Und ich bin auch der Einzige, der gesehen hat, wie er das Gegengift hergestellt hat. Es ist ein Gift der Heckengemeinschaften.«
    »Dorwan? Bist du dir ganz sicher?« Trotz des knappen Nickens verrieten Norths Augen nur zu deutlich, wie er sich fühlte. Hatte er es die ganze Zeit gewusst? War das der wirkliche Inhalt der Nachricht, die wir zur Hauptstadt brachten?
    »Als wir Kinder waren, haben wir eine Weile viel Zeit miteinander verbracht. Ich habe ihn überhaupt nur kennengelernt, weil ich spionieren wollte und in der Nähe einer der Heckengemeinschaften nach Informationen gesucht habe. Er hat mir alles gezeigt. Und er hat mir viele Gifte und Kunstgriffe gezeigt, von denen er dachte, sie könnten mir gefallen«, sagte North. »Ich glaube, er dachte, wir wären uns ähnlich, und dass ich sie zu schätzen wissen würde. Das ist sehr lange her.«
    »Und es ist ganz sicher das gleiche Gift?«, fragte ich. »Der Plan war perfekt«, sagte North. »Da niemand das Gift kannte, nahm man an, es müsse aus dem Ausland kommen.«
    »Und dass Auster dahintersteckte«, beendete ich seinen Satz. »Er hat es geschafft, alle zu täuschen. Wie konnte so etwas nur passieren?«
    »Es konnte passieren, weil ich dem Ganzen nicht schon vor
Jahren ein Ende bereitet habe«, sagte North wütend. »Ich habe das Ausmaß seines Hasses unterschätzt. Dass er zu so etwas fähig wäre …«
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte ich beschwichtigend. Meine Lider wurden langsam schwer. Einen Moment lang sagte er nichts, dann fühlte ich, wie seine spröden Lippen sanft meine Wange streiften.
    »Ruh dich aus, Syd«, sagte er. Wieder sank ich in traumlosen Schlaf.
     

     
    Der lange Schlaf war der Grund, dass meine Glieder schmerzten und steif waren, als ich erwachte. Ich wusste, dass ein weiterer Tag vorübergezogen war, ein Tag, den wir hätten nutzen müssen.
    Als ich mich im Zimmer umsah, fühlte ich mich erstaunlich munter. Die kühle Luft war eine willkommene Abwechslung zu der Wärme meiner Decken.
    »North?«, flüsterte ich.
    Von draußen vernahm ich einen gedämpften Knall. Meine Beine waren wacklig, als ich aufstand, aber ich bot all meine Willenskraft auf, um bis zum Fenster zu gehen. Ich stieß es auf und streckte meinen Kopf in die eisige Luft hinaus.
    Es hatte zu dämmern begonnen, doch der alte Zauberer und sein einstiger Lehrling standen knietief im Schnee. Rings um North waren braune Flecken von Erde und Gras zu sehen, aber abgesehen davon war der Schnee unberührt und zu kleinen Schneeverwehungen aufgetürmt.
    Ich streckte die Hand aus dem Fenster und konnte ein Grinsen kaum unterdrücken, als

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