Aus Licht gewoben
zusammen.
»Wahrscheinlich draußen, auf der Suche nach Dorwan«, antwortete er schroff.
Ich betrachtete die Tasse in meiner Hand und die kleinen blauen Blumen darauf.
»Warum bilden Sie ihn weiter aus?«, fragte ich, als das Schweigen unerträglich wurde.
»Es gibt Mittel und Wege, wie Zauberer einander aufspüren und verfolgen können«, antwortete Pascal. Er goss uns Kaffee ein. »Sie sind schwer zu erlernen, aber es führt kein Weg daran vorbei, egal ob er Dorwan nun einen Schritt vorausbleiben möchte oder sich ihm stellen will.«
»Es schien ihm Schmerzen zu bereiten«, bemerkte ich.
»Er musste gegen sich selbst ankämpfen«, erklärte Pascal. »Mit den Jahren hat er sich mehr und mehr eingeredet, dass Magie nichts anderes als Schmerz und Zerstörung bedeutet, und es ist schwierig, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Vor allem nach dem, was ihm und seinem Vater geschehen ist.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Haben Sie ihn denn nicht nach den Lehren Astraeas ausgebildet?«
»Das sind Mythen«, erwiderte Pascal. »In Wirklichkeit ist Magie kaum mehr als ein Fluch.«
»Es sind keine Mythen!«, empörte ich mich.
Pascal hob beschwichtigend die Hand. »Sie dürfen glauben, was Sie möchten, aber eines steht fest, Miss Mirabil: Magie ist eine große Verantwortung, eine Last und eine Verpflichtung. Man ist ein Sklave seines Glaubens und seines Landes. Man hat keine Wahl. Hätten wir eine, würde sich kaum einer von uns dafür entscheiden.«
»Einige Zauberer scheinen die Macht aber zu genießen«, wandte ich ein.
»Dorwan?«, sagte Pascal. »Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob sie für ihn nicht auch eher eine Last ist. Nach allem, was mir Wayland erzählt hat, wurde es ihm aufgrund seiner Erziehung durch Heckenhexen untersagt, an den Duellen zur Bestimmung der Rangfolge teilzunehmen. Als Erwachsener passte er dann in keine der beiden Welten. Er stand zwischen seinen Wünschen und dem, was für ihn tatsächlich erreichbar war. Vielleicht ist Wayland auch deshalb so lange bei ihm geblieben, weil sie beide auf gewisse Weise Ausgestoßene waren. «
»Sie haben sicher sechs oder sieben Monate miteinander verbracht, bevor Wayland endgültig fortgegangen ist. Dorwan ist daraufhin verschwunden und erst einige Monate später in
Provincia wieder aufgetaucht, wo er eine Unterredung mit der Königlichen Hofzauberin verlangt hat. Die hat sie ihm allem Anschein nach verweigert.«
»Wie lange ist das her?«, fragte ich.
»Zwei Jahre, wenn ich mich recht erinnere. Es war kurz nachdem die Königliche Hofzauberin ihren Amtseid geleistet hatte.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass North sich jemals mit einem Zauberer wie Dorwan abgeben würde. Sie sind so unterschiedlich.«
»Unterschiede in der Erziehung führen auch zu unterschiedlichen Entscheidungen«, sagte Pascal und kratzte sich am Kopf. »Man kann sich vielleicht seine Eltern nicht aussuchen oder ob man magische Fähigkeiten hat, aber wie man sich verhält, kann jeder Mensch selbst entscheiden.«
Unsicher, wie ich meine nächste Frage formulieren sollte, stellte ich meine leere Tasse ab. »Glauben Sie, dass jemand magische Fähigkeiten besitzen kann, von denen er nichts weiß?«
»Möglich ist alles. Nehmen wir zum Beispiel Oliver. Er hätte seine Fähigkeiten niemals entdeckt, wenn Wayland ihm nicht in der Stadt begegnet wäre und mich angefleht hätte, ihn auszubilden.«
»Aber wäre es möglich, dass ein Mensch diese Fähigkeiten nutzt, ohne es zu wissen?«, fragte ich. »Ist das irgendwann schon einmal passiert?«
Pascal sah mich eindringlich an. »Möglich ist es bestimmt, aber es wäre ausgesprochen schwierig, die Kontrolle über sie zu erlangen. Magie existiert immer und überall. Sie verlässt uns niemals, selbst wenn sie uns bestrafen und unterwerfen kann, falls wir nicht lernen, sie zu kontrollieren. Sie ist ein Werkzeug, wie Ihr Webrahmen.«
Pascal warf einen Blick auf den halbfertigen Umhang. »Sie
sind ebenfalls Zauberin, Sie haben die Macht, mit Faden und Farben Muster und Bilder zu erschaffen«, fuhr er fort.
Etwas an seinen Worten hatte einen Nerv bei mir getroffen, und ehe ich es bemerkte, war ich aufgesprungen.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte er erstaunt.
»Nur ein wenig nach draußen«, sagte ich. »Ich wollte ein bisschen im Schnee spazieren gehen, bevor er wieder schmilzt. Sagen Sie North Bescheid, wo ich bin?«
Er nickte. »Gehen Sie nicht zu weit vom Haus weg. Und passen Sie auf, wo Sie
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