Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
Vom Netzwerk:
ich endlich den Tränen freien Lauf lassen.
    Als hätte er es bis in seinen tiefen Schlaf gespürt, drehte sich North zu mir um, bis unsere Gesichter sich so nah waren, dass sie sich fast berührten.
    »Sydelle«, wisperte er leise und streckte die Arme nach mir aus.
     

     
    Sorgsam stellte ich eine größere Menge Schlaftrunk her. Als ich mir schließlich sicher war, die richtige Zusammensetzung gefunden zu haben, stellte ich die Schüssel beiseite und ging zu den anderen.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Pascal, der wie ein Wächter draußen vor der Tür saß. Als sie seine Stimme hörte, kam auch Lady Aphra aus ihrem Zimmer auf uns zu.
    »Er schläft jetzt«, sagte ich. »Aber er wollte das Elixier nicht nehmen.«
    »Jemand sollte diesem Jungen mal etwas Verstand beibringen«, sagte Pascal. »Sich in solch einer Situation zu weigern …«
    Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Norths gequältes Gesicht wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.
    »Ich werde nach Provincia gehen«, teilte ich den anderen mit.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Pascal bestimmt. »Es ist viel zu gefährlich für Sie, alleine zu reisen. Vor allem jetzt, wo so viele Männer auf dem Weg in die Hauptstadt sind. Die Prima Road ist schon ohne dieses ganze Gedränge gefährlich genug.«
    »Ich werde vorsichtig sein. North ist einfach nicht in der Verfassung, jetzt eine so weite Reise zu unternehmen. Falls Sie sich Sorgen machen, können Sie mich natürlich gerne begleiten.
Wenn wir reiten, sollten wir noch rechtzeitig dort ankommen. «
    »Wayland hat doch gesagt, Owain wäre schon vorausgeritten«, entgegnete Pascal. »Er kann der Königlichen Hofzauberin die Nachricht überbringen.«
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass man ihm einfach so glauben wird?«, fragte ich. »North hat Beweise. Sie sind alle in seinem Notizbuch. Wenn ich dafür sorgen kann, dass sie in die richtigen Hände gelangen, wäre das weitaus wirkungsvoller. «
    »Diese verrückte Idee können Sie sich ganz schnell wieder aus dem Kopf schlagen«, sagte er. »Ich bleibe an Waylands Seite, bis er wieder vollkommen gesund ist, und Sie gehen auf keinen Fall alleine, ganz ohne Schutz.«
    »Dann geben Sie mir ein Schwert!«
    Ich bebte vor Zorn. Nachdem wir so weit gekommen waren und North wegen meiner Dummheit fast gestorben wäre, musste ich einfach etwas tun.
    In meiner Vorstellung sah ich Cliffton brennen, verfallen, North wehrlos gegen Dorwans Magie. Um mich herum geriet die Welt aus den Fugen, und ich konnte nur hilflos zusehen.
    »Pascal«, flehte ich. »Bitte.«
    »Sie brauchen mich nicht noch einmal zu fragen«, erklärte er mit rauer Stimme. »Sie können gehen, sobald Wayland dazu in der Lage ist.«
    Damit ging er an mir vorbei und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Wie angewurzelt blieb ich stehen, kaum fähig mich zu beherrschen. Warum konnte er nur nicht begreifen, dass es keine Zeit zu verlieren gab? Lady Aphra war während unseres Wortwechsels still geblieben, doch jetzt legte sie mir eine Hand auf die Schulter.

    »Sind Sie bereit, all Ihren Mut zusammenzunehmen?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Natürlich«, antwortete ich. »Ich bin zu allem bereit.«
    Sie lächelte. »Genau diese Antwort hatte ich mir erhofft.«
     

     
    Am nächsten Morgen, ich war gerade in die kleine Landkarte von Palmarta vertieft, die auf der Innenseite des Einbandes des Zaubererhandbuches abgebildet war, schlug North mit einem leisen Stöhnen die Augen auf. Pascal war fortgegangen, um den Dorf bewohnern in Lady Aphras Auftrag beim Schneeräumen zu helfen. Grummelnd hatte sich der alte Mann gewehrt, schließlich aber doch seinen Platz an Norths Seite aufgegeben.
    »Syd«, sagte North. Seine Stimme war so schwach, dass ich mich zu ihm hinunterbeugen musste, um ihn überhaupt zu verstehen. »Wo bin ich?«
    »Arcadia«, antwortete ich. »Pascal und ein paar der anderen Männer haben dich wieder hierhergebracht.«
    Er nickte und schluckte schwer.
    »Warum bist du zurückgegangen?«, fragte ich. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Wollte ihn töten … zu gefährlich«, flüsterte er und rieb sich das Gesicht. »Als ich zurückkam, war er schon fort, aber ich konnte nicht die ganze Strecke bis nach Arcadia springen. Ziemlich peinlich, oder?«
    Ich schenkte ihm ein mattes Lächeln, und er versuchte es zu erwidern.
    »Ganz und gar nicht. Möchtest du etwas zu trinken?«
    »Wasser«, bat er. Ich goss ihm ein Glas voll, und er

Weitere Kostenlose Bücher